det, um nur der täglichen Pflicht entledigt zu werden, Worte ohne Gedanken herzählt, und seine Frömmigkeit prahlend nach den Kugeln seines Rosenkranzes abmißt. Der aber ist ein Liebling des Himmels, welcher mit demüthiger Sehnsucht auf die auser¬ wählten Stunden harrt, da der milde himm¬ lische Strahl freywillig zu ihm herabfährt, die Hülle irdischer Unbedeutenheit, mit wel¬ cher gemeiniglich der sterbliche Geist überzo¬ gen ist, spaltet, und sein edleres Innere auf¬ löst und auseinanderlegt; dann knieet er nie¬ der, wendet die offene Brust in stiller Ent¬ zückung gegen den Himmelsglanz, und sätti¬ get sie mit dem ätherischen Licht; dann steht er auf, froher und wehmüthiger, volleren und leichteren Herzens, und legt seine Hand an ein großes gutes Werk. -- Das ist die wahre Meynung, die ich vom Gebet hege.
Eben so nun, meyne ich, müsse man mit
det, um nur der täglichen Pflicht entledigt zu werden, Worte ohne Gedanken herzählt, und ſeine Frömmigkeit prahlend nach den Kugeln ſeines Roſenkranzes abmißt. Der aber iſt ein Liebling des Himmels, welcher mit demüthiger Sehnſucht auf die auser¬ wählten Stunden harrt, da der milde himm¬ liſche Strahl freywillig zu ihm herabfährt, die Hülle irdiſcher Unbedeutenheit, mit wel¬ cher gemeiniglich der ſterbliche Geiſt überzo¬ gen iſt, ſpaltet, und ſein edleres Innere auf¬ löſt und auseinanderlegt; dann knieet er nie¬ der, wendet die offene Bruſt in ſtiller Ent¬ zückung gegen den Himmelsglanz, und ſätti¬ get ſie mit dem ätheriſchen Licht; dann ſteht er auf, froher und wehmüthiger, volleren und leichteren Herzens, und legt ſeine Hand an ein großes gutes Werk. — Das iſt die wahre Meynung, die ich vom Gebet hege.
Eben ſo nun, meyne ich, müſſe man mit
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det, um nur der täglichen Pflicht entledigt
zu werden, Worte ohne Gedanken herzählt,
und ſeine Frömmigkeit prahlend nach den
Kugeln ſeines Roſenkranzes abmißt. Der
aber iſt ein Liebling des Himmels, welcher
mit demüthiger Sehnſucht auf die auser¬
wählten Stunden harrt, da der milde himm¬
liſche Strahl freywillig zu ihm herabfährt,
die Hülle irdiſcher Unbedeutenheit, mit wel¬
cher gemeiniglich der ſterbliche Geiſt überzo¬
gen iſt, ſpaltet, und ſein edleres Innere auf¬
löſt und auseinanderlegt; dann knieet er nie¬
der, wendet die offene Bruſt in ſtiller Ent¬
zückung gegen den Himmelsglanz, und ſätti¬
get ſie mit dem ätheriſchen Licht; dann ſteht
er auf, froher und wehmüthiger, volleren
und leichteren Herzens, und legt ſeine Hand
an ein großes gutes Werk. — Das iſt die
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Eben ſo nun, meyne ich, müſſe man mit
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Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/167>, abgerufen am 27.11.2024.
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