pwa_261.001 der Natur Bd. 1, im Auszug LB. 3, 2, 1161): die Prairien Südamericas pwa_261.002 werden hier in anschaulichster Folge geschildert, indem die pwa_261.003 Beschreibung sich an die Tages- und Jahreszeiten anschliesst und die pwa_261.004 einzelnen Erscheinungen so vorführt, wie sie mit diesem zeitlichen pwa_261.005 Wechsel selbst auch wechseln.
pwa_261.006 Eine in solcher Weise historisch gewendete Beschreibung ist schon pwa_261.007 dergleichen naturwissenschaftlichen Werken vortheilhaft und in so fern pwa_261.008 von ihnen zu fordern: noch um vieles mehr wird es in dem Wesen pwa_261.009 einer eigentlich erzählenden Schrift begründet sein, dass an denjenigen pwa_261.010 Stellen, wo die Erzählung in die Beschreibung übergeht, die letztere, pwa_261.011 um den Ton des Ganzen nicht zu stören, auch den Anschein von pwa_261.012 Erzählung gewinne. Und dgl. Stellen müssen häufiger oder seltener pwa_261.013 wie in jedem epischen Gedichte, so auch in den verschiedenen Arten pwa_261.014 der erzählenden Prosa sich vorfinden, im Roman sowohl wie in Geschichtswerken. pwa_261.015 Die Geschichtsschreibung wird öfter in die Erdbeschreibung pwa_261.016 überschweifen müssen; und auch der Verfasser eines Romans pwa_261.017 hat jezuweilen eine Gegend, oder er hat die Kleidung einer seiner Personen pwa_261.018 zu beschreiben. Wie es der Historiker zu halten habe, wo pwa_261.019 er als Geograph sprechen muss, lehrt durch das schönste Beispiel pwa_261.020 Johannes von Müller im Anfang der Schweizer Geschichte: da ist pwa_261.021 kein verworrenes und verwirrendes Hin- und Herschweifen, sondern pwa_261.022 in der wirklich lehrhaften Uebersichtlichkeit schreitet die Beschreibung pwa_261.023 von Süden gegen Norden, von den Höhen in die Thäler nieder. Insbesondre pwa_261.024 von der erzählenden Prosa des Romans, d. h. des prosaischen pwa_261.025 Epos, kann man verlangen, dass ihre Beschreibungen gehalten und pwa_261.026 getragen seien von dem Fortschritte der Erzählung, dass sich hier die pwa_261.027 ruhende Wirklichkeit mit und in der thatsächlich bewegten historisch pwa_261.028 entwickle. So sind z. B. auch alle die vielen norwegischen Landschaftsschilderungen pwa_261.029 behandelt, die in den erwähnten Romanen von Steffens pwa_261.030 vorkommen; und ebenso, ich nenne diess Beispiel als eins der vorzüglichsten pwa_261.031 Muster, verfährt die "Novelle" von Göthe (LB. 3, 2, 689): pwa_261.032 hier ist die Erzählung von Anfang bis zu Ende fast unausgesetzt von pwa_261.033 Beschreibung begleitet, aber die Beschreibung ist so unlösbar in die pwa_261.034 Erzählung verwoben, dass sie darüber selbst einen ganz historischen pwa_261.035 Character angenommen hat. Nicht so musterhaft sind bei Walter pwa_261.036 Scott und seinen Nachahmern die ihnen so beliebten und geläufigen pwa_261.037 Schilderungen der Aeusserlichkeit von Personen, ihres Aussehens, pwa_261.038 ihrer Kleidung u. s. f. Auch die epische Poesie ist oft genug im Fall pwa_261.039 Kleidungen oder Waffen zu beschreiben: aber wie verfährt in dergleichen pwa_261.040 Umständen z. B. Homer? Wie schon früher (S. 29) berührt worden, pwa_261.041 erzählt er, wie die Waffen nach und nach entstehn, erzählt er, wie
pwa_261.001 der Natur Bd. 1, im Auszug LB. 3, 2, 1161): die Prairien Südamericas pwa_261.002 werden hier in anschaulichster Folge geschildert, indem die pwa_261.003 Beschreibung sich an die Tages- und Jahreszeiten anschliesst und die pwa_261.004 einzelnen Erscheinungen so vorführt, wie sie mit diesem zeitlichen pwa_261.005 Wechsel selbst auch wechseln.
pwa_261.006 Eine in solcher Weise historisch gewendete Beschreibung ist schon pwa_261.007 dergleichen naturwissenschaftlichen Werken vortheilhaft und in so fern pwa_261.008 von ihnen zu fordern: noch um vieles mehr wird es in dem Wesen pwa_261.009 einer eigentlich erzählenden Schrift begründet sein, dass an denjenigen pwa_261.010 Stellen, wo die Erzählung in die Beschreibung übergeht, die letztere, pwa_261.011 um den Ton des Ganzen nicht zu stören, auch den Anschein von pwa_261.012 Erzählung gewinne. Und dgl. Stellen müssen häufiger oder seltener pwa_261.013 wie in jedem epischen Gedichte, so auch in den verschiedenen Arten pwa_261.014 der erzählenden Prosa sich vorfinden, im Roman sowohl wie in Geschichtswerken. pwa_261.015 Die Geschichtsschreibung wird öfter in die Erdbeschreibung pwa_261.016 überschweifen müssen; und auch der Verfasser eines Romans pwa_261.017 hat jezuweilen eine Gegend, oder er hat die Kleidung einer seiner Personen pwa_261.018 zu beschreiben. Wie es der Historiker zu halten habe, wo pwa_261.019 er als Geograph sprechen muss, lehrt durch das schönste Beispiel pwa_261.020 Johannes von Müller im Anfang der Schweizer Geschichte: da ist pwa_261.021 kein verworrenes und verwirrendes Hin- und Herschweifen, sondern pwa_261.022 in der wirklich lehrhaften Uebersichtlichkeit schreitet die Beschreibung pwa_261.023 von Süden gegen Norden, von den Höhen in die Thäler nieder. Insbesondre pwa_261.024 von der erzählenden Prosa des Romans, d. h. des prosaischen pwa_261.025 Epos, kann man verlangen, dass ihre Beschreibungen gehalten und pwa_261.026 getragen seien von dem Fortschritte der Erzählung, dass sich hier die pwa_261.027 ruhende Wirklichkeit mit und in der thatsächlich bewegten historisch pwa_261.028 entwickle. So sind z. B. auch alle die vielen norwegischen Landschaftsschilderungen pwa_261.029 behandelt, die in den erwähnten Romanen von Steffens pwa_261.030 vorkommen; und ebenso, ich nenne diess Beispiel als eins der vorzüglichsten pwa_261.031 Muster, verfährt die „Novelle“ von Göthe (LB. 3, 2, 689): pwa_261.032 hier ist die Erzählung von Anfang bis zu Ende fast unausgesetzt von pwa_261.033 Beschreibung begleitet, aber die Beschreibung ist so unlösbar in die pwa_261.034 Erzählung verwoben, dass sie darüber selbst einen ganz historischen pwa_261.035 Character angenommen hat. Nicht so musterhaft sind bei Walter pwa_261.036 Scott und seinen Nachahmern die ihnen so beliebten und geläufigen pwa_261.037 Schilderungen der Aeusserlichkeit von Personen, ihres Aussehens, pwa_261.038 ihrer Kleidung u. s. f. Auch die epische Poesie ist oft genug im Fall pwa_261.039 Kleidungen oder Waffen zu beschreiben: aber wie verfährt in dergleichen pwa_261.040 Umständen z. B. Homer? Wie schon früher (S. 29) berührt worden, pwa_261.041 erzählt er, wie die Waffen nach und nach entstehn, erzählt er, wie
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werden hier in anschaulichster Folge geschildert, indem die pwa_261.003
Beschreibung sich an die Tages- und Jahreszeiten anschliesst und die pwa_261.004
einzelnen Erscheinungen so vorführt, wie sie mit diesem zeitlichen pwa_261.005
Wechsel selbst auch wechseln.
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Eine in solcher Weise historisch gewendete Beschreibung ist schon pwa_261.007
dergleichen naturwissenschaftlichen Werken vortheilhaft und in so fern pwa_261.008
von ihnen zu fordern: noch um vieles mehr wird es in dem Wesen pwa_261.009
einer eigentlich erzählenden Schrift begründet sein, dass an denjenigen pwa_261.010
Stellen, wo die Erzählung in die Beschreibung übergeht, die letztere, pwa_261.011
um den Ton des Ganzen nicht zu stören, auch den Anschein von pwa_261.012
Erzählung gewinne. Und dgl. Stellen müssen häufiger oder seltener pwa_261.013
wie in jedem epischen Gedichte, so auch in den verschiedenen Arten pwa_261.014
der erzählenden Prosa sich vorfinden, im Roman sowohl wie in Geschichtswerken. pwa_261.015
Die Geschichtsschreibung wird öfter in die Erdbeschreibung pwa_261.016
überschweifen müssen; und auch der Verfasser eines Romans pwa_261.017
hat jezuweilen eine Gegend, oder er hat die Kleidung einer seiner Personen pwa_261.018
zu beschreiben. Wie es der Historiker zu halten habe, wo pwa_261.019
er als Geograph sprechen muss, lehrt durch das schönste Beispiel pwa_261.020
Johannes von Müller im Anfang der Schweizer Geschichte: da ist pwa_261.021
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Epos, kann man verlangen, dass ihre Beschreibungen gehalten und pwa_261.026
getragen seien von dem Fortschritte der Erzählung, dass sich hier die pwa_261.027
ruhende Wirklichkeit mit und in der thatsächlich bewegten historisch pwa_261.028
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vorkommen; und ebenso, ich nenne diess Beispiel als eins der vorzüglichsten pwa_261.031
Muster, verfährt die „Novelle“ von Göthe (LB. 3, 2, 689): pwa_261.032
hier ist die Erzählung von Anfang bis zu Ende fast unausgesetzt von pwa_261.033
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Scott und seinen Nachahmern die ihnen so beliebten und geläufigen pwa_261.037
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Kleidungen oder Waffen zu beschreiben: aber wie verfährt in dergleichen pwa_261.040
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Wackernagel, Wilhelm: Poetik, Rhetorik und Stilistik: Academische Vorlesungen. Hrsg. v. L. Sieber. Halle, 1873, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wackernagel_poetik_1873/279>, abgerufen am 22.11.2024.
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