staunen mußte; im Äußern glich er einem Weltweisen aus dem sechszehnten Jahrhun¬ dert. Obwohl ich nun noch so jung war, ließ er sich doch gar freundlich ins Gespräch mit mir ein, (denn er mußte irgend etwas, das ihm gefiel, an mir finden,) und ging mit mir den ganzen Tag in den Bildersälen umher.
Da er meinen großen Eifer in Betrach¬ tung der Gemählde wahrnahm, fragte er mich: Ob ich denn auch die Meister zu nen¬ nen wüßte, welche dieses und jenes Stück gemacht hätten? Ich antwortete, daß ich die berühmtesten wohl kennte. Darauf fragte er mich wieder: Ob ich denn nicht mehr von ihnen wüßte, als die Namen? Wie er merkte, daß ich wirklich nicht viel mehr wußte, nahm er das Wort, und sprach zu mir:
"Du hast bisher die schönen Bilder an¬
ſtaunen mußte; im Äußern glich er einem Weltweiſen aus dem ſechszehnten Jahrhun¬ dert. Obwohl ich nun noch ſo jung war, ließ er ſich doch gar freundlich ins Geſpräch mit mir ein, (denn er mußte irgend etwas, das ihm gefiel, an mir finden,) und ging mit mir den ganzen Tag in den Bilderſälen umher.
Da er meinen großen Eifer in Betrach¬ tung der Gemählde wahrnahm, fragte er mich: Ob ich denn auch die Meiſter zu nen¬ nen wüßte, welche dieſes und jenes Stück gemacht hätten? Ich antwortete, daß ich die berühmteſten wohl kennte. Darauf fragte er mich wieder: Ob ich denn nicht mehr von ihnen wüßte, als die Namen? Wie er merkte, daß ich wirklich nicht viel mehr wußte, nahm er das Wort, und ſprach zu mir:
»Du haſt bisher die ſchönen Bilder an¬
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ſtaunen mußte; im Äußern glich er einem
Weltweiſen aus dem ſechszehnten Jahrhun¬
dert. Obwohl ich nun noch ſo jung war,
ließ er ſich doch gar freundlich ins Geſpräch
mit mir ein, (denn er mußte irgend etwas,
das ihm gefiel, an mir finden,) und ging
mit mir den ganzen Tag in den Bilderſälen
umher.
Da er meinen großen Eifer in Betrach¬
tung der Gemählde wahrnahm, fragte er
mich: Ob ich denn auch die Meiſter zu nen¬
nen wüßte, welche dieſes und jenes Stück
gemacht hätten? Ich antwortete, daß ich
die berühmteſten wohl kennte. Darauf fragte
er mich wieder: Ob ich denn nicht mehr von
ihnen wüßte, als die Namen? Wie er
merkte, daß ich wirklich nicht viel mehr
wußte, nahm er das Wort, und ſprach zu
mir:
»Du haſt bisher die ſchönen Bilder an¬
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Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/209>, abgerufen am 21.11.2024.
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