Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797.ber und über die Welt, die Seele wird stil¬ ber und über die Welt, die Seele wird ſtil¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0067" n="59"/> ber und über die Welt, die Seele wird ſtil¬<lb/> ler und andächtiger, und aus allen Winkeln<lb/> des Herzens brechen tauſend glimmende Em¬<lb/> pfindungen in hellen Flammen hervor: man<lb/> lernt dann die Religion und die Wunder des<lb/> Himmels begreifen, der Geiſt wird demüthi¬<lb/> ger und ſtolzer, und die Kunſt redet uns be¬<lb/> ſonders mit allen ihren Tönen bis in das<lb/> innerſte Herz hinein. Aber nun kömmt der<lb/> Künſtler gar zu leicht in Gefahr, <hi rendition="#g">ſich</hi> in<lb/> jedem Kunſtwerke zu ſuchen, alle ſeine Em¬<lb/> pfindungen werden nach <hi rendition="#g">einer</hi> Richtung hin¬<lb/> ausſchweifen, und ſo opfert er denn ſein<lb/> mannigfaltiges Talent einem einzigen Ge¬<lb/> fühle auf. Hüte Dich davor, lieber Anto¬<lb/> nio, weil Du ſonſt zur engſten und am En¬<lb/> de unbedeutendſten Manier geführt werden<lb/> kannſt. Jedes ſchöne Werk muß der Künſt¬<lb/> ler in ſich ſchon antreffen, aber nicht ſich<lb/> mühſam darin aufſuchen; die Kunſt muß<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [59/0067]
ber und über die Welt, die Seele wird ſtil¬
ler und andächtiger, und aus allen Winkeln
des Herzens brechen tauſend glimmende Em¬
pfindungen in hellen Flammen hervor: man
lernt dann die Religion und die Wunder des
Himmels begreifen, der Geiſt wird demüthi¬
ger und ſtolzer, und die Kunſt redet uns be¬
ſonders mit allen ihren Tönen bis in das
innerſte Herz hinein. Aber nun kömmt der
Künſtler gar zu leicht in Gefahr, ſich in
jedem Kunſtwerke zu ſuchen, alle ſeine Em¬
pfindungen werden nach einer Richtung hin¬
ausſchweifen, und ſo opfert er denn ſein
mannigfaltiges Talent einem einzigen Ge¬
fühle auf. Hüte Dich davor, lieber Anto¬
nio, weil Du ſonſt zur engſten und am En¬
de unbedeutendſten Manier geführt werden
kannſt. Jedes ſchöne Werk muß der Künſt¬
ler in ſich ſchon antreffen, aber nicht ſich
mühſam darin aufſuchen; die Kunſt muß
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