Wackernagel, Wilhelm: Poetik, Rhetorik und Stilistik: Academische Vorlesungen. Hrsg. v. L. Sieber. Halle, 1873pwa_044.001 pwa_044.024 pwa_044.030 1 pwa_044.036 Odyss. 24, 60 f. Mousai d' ennea pasai, ameibomenai opi kale, threneon. 2 pwa_044.037 Theogon. 76 fg. Kalliope th' e de propherestate estin apaseon. 3 pwa_044.038
Ebenso Apollodor. 1, 3, 1: Zeus-genna-ek de MnemosunesMousas, proten pwa_044.039 men Kalliopen, eita Kleio Melpomenen Euterpen Erato Terpsikhoren Ouranian pwa_044.040 Thaleian Polumnian. pwa_044.001 pwa_044.024 pwa_044.030 1 pwa_044.036 Odyss. 24, 60 f. Μοῦσαι δ' ἐννέα πᾶσαι, ἀμειβόμεναι ὀπὶ καλῇ, θρήνεον. 2 pwa_044.037 Theogon. 76 fg. Καλλιόπη θ' ἡ δὲ προφερεστάτη ἐστὶν ἁπασέων. 3 pwa_044.038
Ebenso Apollodor. 1, 3, 1: Ζεὺς-γεννᾷ-ἐκ δὲ ΜνημοσύνηςΜούσας, πρώτην pwa_044.039 μὲν Καλλιόπην, εἰτα Κλειὼ Μελπομένην Εὐτέρπην Ἐρατὼ Τερψιχόρην Οὐρανίαν pwa_044.040 Θάλειαν Πολυμνίαν. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0062" n="44"/><lb n="pwa_044.001"/> und pflegen sie. Ihre Zahl steht bei Homer noch nicht gleichmässig fest: <lb n="pwa_044.002"/> er redet von ihnen ebenso oft im Singular als im Plural, und nur an <lb n="pwa_044.003"/> einer Stelle von neunen<note xml:id="pwa_044_1" place="foot" n="1"><lb n="pwa_044.036"/> Odyss. 24, 60 f. <foreign xml:lang="grc">Μοῦσαι δ' ἐννέα πᾶσαι, ἀμειβόμεναι ὀπὶ καλῇ, θρήνεον</foreign>.</note>. Erst Hesiodus giebt zu der Neunzahl auch die <lb n="pwa_044.004"/> bekannten Namen; als die vorzüglichste von allen nennt er Kalliope<note xml:id="pwa_044_2" place="foot" n="2"><lb n="pwa_044.037"/> Theogon. 76 fg. <foreign xml:lang="grc">Καλλιόπη θ' ἡ δὲ προφερεστάτη ἐστὶν ἁπασέων</foreign>.</note>, <lb n="pwa_044.005"/> also die Muse des Epos; als Vater den Zeus, als Mutter Mnemosyne, <lb n="pwa_044.006"/> eben jene Mnemosyne, die dort den Hermes mit der Sangeskunst begabt<note xml:id="pwa_044_3" place="foot" n="3"><lb n="pwa_044.038"/> Ebenso Apollodor. 1, 3, 1: <foreign xml:lang="grc">Ζεὺς-</foreign><foreign xml:lang="grc">γεννᾷ-</foreign><foreign xml:lang="grc">ἐκ δὲ Μνημοσύνης</foreign><foreign xml:lang="grc">Μούσας, πρώτην</foreign> <lb n="pwa_044.039"/> <foreign xml:lang="grc">μὲν Καλλιόπην, εἰτα Κλειὼ Μελπομένην Εὐτέρπην Ἐρατὼ Τερψιχόρην Οὐρανίαν</foreign> <lb n="pwa_044.040"/> <foreign xml:lang="grc">Θάλειαν Πολυμνίαν</foreign>.</note>: <lb n="pwa_044.007"/> beidemal das gleiche, für unsre Betrachtung bedeutsame Verhältniss der <lb n="pwa_044.008"/> Erinnerung zur Poesie, nur verschiedentlich dargestellt. Zwischen der <lb n="pwa_044.009"/> Einzahl bei Homer und der Neunzahl des Hesiodus liegt die Dreizahl, <lb n="pwa_044.010"/> nach Pausanias 9, 29, 2 älter als die Neunzahl; die Namen dieser <lb n="pwa_044.011"/> dreier sind Melete Mneme Aoide, Sorgfalt Erinnerung Gesang: Melete <lb n="pwa_044.012"/> und Aoide beziehn sich auf die äussere Form, auf Darstellung und <lb n="pwa_044.013"/> Vortrag; auf den Gehalt der dichterischen Production nur Mneme: <lb n="pwa_044.014"/> also wiederum die Erinnerung. Es giebt noch andere Zahlen und <lb n="pwa_044.015"/> andere Namen, fünfe nach den fünf Sinnen, sieben nach den sieben <lb n="pwa_044.016"/> Saiten und den sieben Planeten u. s. f.: willkürliche Erfindungen späterer <lb n="pwa_044.017"/> Philosophen und Mythographen, die uns hier nichts angehn. <lb n="pwa_044.018"/> Hier kam es nur darauf an, nachzuweisen, wie sich auch im Volksglauben <lb n="pwa_044.019"/> der Griechen das historische Bewusstsein von der Erstgeburt <lb n="pwa_044.020"/> des Epos und von dem epischen Grunde aller Poesie ausspreche: für <lb n="pwa_044.021"/> dergleichen Dinge ist aber die mythische Tradition eben so gut <lb n="pwa_044.022"/> ein geschichtliches Zeugniss und ebenso vollgültig als irgend ein <lb n="pwa_044.023"/> anderes.</p> <p><lb n="pwa_044.024"/> Es könnte an diesen aus Geschichte und Mythologie entnommenen <lb n="pwa_044.025"/> Gründen genügen: aber es sind auch noch innere vorhanden, und wir <lb n="pwa_044.026"/> dürfen dieselben um so weniger übergehn, als sie uns schon im voraus <lb n="pwa_044.027"/> einige Blicke in das Wesen der epischen Poesie eröffnen, und <lb n="pwa_044.028"/> uns den Grund und Boden zeigen, aus welchem sie erwachsen ist <lb n="pwa_044.029"/> und als die erste aller Gattungen hat erwachsen müssen.</p> <p><lb n="pwa_044.030"/> Als die wesentlichste und wirksamste unter den drei Seelenkräften, <lb n="pwa_044.031"/> die bei Conception einer poetischen Anschauung thätig sind, haben <lb n="pwa_044.032"/> wir die Einbildungskraft kennen gelernt; wir haben gesehen, wie sie <lb n="pwa_044.033"/> zumal das Organ des menschlichen Kunsttriebes sei, sie die eigentlich <lb n="pwa_044.034"/> schaffende, der Gefühl und Verstand nur prüfend und helfend beigeordnet <lb n="pwa_044.035"/> sind. Wir haben sodann auch bemerkt, dass die Einbildungskraft </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [44/0062]
pwa_044.001
und pflegen sie. Ihre Zahl steht bei Homer noch nicht gleichmässig fest: pwa_044.002
er redet von ihnen ebenso oft im Singular als im Plural, und nur an pwa_044.003
einer Stelle von neunen 1. Erst Hesiodus giebt zu der Neunzahl auch die pwa_044.004
bekannten Namen; als die vorzüglichste von allen nennt er Kalliope 2, pwa_044.005
also die Muse des Epos; als Vater den Zeus, als Mutter Mnemosyne, pwa_044.006
eben jene Mnemosyne, die dort den Hermes mit der Sangeskunst begabt 3: pwa_044.007
beidemal das gleiche, für unsre Betrachtung bedeutsame Verhältniss der pwa_044.008
Erinnerung zur Poesie, nur verschiedentlich dargestellt. Zwischen der pwa_044.009
Einzahl bei Homer und der Neunzahl des Hesiodus liegt die Dreizahl, pwa_044.010
nach Pausanias 9, 29, 2 älter als die Neunzahl; die Namen dieser pwa_044.011
dreier sind Melete Mneme Aoide, Sorgfalt Erinnerung Gesang: Melete pwa_044.012
und Aoide beziehn sich auf die äussere Form, auf Darstellung und pwa_044.013
Vortrag; auf den Gehalt der dichterischen Production nur Mneme: pwa_044.014
also wiederum die Erinnerung. Es giebt noch andere Zahlen und pwa_044.015
andere Namen, fünfe nach den fünf Sinnen, sieben nach den sieben pwa_044.016
Saiten und den sieben Planeten u. s. f.: willkürliche Erfindungen späterer pwa_044.017
Philosophen und Mythographen, die uns hier nichts angehn. pwa_044.018
Hier kam es nur darauf an, nachzuweisen, wie sich auch im Volksglauben pwa_044.019
der Griechen das historische Bewusstsein von der Erstgeburt pwa_044.020
des Epos und von dem epischen Grunde aller Poesie ausspreche: für pwa_044.021
dergleichen Dinge ist aber die mythische Tradition eben so gut pwa_044.022
ein geschichtliches Zeugniss und ebenso vollgültig als irgend ein pwa_044.023
anderes.
pwa_044.024
Es könnte an diesen aus Geschichte und Mythologie entnommenen pwa_044.025
Gründen genügen: aber es sind auch noch innere vorhanden, und wir pwa_044.026
dürfen dieselben um so weniger übergehn, als sie uns schon im voraus pwa_044.027
einige Blicke in das Wesen der epischen Poesie eröffnen, und pwa_044.028
uns den Grund und Boden zeigen, aus welchem sie erwachsen ist pwa_044.029
und als die erste aller Gattungen hat erwachsen müssen.
pwa_044.030
Als die wesentlichste und wirksamste unter den drei Seelenkräften, pwa_044.031
die bei Conception einer poetischen Anschauung thätig sind, haben pwa_044.032
wir die Einbildungskraft kennen gelernt; wir haben gesehen, wie sie pwa_044.033
zumal das Organ des menschlichen Kunsttriebes sei, sie die eigentlich pwa_044.034
schaffende, der Gefühl und Verstand nur prüfend und helfend beigeordnet pwa_044.035
sind. Wir haben sodann auch bemerkt, dass die Einbildungskraft
1 pwa_044.036
Odyss. 24, 60 f. Μοῦσαι δ' ἐννέα πᾶσαι, ἀμειβόμεναι ὀπὶ καλῇ, θρήνεον.
2 pwa_044.037
Theogon. 76 fg. Καλλιόπη θ' ἡ δὲ προφερεστάτη ἐστὶν ἁπασέων.
3 pwa_044.038
Ebenso Apollodor. 1, 3, 1: Ζεὺς-γεννᾷ-ἐκ δὲ ΜνημοσύνηςΜούσας, πρώτην pwa_044.039
μὲν Καλλιόπην, εἰτα Κλειὼ Μελπομένην Εὐτέρπην Ἐρατὼ Τερψιχόρην Οὐρανίαν pwa_044.040
Θάλειαν Πολυμνίαν.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Sandra Richter: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |