ben war, läßt sich gedenken. Als er einst in einem Kloster vor Florenz nur den Ent¬ wurf zu einem großen Altarblatte gemacht hatte, ward der Ruf dieses Entwurfs so groß, daß zwey Tage lang eine Menge Volks aus der Stadt dahin wallfahrtete, und man hätte meynen sollen, es würde ein Fest oder eine Procession gehalten.
In Florenz hatte Leonardo da Vinci sich wieder aufgehalten, seitdem, in den kriege¬ rischen Zeiten von Italien, der Herzog Lo¬ dovico Sforza von Mayland eine gänzliche Niederlage erlitten hatte, und die Akademie zu Mayland ganz zerstiebt war. In seinem hohen Alter ward er noch von König Franz dem Ersten, aus Florenz nach Frankreich berufen.
Der Monarch schätzte ihn über alles hoch, und empfing den alten fünf und siebzigjäh¬ rigen Mann mit besonderer Freundlichkeit
ben war, läßt ſich gedenken. Als er einſt in einem Kloſter vor Florenz nur den Ent¬ wurf zu einem großen Altarblatte gemacht hatte, ward der Ruf dieſes Entwurfs ſo groß, daß zwey Tage lang eine Menge Volks aus der Stadt dahin wallfahrtete, und man hätte meynen ſollen, es würde ein Feſt oder eine Proceſſion gehalten.
In Florenz hatte Leonardo da Vinci ſich wieder aufgehalten, ſeitdem, in den kriege¬ riſchen Zeiten von Italien, der Herzog Lo¬ dovico Sforza von Mayland eine gänzliche Niederlage erlitten hatte, und die Akademie zu Mayland ganz zerſtiebt war. In ſeinem hohen Alter ward er noch von König Franz dem Erſten, aus Florenz nach Frankreich berufen.
Der Monarch ſchätzte ihn über alles hoch, und empfing den alten fünf und ſiebzigjäh¬ rigen Mann mit beſonderer Freundlichkeit
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0092"n="84"/>
ben war, läßt ſich gedenken. Als er einſt<lb/>
in einem Kloſter vor Florenz nur den Ent¬<lb/>
wurf zu einem großen Altarblatte gemacht<lb/>
hatte, ward der Ruf dieſes Entwurfs ſo<lb/>
groß, daß zwey Tage lang eine Menge<lb/>
Volks aus der Stadt dahin wallfahrtete,<lb/>
und man hätte meynen ſollen, es würde ein<lb/>
Feſt oder eine Proceſſion gehalten.</p><lb/><p>In Florenz hatte Leonardo da Vinci ſich<lb/>
wieder aufgehalten, ſeitdem, in den kriege¬<lb/>
riſchen Zeiten von Italien, der Herzog Lo¬<lb/>
dovico Sforza von Mayland eine gänzliche<lb/>
Niederlage erlitten hatte, und die Akademie<lb/>
zu Mayland ganz zerſtiebt war. In ſeinem<lb/>
hohen Alter ward er noch von König Franz<lb/>
dem Erſten, aus Florenz nach <hirendition="#g">Frankreich</hi><lb/>
berufen.</p><lb/><p>Der Monarch ſchätzte ihn über alles hoch,<lb/>
und empfing den alten fünf und ſiebzigjäh¬<lb/>
rigen Mann mit beſonderer Freundlichkeit<lb/></p></div></body></text></TEI>
[84/0092]
ben war, läßt ſich gedenken. Als er einſt
in einem Kloſter vor Florenz nur den Ent¬
wurf zu einem großen Altarblatte gemacht
hatte, ward der Ruf dieſes Entwurfs ſo
groß, daß zwey Tage lang eine Menge
Volks aus der Stadt dahin wallfahrtete,
und man hätte meynen ſollen, es würde ein
Feſt oder eine Proceſſion gehalten.
In Florenz hatte Leonardo da Vinci ſich
wieder aufgehalten, ſeitdem, in den kriege¬
riſchen Zeiten von Italien, der Herzog Lo¬
dovico Sforza von Mayland eine gänzliche
Niederlage erlitten hatte, und die Akademie
zu Mayland ganz zerſtiebt war. In ſeinem
hohen Alter ward er noch von König Franz
dem Erſten, aus Florenz nach Frankreich
berufen.
Der Monarch ſchätzte ihn über alles hoch,
und empfing den alten fünf und ſiebzigjäh¬
rigen Mann mit beſonderer Freundlichkeit
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Wackenroder, Wilhelm Heinrich; Tieck, Ludwig: Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Berlin, 1797, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackenroder_herzensergiessungen_1797/92>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.