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Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797.

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das immer nur ein Augenblick gewesen, und
er habe die Bildung in seinem Gemüthe
nicht festhalten können. So sey seine Seele
in beständiger Unruhe herumgetrieben; er
habe die Züge immer nur umherschweifend
erblickt, und seine dunkle Ahndung hätte
sich nie in ein klares Bild auflösen wollen.
Endlich habe er sich nicht mehr halten kön¬
nen, und mit zitternder Hand ein Gemählde
der heiligen Jungfrau angefangen; und wäh¬
rend der Arbeit sey sein Inneres immer mehr
erhitzt worden. Einst, in der Nacht, da er,
wie es ihm schon oft geschehen sey, im
Traume zur Jungfrau gebetet habe, sey er,
heftig bedrängt, auf einmal aus dem Schlafe
aufgefahren. In der finsteren Nacht sey sein
Auge von einem hellen Schein an der Wand,
seinem Lager gegenüber, angezogen worden,
und da er recht zugesehen, so sey er gewahr
geworden, daß sein Bild der Madonna, das,

B 2

das immer nur ein Augenblick geweſen, und
er habe die Bildung in ſeinem Gemüthe
nicht feſthalten können. So ſey ſeine Seele
in beſtändiger Unruhe herumgetrieben; er
habe die Züge immer nur umherſchweifend
erblickt, und ſeine dunkle Ahndung hätte
ſich nie in ein klares Bild auflöſen wollen.
Endlich habe er ſich nicht mehr halten kön¬
nen, und mit zitternder Hand ein Gemählde
der heiligen Jungfrau angefangen; und wäh¬
rend der Arbeit ſey ſein Inneres immer mehr
erhitzt worden. Einſt, in der Nacht, da er,
wie es ihm ſchon oft geſchehen ſey, im
Traume zur Jungfrau gebetet habe, ſey er,
heftig bedrängt, auf einmal aus dem Schlafe
aufgefahren. In der finſteren Nacht ſey ſein
Auge von einem hellen Schein an der Wand,
ſeinem Lager gegenüber, angezogen worden,
und da er recht zugeſehen, ſo ſey er gewahr
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[19/0027] das immer nur ein Augenblick geweſen, und er habe die Bildung in ſeinem Gemüthe nicht feſthalten können. So ſey ſeine Seele in beſtändiger Unruhe herumgetrieben; er habe die Züge immer nur umherſchweifend erblickt, und ſeine dunkle Ahndung hätte ſich nie in ein klares Bild auflöſen wollen. Endlich habe er ſich nicht mehr halten kön¬ nen, und mit zitternder Hand ein Gemählde der heiligen Jungfrau angefangen; und wäh¬ rend der Arbeit ſey ſein Inneres immer mehr erhitzt worden. Einſt, in der Nacht, da er, wie es ihm ſchon oft geſchehen ſey, im Traume zur Jungfrau gebetet habe, ſey er, heftig bedrängt, auf einmal aus dem Schlafe aufgefahren. In der finſteren Nacht ſey ſein Auge von einem hellen Schein an der Wand, ſeinem Lager gegenüber, angezogen worden, und da er recht zugeſehen, ſo ſey er gewahr geworden, daß ſein Bild der Madonna, das, B 2

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Zitationshilfe: Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/27>, abgerufen am 21.11.2024.