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Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781.

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Zehnter Gesang.
Diesen führte ich selbst, der edle Eurülochos jenen. 205
Eilend schüttelten wir im ehernen Helme die Loose;
Und das Loos des beherzten Eurülochos sprang aus dem Helme.
Dieser machte sich auf mit zweiundzwanzig Gefährten;
Weinend gingen sie fort, und verließen uns traurend am Ufer.

Und sie fanden im Thal des Gebirgs die Wohnung der Kirkä, 210
Von gehauenen Steinen, in weitumschauender Gegend.
Ihn umwandelten rings Bergwölfe und mähnichte Löwen,
Durch die verderblichen Säfte der mächtigen Kirkä bezaubert.
Diese sprangen nicht wild auf die Männer, sondern sie stiegen
Schmeichelnd an ihnen empor mit langen wedelnden Schwänzen. 215
Also umwedeln die Hunde den Hausherrn, wenn er vom Schmause
Wiederkehrt; denn er bringt beständig leckere Bißen:
Also umwedelten sie starkklauige Löwen und Wölfe.
Aber sie fürchteten sich vor den schrecklichen Ungeheuern.
Und sie standen am Hofe der schöngelocketen Göttin, 220
Und vernahmen im Haus' anmutige Melodieen.
Singend webete Kirkä den großen unsterblichen Teppich,
Fein und lieblich und glänzend, wie aller Göttinnen Arbeit.
Unter ihnen begann der Völkerführer Politäs,
Welcher der liebste mir war und geehrteste meiner Genoßen: 225

Freunde, hier wirket jemand, und singt am großen Gewebe
Reizende Melodieen, daß rings das Getäfel ertönet;
Eine Göttin, oder ein Weib! Wir wollen ihr rufen!

Also sprach Politäs; die Freunde gehorchten, und riefen.
Jene kam, und öffnete schnell die stralende Pforte, 230
Nöthigte sie; und alle, die Unbesonnenen, folgten.
Nur Eurülochos blieb, denn er vermutete Böses.

Zehnter Geſang.
Dieſen fuͤhrte ich ſelbſt, der edle Euruͤlochos jenen. 205
Eilend ſchuͤttelten wir im ehernen Helme die Looſe;
Und das Loos des beherzten Euruͤlochos ſprang aus dem Helme.
Dieſer machte ſich auf mit zweiundzwanzig Gefaͤhrten;
Weinend gingen ſie fort, und verließen uns traurend am Ufer.

Und ſie fanden im Thal des Gebirgs die Wohnung der Kirkaͤ, 210
Von gehauenen Steinen, in weitumſchauender Gegend.
Ihn umwandelten rings Bergwoͤlfe und maͤhnichte Loͤwen,
Durch die verderblichen Saͤfte der maͤchtigen Kirkaͤ bezaubert.
Dieſe ſprangen nicht wild auf die Maͤnner, ſondern ſie ſtiegen
Schmeichelnd an ihnen empor mit langen wedelnden Schwaͤnzen. 215
Alſo umwedeln die Hunde den Hausherrn, wenn er vom Schmauſe
Wiederkehrt; denn er bringt beſtaͤndig leckere Bißen:
Alſo umwedelten ſie ſtarkklauige Loͤwen und Woͤlfe.
Aber ſie fuͤrchteten ſich vor den ſchrecklichen Ungeheuern.
Und ſie ſtanden am Hofe der ſchoͤngelocketen Goͤttin, 220
Und vernahmen im Hauſ' anmutige Melodieen.
Singend webete Kirkaͤ den großen unſterblichen Teppich,
Fein und lieblich und glaͤnzend, wie aller Goͤttinnen Arbeit.
Unter ihnen begann der Voͤlkerfuͤhrer Politaͤs,
Welcher der liebſte mir war und geehrteſte meiner Genoßen: 225

Freunde, hier wirket jemand, und ſingt am großen Gewebe
Reizende Melodieen, daß rings das Getaͤfel ertoͤnet;
Eine Goͤttin, oder ein Weib! Wir wollen ihr rufen!

Alſo ſprach Politaͤs; die Freunde gehorchten, und riefen.
Jene kam, und oͤffnete ſchnell die ſtralende Pforte, 230
Noͤthigte ſie; und alle, die Unbeſonnenen, folgten.
Nur Euruͤlochos blieb, denn er vermutete Boͤſes.

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[191/0197] Zehnter Geſang. Dieſen fuͤhrte ich ſelbſt, der edle Euruͤlochos jenen. Eilend ſchuͤttelten wir im ehernen Helme die Looſe; Und das Loos des beherzten Euruͤlochos ſprang aus dem Helme. Dieſer machte ſich auf mit zweiundzwanzig Gefaͤhrten; Weinend gingen ſie fort, und verließen uns traurend am Ufer. 205 Und ſie fanden im Thal des Gebirgs die Wohnung der Kirkaͤ, Von gehauenen Steinen, in weitumſchauender Gegend. Ihn umwandelten rings Bergwoͤlfe und maͤhnichte Loͤwen, Durch die verderblichen Saͤfte der maͤchtigen Kirkaͤ bezaubert. Dieſe ſprangen nicht wild auf die Maͤnner, ſondern ſie ſtiegen Schmeichelnd an ihnen empor mit langen wedelnden Schwaͤnzen. Alſo umwedeln die Hunde den Hausherrn, wenn er vom Schmauſe Wiederkehrt; denn er bringt beſtaͤndig leckere Bißen: Alſo umwedelten ſie ſtarkklauige Loͤwen und Woͤlfe. Aber ſie fuͤrchteten ſich vor den ſchrecklichen Ungeheuern. Und ſie ſtanden am Hofe der ſchoͤngelocketen Goͤttin, Und vernahmen im Hauſ' anmutige Melodieen. Singend webete Kirkaͤ den großen unſterblichen Teppich, Fein und lieblich und glaͤnzend, wie aller Goͤttinnen Arbeit. Unter ihnen begann der Voͤlkerfuͤhrer Politaͤs, Welcher der liebſte mir war und geehrteſte meiner Genoßen: 210 215 220 225 Freunde, hier wirket jemand, und ſingt am großen Gewebe Reizende Melodieen, daß rings das Getaͤfel ertoͤnet; Eine Goͤttin, oder ein Weib! Wir wollen ihr rufen! Alſo ſprach Politaͤs; die Freunde gehorchten, und riefen. Jene kam, und oͤffnete ſchnell die ſtralende Pforte, Noͤthigte ſie; und alle, die Unbeſonnenen, folgten. Nur Euruͤlochos blieb, denn er vermutete Boͤſes. 230

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Zitationshilfe: Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781/197>, abgerufen am 24.11.2024.