Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

ZWEITE IDYLLE
Pflänzlingen auch, und Spargel, und Blu-
menkohl und Melonen!
Was? und den baaren Gewinn, wie erhöht
ihn die Lust, durch Beispiel,
Rath und That, zum Fleisse das willige
Dorf zu ermuntern!
Sohn, er ehrt mein Geschenk: als Braut-
schaz nehm' er den Lüder!
Freundlich die Wang' ihm klopfend, be-
gann die verständige Hausfrau: 145
Vater, du kommst auch sogleich mit der
Wirtschaft! War es die Nacht kalt,
Lieber Sohn? Wie verdriesslich sein Pre-
digeramt ihn einschränkt!
Nachts fünf Meilen zu fahren durch Thau
und kältende Nebel,
Seiner Braut zum Besuch, wie gewissen-
haft! Konnte der Küster

ZWEITE IDYLLE
Pflänzlingen auch, und Spargel, und Blu-
menkohl und Melonen!
Was? und den baaren Gewinn, wie erhöht
ihn die Luſt, durch Beiſpiel,
Rath und That, zum Fleiſse das willige
Dorf zu ermuntern!
Sohn, er ehrt mein Geſchenk: als Braut-
ſchaz nehm’ er den Lüder!
Freundlich die Wang’ ihm klopfend, be-
gann die verſtändige Hausfrau: 145
Vater, du kommſt auch ſogleich mit der
Wirtſchaft! War es die Nacht kalt,
Lieber Sohn? Wie verdrieſslich ſein Pre-
digeramt ihn einſchränkt!
Nachts fünf Meilen zu fahren durch Thau
und kältende Nebel,
Seiner Braut zum Beſuch, wie gewiſſen-
haft! Konnte der Küſter

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0105" n="93"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">ZWEITE IDYLLE</hi></fw><lb/>
Pflänzlingen auch, und Spargel, und Blu-<lb/>
menkohl und Melonen!<lb/>
Was? und den baaren Gewinn, wie erhöht<lb/>
ihn die Lu&#x017F;t, durch Bei&#x017F;piel,<lb/>
Rath und That, zum Flei&#x017F;se das willige<lb/>
Dorf zu ermuntern!<lb/>
Sohn, er ehrt mein Ge&#x017F;chenk: als Braut-<lb/>
&#x017F;chaz nehm&#x2019; er den Lüder!<lb/>
Freundlich die Wang&#x2019; ihm klopfend, be-<lb/>
gann die ver&#x017F;tändige Hausfrau: <lb n="145"/>
Vater, du komm&#x017F;t auch &#x017F;ogleich mit der<lb/>
Wirt&#x017F;chaft! War es die Nacht kalt,<lb/>
Lieber Sohn? Wie verdrie&#x017F;slich &#x017F;ein Pre-<lb/>
digeramt ihn ein&#x017F;chränkt!<lb/>
Nachts fünf Meilen zu fahren durch Thau<lb/>
und kältende Nebel,<lb/>
Seiner Braut zum Be&#x017F;uch, wie gewi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
haft! Konnte der Kü&#x017F;ter<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[93/0105] ZWEITE IDYLLE Pflänzlingen auch, und Spargel, und Blu- menkohl und Melonen! Was? und den baaren Gewinn, wie erhöht ihn die Luſt, durch Beiſpiel, Rath und That, zum Fleiſse das willige Dorf zu ermuntern! Sohn, er ehrt mein Geſchenk: als Braut- ſchaz nehm’ er den Lüder! Freundlich die Wang’ ihm klopfend, be- gann die verſtändige Hausfrau: 145 Vater, du kommſt auch ſogleich mit der Wirtſchaft! War es die Nacht kalt, Lieber Sohn? Wie verdrieſslich ſein Pre- digeramt ihn einſchränkt! Nachts fünf Meilen zu fahren durch Thau und kältende Nebel, Seiner Braut zum Beſuch, wie gewiſſen- haft! Konnte der Küſter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_luise_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_luise_1795/105
Zitationshilfe: Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_luise_1795/105>, abgerufen am 24.11.2024.