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Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781.

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Siebzehnter Gesang.
Aber dein Herz bekümmern nicht solche Gedanken; du willst nur
Lieber alles allein aufschlingen, als etwas verschenken.

Und Antinoos rief, und gab ihm dieses zur Antwort: 405
Jüngling von troziger Red' und verwegenem Mute, was sagst du?
Schenkten so vieles, wie ich, ihm auch die übrigen Freier,
In drei Monden würd' er dies Haus nicht wieder besuchen!

Also sprach er, und hob den Schemel unter dem Tische
Drohend empor, auf welchem die Füße des schmausenden ruhten. 410
Aber die andern gaben ihm all', und füllten den Ranzen
Ihm mit Fleisch und Brot. Und jezo wollte Odüßeus
Wieder zur Schwelle gehn, der Achaier Geschenke zu kosten;
Aber er stellte sich erst vor Antinoos Tafel, und sagte:

Lieber, beschenke mich auch! Du scheinst mir nicht der geringste, 415
Sondern ein edler Achaier, du hast ein königlich Ansehn:
Darum mußt du mir auch mehr Speise geben, als andre;
Und ich werde dein Lob in allen Landen verkünden.
Denn auch ich war ehmals ein glücklicher Mann, und Bewohner
Eines reichen Palastes, und gab dem irrenden Fremdling 420
Oftmals, wer er auch war, und welche Noth ihn auch drängte;
Und unzähliche Knechte besaß ich, und andere Güter,
Die man zum Ueberfluß und zur Pracht der Reichen erfodert.
Aber das nahm mir Zeus nach seinem heiligen Rathschluß;
Denn er verleitete mich, mit küstenumirrenden Räubern 425
Weit nach Aigüptos zu schiffen, um mein Verderben zu finden.
Und ich legte die Schiff' im Strom Aigüptos vor Anker;
Dringend ermahnt' ich jezo die lieben Reisegefährten,
An dem Gestade zu bleiben, und unsere Schiffe zu hüten,

Y

Siebzehnter Geſang.
Aber dein Herz bekuͤmmern nicht ſolche Gedanken; du willſt nur
Lieber alles allein aufſchlingen, als etwas verſchenken.

Und Antinoos rief, und gab ihm dieſes zur Antwort: 405
Juͤngling von troziger Red' und verwegenem Mute, was ſagſt du?
Schenkten ſo vieles, wie ich, ihm auch die uͤbrigen Freier,
In drei Monden wuͤrd' er dies Haus nicht wieder beſuchen!

Alſo ſprach er, und hob den Schemel unter dem Tiſche
Drohend empor, auf welchem die Fuͤße des ſchmauſenden ruhten. 410
Aber die andern gaben ihm all', und fuͤllten den Ranzen
Ihm mit Fleiſch und Brot. Und jezo wollte Oduͤßeus
Wieder zur Schwelle gehn, der Achaier Geſchenke zu koſten;
Aber er ſtellte ſich erſt vor Antinoos Tafel, und ſagte:

Lieber, beſchenke mich auch! Du ſcheinſt mir nicht der geringſte, 415
Sondern ein edler Achaier, du haſt ein koͤniglich Anſehn:
Darum mußt du mir auch mehr Speiſe geben, als andre;
Und ich werde dein Lob in allen Landen verkuͤnden.
Denn auch ich war ehmals ein gluͤcklicher Mann, und Bewohner
Eines reichen Palaſtes, und gab dem irrenden Fremdling 420
Oftmals, wer er auch war, und welche Noth ihn auch draͤngte;
Und unzaͤhliche Knechte beſaß ich, und andere Guͤter,
Die man zum Ueberfluß und zur Pracht der Reichen erfodert.
Aber das nahm mir Zeus nach ſeinem heiligen Rathſchluß;
Denn er verleitete mich, mit kuͤſtenumirrenden Raͤubern 425
Weit nach Aiguͤptos zu ſchiffen, um mein Verderben zu finden.
Und ich legte die Schiff' im Strom Aiguͤptos vor Anker;
Dringend ermahnt' ich jezo die lieben Reiſegefaͤhrten,
An dem Geſtade zu bleiben, und unſere Schiffe zu huͤten,

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[337/0343] Siebzehnter Geſang. Aber dein Herz bekuͤmmern nicht ſolche Gedanken; du willſt nur Lieber alles allein aufſchlingen, als etwas verſchenken. Und Antinoos rief, und gab ihm dieſes zur Antwort: Juͤngling von troziger Red' und verwegenem Mute, was ſagſt du? Schenkten ſo vieles, wie ich, ihm auch die uͤbrigen Freier, In drei Monden wuͤrd' er dies Haus nicht wieder beſuchen! 405 Alſo ſprach er, und hob den Schemel unter dem Tiſche Drohend empor, auf welchem die Fuͤße des ſchmauſenden ruhten. Aber die andern gaben ihm all', und fuͤllten den Ranzen Ihm mit Fleiſch und Brot. Und jezo wollte Oduͤßeus Wieder zur Schwelle gehn, der Achaier Geſchenke zu koſten; Aber er ſtellte ſich erſt vor Antinoos Tafel, und ſagte: 410 Lieber, beſchenke mich auch! Du ſcheinſt mir nicht der geringſte, Sondern ein edler Achaier, du haſt ein koͤniglich Anſehn: Darum mußt du mir auch mehr Speiſe geben, als andre; Und ich werde dein Lob in allen Landen verkuͤnden. Denn auch ich war ehmals ein gluͤcklicher Mann, und Bewohner Eines reichen Palaſtes, und gab dem irrenden Fremdling Oftmals, wer er auch war, und welche Noth ihn auch draͤngte; Und unzaͤhliche Knechte beſaß ich, und andere Guͤter, Die man zum Ueberfluß und zur Pracht der Reichen erfodert. Aber das nahm mir Zeus nach ſeinem heiligen Rathſchluß; Denn er verleitete mich, mit kuͤſtenumirrenden Raͤubern Weit nach Aiguͤptos zu ſchiffen, um mein Verderben zu finden. Und ich legte die Schiff' im Strom Aiguͤptos vor Anker; Dringend ermahnt' ich jezo die lieben Reiſegefaͤhrten, An dem Geſtade zu bleiben, und unſere Schiffe zu huͤten, 415 420 425 Y

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Zitationshilfe: Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781/343>, abgerufen am 24.11.2024.