Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.LUISE Doch zur Noth die Gemein' aus dem red-lichen Brückner erbauen! 150 Trinkt mein Sohn auch ein Gläschen fürs nüchterne? oder nur Kaffe? Ihr antwortete drauf der edle beschei- dene Walter: Kaffe nur, liebe Mama. Mir ist schaude- rig; war es die Nacht gleich Heiter und schwül, und lockte die Nach- tigall aus den Gebüschen, Während am Rande der Mond blutroth in Gedüst hinabglitt, 155 Und vor dem Wetterleuchten die Pferd' oft stuzten am Wagen. Doch als eben der Tag andämmerte, weht' es empfindlich Über den See, bis die Sonne, mit liebli- chen Stralen sich hebend, LUISE Doch zur Noth die Gemein’ aus dem red-lichen Brückner erbauen! 150 Trinkt mein Sohn auch ein Gläschen fürs nüchterne? oder nur Kaffe? Ihr antwortete drauf der edle beſchei- dene Walter: Kaffe nur, liebe Mama. Mir iſt ſchaude- rig; war es die Nacht gleich Heiter und ſchwül, und lockte die Nach- tigall aus den Gebüſchen, Während am Rande der Mond blutroth in Gedüſt hinabglitt, 155 Und vor dem Wetterleuchten die Pferd’ oft ſtuzten am Wagen. Doch als eben der Tag andämmerte, weht’ es empfindlich Über den See, bis die Sonne, mit liebli- chen Stralen ſich hebend, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0106" n="94"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">LUISE</hi></fw><lb/> Doch zur Noth die Gemein’ aus dem red-<lb/> lichen Brückner erbauen! <lb n="150"/> Trinkt mein Sohn auch ein Gläschen fürs<lb/> nüchterne? oder nur Kaffe?<lb/> Ihr antwortete drauf der edle beſchei-<lb/> dene Walter:<lb/> Kaffe nur, liebe Mama. Mir iſt ſchaude-<lb/> rig; war es die Nacht gleich<lb/> Heiter und ſchwül, und lockte die Nach-<lb/> tigall aus den Gebüſchen,<lb/> Während am Rande der Mond blutroth<lb/> in Gedüſt hinabglitt, <lb n="155"/> Und vor dem Wetterleuchten die Pferd’<lb/> oft ſtuzten am Wagen.<lb/> Doch als eben der Tag andämmerte, weht’<lb/> es empfindlich<lb/> Über den See, bis die Sonne, mit liebli-<lb/> chen Stralen ſich hebend,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [94/0106]
LUISE
Doch zur Noth die Gemein’ aus dem red-
lichen Brückner erbauen! 150
Trinkt mein Sohn auch ein Gläschen fürs
nüchterne? oder nur Kaffe?
Ihr antwortete drauf der edle beſchei-
dene Walter:
Kaffe nur, liebe Mama. Mir iſt ſchaude-
rig; war es die Nacht gleich
Heiter und ſchwül, und lockte die Nach-
tigall aus den Gebüſchen,
Während am Rande der Mond blutroth
in Gedüſt hinabglitt, 155
Und vor dem Wetterleuchten die Pferd’
oft ſtuzten am Wagen.
Doch als eben der Tag andämmerte, weht’
es empfindlich
Über den See, bis die Sonne, mit liebli-
chen Stralen ſich hebend,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/voss_luise_1795 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/voss_luise_1795/106 |
Zitationshilfe: | Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_luise_1795/106>, abgerufen am 16.02.2025. |