Wagner, Richard: Das Kunstwerk der Zukunft. Leipzig, 1850.lebensfrohe schönheiterregende Gebahren dieses Glücklichen lebensfrohe ſchönheiterregende Gebahren dieſes Glücklichen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0177" n="161"/> lebensfrohe ſchönheiterregende Gebahren dieſes Glücklichen<lb/> ausſprach. <hi rendition="#g">Dieſe Liebe</hi>, die in dem edelſten, ſinnlich-<lb/> geiſtigen Genießen ihren Grund hatte, — nicht unſre<lb/> briefpoſtlich literariſch vermittelte, geiſtesgeſchäftliche,<lb/> nüchterne Freundſchaft, — war bei den Spartanern die<lb/> einzige <hi rendition="#g">Erzieherin</hi> der Jugend, die nie alternde <hi rendition="#g">Lehre¬<lb/> rin</hi> des Jünglinges und Mannes, die <hi rendition="#g">Anordnerin</hi><lb/> der gemeinſamen Feſte und kühnen Unternehmungen, ja<lb/> die begeiſternde <hi rendition="#g">Helferin</hi> in der Schlacht, indem ſie es<lb/> war, welche die <hi rendition="#g">Liebesgenoſſenſchaften zu Kriegs¬<lb/> abtheilungen</hi> und <hi rendition="#g">Heerordnungen</hi> verband und die<lb/> Taktik der Todeskühnheit zur Rettung des bedroh¬<lb/> ten, oder zur Rache für den gefallenen Geliebten nach<lb/> unverbrüchlichſten, naturnothwendigſten Seelengeſetzen<lb/> vorſchrieb. — Der Spartaner, der ſomit unmittelbar im<lb/> Leben ſein reinmenſchliches, gemeinſchaftliches Kunſtwerk<lb/> ausführte, ſtellte ſich dieſes unwillkürlich auch nur in der<lb/><hi rendition="#g">Lyrik</hi> dar, dieſem unmittelbarſten Ausdrucke der Freude<lb/> an ſich und am Leben, das in ſeiner nothwendigen Aeuße¬<lb/> rung kaum zum Bewußtſein der Kunſt gelangt. Die ſpar¬<lb/> taniſche Lyrik neigte ſich, in der Blüthe des natürlichen<lb/> doriſchen Staates, auch ſo überwiegend zur urſprünglichen<lb/> Baſis aller Kunſt, dem lebendigen <hi rendition="#g">Tanze</hi>, hin, daß —<lb/> charakteriſtiſch genug! — uns auch faſt gar kein literariſches<lb/> Denkmal derſelben verblieben iſt, eben weil ſie nur reine ſinn¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [161/0177]
lebensfrohe ſchönheiterregende Gebahren dieſes Glücklichen
ausſprach. Dieſe Liebe, die in dem edelſten, ſinnlich-
geiſtigen Genießen ihren Grund hatte, — nicht unſre
briefpoſtlich literariſch vermittelte, geiſtesgeſchäftliche,
nüchterne Freundſchaft, — war bei den Spartanern die
einzige Erzieherin der Jugend, die nie alternde Lehre¬
rin des Jünglinges und Mannes, die Anordnerin
der gemeinſamen Feſte und kühnen Unternehmungen, ja
die begeiſternde Helferin in der Schlacht, indem ſie es
war, welche die Liebesgenoſſenſchaften zu Kriegs¬
abtheilungen und Heerordnungen verband und die
Taktik der Todeskühnheit zur Rettung des bedroh¬
ten, oder zur Rache für den gefallenen Geliebten nach
unverbrüchlichſten, naturnothwendigſten Seelengeſetzen
vorſchrieb. — Der Spartaner, der ſomit unmittelbar im
Leben ſein reinmenſchliches, gemeinſchaftliches Kunſtwerk
ausführte, ſtellte ſich dieſes unwillkürlich auch nur in der
Lyrik dar, dieſem unmittelbarſten Ausdrucke der Freude
an ſich und am Leben, das in ſeiner nothwendigen Aeuße¬
rung kaum zum Bewußtſein der Kunſt gelangt. Die ſpar¬
taniſche Lyrik neigte ſich, in der Blüthe des natürlichen
doriſchen Staates, auch ſo überwiegend zur urſprünglichen
Baſis aller Kunſt, dem lebendigen Tanze, hin, daß —
charakteriſtiſch genug! — uns auch faſt gar kein literariſches
Denkmal derſelben verblieben iſt, eben weil ſie nur reine ſinn¬
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