gestaunt, mein lieber Sohn, als wären es Wunderwerke, vom Himmel auf die Erde heruntergefallen. Aber bedenke, daß dies Alles Werk von Menschenhänden ist, -- daß manche Künstler schon in Deinen Jahren ganz vortreffliche Sachen zu Stande brachten. Was meynst Du nun? Solltest Du nicht Lust empfinden, von den Männern, welche sich in der Mahlerey hervorgethan haben, etwas mehreres zu erfahren? Es giebt uns wunderbare Gedanken ein, wenn wir be¬ trachten, wie ihre Werke in immer gleicher ewiger Herrlichkeit glänzen; die Schöpfer dieser Werke aber, im Leben und Sterben, Menschen wie wir andre gewesen sind, in denen nur, so lange sie lebten, ein besondres himmlisches Feuer brannte. Dergleichen Be¬ trachtungen versetzen uns in eine wehmüthige und träumerische Stimmung, in welcher im¬ mer allerhand gute Ideen uns vorüberzuzie¬ hen pflegen."
geſtaunt, mein lieber Sohn, als wären es Wunderwerke, vom Himmel auf die Erde heruntergefallen. Aber bedenke, daß dies Alles Werk von Menſchenhänden iſt, — daß manche Künſtler ſchon in Deinen Jahren ganz vortreffliche Sachen zu Stande brachten. Was meynſt Du nun? Sollteſt Du nicht Luſt empfinden, von den Männern, welche ſich in der Mahlerey hervorgethan haben, etwas mehreres zu erfahren? Es giebt uns wunderbare Gedanken ein, wenn wir be¬ trachten, wie ihre Werke in immer gleicher ewiger Herrlichkeit glänzen; die Schöpfer dieſer Werke aber, im Leben und Sterben, Menſchen wie wir andre geweſen ſind, in denen nur, ſo lange ſie lebten, ein beſondres himmliſches Feuer brannte. Dergleichen Be¬ trachtungen verſetzen uns in eine wehmüthige und träumeriſche Stimmung, in welcher im¬ mer allerhand gute Ideen uns vorüberzuzie¬ hen pflegen.«
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0210"n="202"/>
geſtaunt, mein lieber Sohn, als wären es<lb/>
Wunderwerke, vom Himmel auf die Erde<lb/>
heruntergefallen. Aber bedenke, daß dies<lb/>
Alles Werk von Menſchenhänden iſt, — daß<lb/>
manche Künſtler ſchon in Deinen Jahren ganz<lb/>
vortreffliche Sachen zu Stande brachten.<lb/>
Was meynſt Du nun? Sollteſt Du nicht<lb/>
Luſt empfinden, von den Männern, welche<lb/>ſich in der Mahlerey hervorgethan haben,<lb/>
etwas mehreres zu erfahren? Es giebt uns<lb/>
wunderbare Gedanken ein, wenn wir be¬<lb/>
trachten, wie ihre Werke in immer gleicher<lb/>
ewiger Herrlichkeit glänzen; die Schöpfer<lb/>
dieſer Werke aber, im Leben und Sterben,<lb/>
Menſchen wie wir andre geweſen ſind, in<lb/>
denen nur, ſo lange ſie lebten, ein beſondres<lb/>
himmliſches Feuer brannte. Dergleichen Be¬<lb/>
trachtungen verſetzen uns in eine wehmüthige<lb/>
und träumeriſche Stimmung, in welcher im¬<lb/>
mer allerhand gute Ideen uns vorüberzuzie¬<lb/>
hen pflegen.«<lb/></p></div></body></text></TEI>
[202/0210]
geſtaunt, mein lieber Sohn, als wären es
Wunderwerke, vom Himmel auf die Erde
heruntergefallen. Aber bedenke, daß dies
Alles Werk von Menſchenhänden iſt, — daß
manche Künſtler ſchon in Deinen Jahren ganz
vortreffliche Sachen zu Stande brachten.
Was meynſt Du nun? Sollteſt Du nicht
Luſt empfinden, von den Männern, welche
ſich in der Mahlerey hervorgethan haben,
etwas mehreres zu erfahren? Es giebt uns
wunderbare Gedanken ein, wenn wir be¬
trachten, wie ihre Werke in immer gleicher
ewiger Herrlichkeit glänzen; die Schöpfer
dieſer Werke aber, im Leben und Sterben,
Menſchen wie wir andre geweſen ſind, in
denen nur, ſo lange ſie lebten, ein beſondres
himmliſches Feuer brannte. Dergleichen Be¬
trachtungen verſetzen uns in eine wehmüthige
und träumeriſche Stimmung, in welcher im¬
mer allerhand gute Ideen uns vorüberzuzie¬
hen pflegen.«
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/210>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.