Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

der gemeinen Natur und Erfahrung gelan¬
gen müsse; sie geben zu, daß dies auf eine
geheimnißvolle Weise geschehe: und doch
bilden sie sich und ihren Schülern ein, sie
wüßten das Wie; -- denn es scheint, als
würden sie sich schämen, wenn irgend etwas
in der Seele des Menschen versteckt und
verborgen liegen sollte, worüber sie wißbe¬
gierigen jungen Leuten nicht Auskunft geben
könnten.

Andre sind nun gar in der That ungläu¬
bige und verblendete Spötter, welche das
Himmlische im Kunstenthusiasmus mit Hohn¬
lachen gänzlich abläugnen, und durchaus
keine besondere Auszeichnung oder Weihe
gewisser seltener und erhabener Geister an¬
nehmen wollen, weil sie sich selber allzu ent¬
fernt von ihnen fühlen. Diese liegen indes¬
sen ganz außer meinem Wege, und ich rede
mit ihnen nicht.

der gemeinen Natur und Erfahrung gelan¬
gen müſſe; ſie geben zu, daß dies auf eine
geheimnißvolle Weiſe geſchehe: und doch
bilden ſie ſich und ihren Schülern ein, ſie
wüßten das Wie; — denn es ſcheint, als
würden ſie ſich ſchämen, wenn irgend etwas
in der Seele des Menſchen verſteckt und
verborgen liegen ſollte, worüber ſie wißbe¬
gierigen jungen Leuten nicht Auskunft geben
könnten.

Andre ſind nun gar in der That ungläu¬
bige und verblendete Spötter, welche das
Himmliſche im Kunſtenthuſiasmus mit Hohn¬
lachen gänzlich abläugnen, und durchaus
keine beſondere Auszeichnung oder Weihe
gewiſſer ſeltener und erhabener Geiſter an¬
nehmen wollen, weil ſie ſich ſelber allzu ent¬
fernt von ihnen fühlen. Dieſe liegen indeſ¬
ſen ganz außer meinem Wege, und ich rede
mit ihnen nicht.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0021" n="13"/>
der gemeinen Natur und Erfahrung gelan¬<lb/>
gen mü&#x017F;&#x017F;e; &#x017F;ie geben zu, daß dies auf eine<lb/><hi rendition="#g">geheimnißvolle</hi> Wei&#x017F;e ge&#x017F;chehe: und doch<lb/>
bilden &#x017F;ie &#x017F;ich und ihren Schülern ein, &#x017F;ie<lb/>
wüßten das Wie; &#x2014; denn es &#x017F;cheint, als<lb/>
würden &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;chämen, wenn irgend etwas<lb/>
in der Seele des Men&#x017F;chen ver&#x017F;teckt und<lb/>
verborgen liegen &#x017F;ollte, worüber &#x017F;ie wißbe¬<lb/>
gierigen jungen Leuten nicht Auskunft geben<lb/>
könnten.</p><lb/>
        <p>Andre &#x017F;ind nun gar in der That ungläu¬<lb/>
bige und verblendete Spötter, welche das<lb/>
Himmli&#x017F;che im Kun&#x017F;tenthu&#x017F;iasmus mit Hohn¬<lb/>
lachen gänzlich abläugnen, und durchaus<lb/>
keine be&#x017F;ondere Auszeichnung oder Weihe<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;er &#x017F;eltener und erhabener Gei&#x017F;ter an¬<lb/>
nehmen wollen, weil &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;elber allzu ent¬<lb/>
fernt von ihnen fühlen. Die&#x017F;e liegen inde&#x017F;¬<lb/>
&#x017F;en ganz außer meinem Wege, und ich rede<lb/>
mit ihnen nicht.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0021] der gemeinen Natur und Erfahrung gelan¬ gen müſſe; ſie geben zu, daß dies auf eine geheimnißvolle Weiſe geſchehe: und doch bilden ſie ſich und ihren Schülern ein, ſie wüßten das Wie; — denn es ſcheint, als würden ſie ſich ſchämen, wenn irgend etwas in der Seele des Menſchen verſteckt und verborgen liegen ſollte, worüber ſie wißbe¬ gierigen jungen Leuten nicht Auskunft geben könnten. Andre ſind nun gar in der That ungläu¬ bige und verblendete Spötter, welche das Himmliſche im Kunſtenthuſiasmus mit Hohn¬ lachen gänzlich abläugnen, und durchaus keine beſondere Auszeichnung oder Weihe gewiſſer ſeltener und erhabener Geiſter an¬ nehmen wollen, weil ſie ſich ſelber allzu ent¬ fernt von ihnen fühlen. Dieſe liegen indeſ¬ ſen ganz außer meinem Wege, und ich rede mit ihnen nicht.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/21
Zitationshilfe: Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/21>, abgerufen am 27.04.2024.