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Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781.

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Elfter Gesang.
Da begann er und sprach, der hocherleuchtete Seher:

Glückliche Heimfahrt suchst du, o weitberühmter Odüßeus: 100
Aber sie wird dir ein Gott schwer machen; denn nimmer entrinnen
Wirst du dem Erderschüttrer! Er trägt dir heimlichen Groll nach,
Zürnend, weil du den Sohn des Augenlichtes beraubt hast.
Dennoch kämet ihr einst, obzwar unglücklich, zur Heimat,
Möchtest du nur dein Herz und deiner Freunde bezähmen, 105
Wann du jezo, den Schrecken des dunkeln Meeres entfliehend,
Mit dem rüstigen Schiff' an der Insel Thrinakia landest, V. 107.
Und die weidenden Rinder und feisten Schafe da findest,
Heilig dem Sonnengotte, der alles siehet und höret.
Denn so du, eingedenk der Heimkunft, diese verschonest, 110
Könnet ihr einst, obzwar unglücklich, gen Ithaka kommen.
Aber verlezest du sie; alsdann weißag' ich Verderben
Deinem Schiff' und den Freunden. Und wenn du selber entrinnest,
Wirst du doch spät, unglücklich, und ohne Gefährten zur Heimat
Kommen, auf fremdem Schiff', und Elend finden im Hause, 115
Uebermütige Männer, die deine Habe verschlingen,
Und dein göttliches Weib mit Brautgeschenken umwerben:
Aber kommen wirst du, und strafen den Troz der Verräther.
Hast du jezo die Freier, mit Klugheit, oder gewaltsam
Mit der Schärfe des Schwerts, in deinem Palaste getödtet; 120
Siehe dann nim in die Hand ein geglättetes Ruder, und gehe
Fort in die Welt, bis du kommst zu Menschen, welche das Meer nicht
Kennen, und keine Speise gewürzt mit Salze genießen,

V. 107. Thrinakia, Sizilien.
O

Elfter Geſang.
Da begann er und ſprach, der hocherleuchtete Seher:

Gluͤckliche Heimfahrt ſuchſt du, o weitberuͤhmter Oduͤßeus: 100
Aber ſie wird dir ein Gott ſchwer machen; denn nimmer entrinnen
Wirſt du dem Erderſchuͤttrer! Er traͤgt dir heimlichen Groll nach,
Zuͤrnend, weil du den Sohn des Augenlichtes beraubt haſt.
Dennoch kaͤmet ihr einſt, obzwar ungluͤcklich, zur Heimat,
Moͤchteſt du nur dein Herz und deiner Freunde bezaͤhmen, 105
Wann du jezo, den Schrecken des dunkeln Meeres entfliehend,
Mit dem ruͤſtigen Schiff' an der Inſel Thrinakia landeſt, V. 107.
Und die weidenden Rinder und feiſten Schafe da findeſt,
Heilig dem Sonnengotte, der alles ſiehet und hoͤret.
Denn ſo du, eingedenk der Heimkunft, dieſe verſchoneſt, 110
Koͤnnet ihr einſt, obzwar ungluͤcklich, gen Ithaka kommen.
Aber verlezeſt du ſie; alsdann weißag' ich Verderben
Deinem Schiff' und den Freunden. Und wenn du ſelber entrinneſt,
Wirſt du doch ſpaͤt, ungluͤcklich, und ohne Gefaͤhrten zur Heimat
Kommen, auf fremdem Schiff', und Elend finden im Hauſe, 115
Uebermuͤtige Maͤnner, die deine Habe verſchlingen,
Und dein goͤttliches Weib mit Brautgeſchenken umwerben:
Aber kommen wirſt du, und ſtrafen den Troz der Verraͤther.
Haſt du jezo die Freier, mit Klugheit, oder gewaltſam
Mit der Schaͤrfe des Schwerts, in deinem Palaſte getoͤdtet; 120
Siehe dann nim in die Hand ein geglaͤttetes Ruder, und gehe
Fort in die Welt, bis du kommſt zu Menſchen, welche das Meer nicht
Kennen, und keine Speiſe gewuͤrzt mit Salze genießen,

V. 107. Thrinakia, Sizilien.
O
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[209/0215] Elfter Geſang. Da begann er und ſprach, der hocherleuchtete Seher: Gluͤckliche Heimfahrt ſuchſt du, o weitberuͤhmter Oduͤßeus: Aber ſie wird dir ein Gott ſchwer machen; denn nimmer entrinnen Wirſt du dem Erderſchuͤttrer! Er traͤgt dir heimlichen Groll nach, Zuͤrnend, weil du den Sohn des Augenlichtes beraubt haſt. Dennoch kaͤmet ihr einſt, obzwar ungluͤcklich, zur Heimat, Moͤchteſt du nur dein Herz und deiner Freunde bezaͤhmen, Wann du jezo, den Schrecken des dunkeln Meeres entfliehend, Mit dem ruͤſtigen Schiff' an der Inſel Thrinakia landeſt, V. 107. Und die weidenden Rinder und feiſten Schafe da findeſt, Heilig dem Sonnengotte, der alles ſiehet und hoͤret. Denn ſo du, eingedenk der Heimkunft, dieſe verſchoneſt, Koͤnnet ihr einſt, obzwar ungluͤcklich, gen Ithaka kommen. Aber verlezeſt du ſie; alsdann weißag' ich Verderben Deinem Schiff' und den Freunden. Und wenn du ſelber entrinneſt, Wirſt du doch ſpaͤt, ungluͤcklich, und ohne Gefaͤhrten zur Heimat Kommen, auf fremdem Schiff', und Elend finden im Hauſe, Uebermuͤtige Maͤnner, die deine Habe verſchlingen, Und dein goͤttliches Weib mit Brautgeſchenken umwerben: Aber kommen wirſt du, und ſtrafen den Troz der Verraͤther. Haſt du jezo die Freier, mit Klugheit, oder gewaltſam Mit der Schaͤrfe des Schwerts, in deinem Palaſte getoͤdtet; Siehe dann nim in die Hand ein geglaͤttetes Ruder, und gehe Fort in die Welt, bis du kommſt zu Menſchen, welche das Meer nicht Kennen, und keine Speiſe gewuͤrzt mit Salze genießen, 100 105 110 115 120 V. 107. Thrinakia, Sizilien. O

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Zitationshilfe: Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781/215>, abgerufen am 27.11.2024.