Wagner, Richard: Das Kunstwerk der Zukunft. Leipzig, 1850.Mittelpunkt in dem Darsteller dieses Helden: seine Mit¬ Mittelpunkt in dem Darſteller dieſes Helden: ſeine Mit¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0229" n="213"/> Mittelpunkt in dem <hi rendition="#g">Darſteller</hi> dieſes Helden: ſeine Mit¬<lb/> darſteller und ſonſt Mitwirkenden verhalten ſich im <hi rendition="#g">Kunſt</hi>¬<lb/> werke zu ihm ſo, wie die mithandelnden Perſonen — die¬<lb/> jenigen alſo, an denen der Held als an den Gegenſtänden<lb/> und Gegenſätzen ſeines Weſens ſeine Handlung kund gab,<lb/> — ſo wie die allgemeine menſchliche und natürliche Um¬<lb/> gebung, ſich im <hi rendition="#g">Leben</hi> zu dem Helden verhielten, nur mit<lb/> dem Unterſchiede, daß vom darſtellenden Helden mit <hi rendition="#g">Be¬<lb/> wußtſein</hi> geſtaltet und geordnet wird, was dem wirklichen<lb/> Helden ſich <hi rendition="#g">unwillkürlich</hi> darſtellte. Der <hi rendition="#g">Darſteller</hi><lb/> wird in ſeinem Drange nach künſtleriſcher Reproduction<lb/> der Handlung ſomit <hi rendition="#g">Dichter</hi>. Er ordnet nach künſtleri¬<lb/> ſchem Maße ſeine eigene Handlung, ſo wie alle lebendigen<lb/> gegenſtändlichen Beziehungen zu ſeiner Handlung. Genau<lb/> aber nur in dem Grade erreicht er ſeine eigene Abſicht, als<lb/> er ſie zu einer gemeinſamen erhoben hat, als jeder Einzelne<lb/> in dieſer gemeinſamen Abſicht aufzugehen verlangt, — ge¬<lb/> nau alſo in dem Maße, in welchem er vor Allen ſeine be¬<lb/> ſondere perſönliche Abſicht ſelbſt auch in der gemeinſamen<lb/> aufzugeben vermag, und ſo gewiſſermaßen im Kunſtwerke<lb/> die Handlung des gefeierten Helden nicht nur <hi rendition="#g">darſtellt</hi>,<lb/> ſondern <hi rendition="#g">moraliſch</hi> ſie durch ſich ſelbſt <hi rendition="#g">wiederholt</hi>, indem<lb/> er nämlich durch dieſes Aufgeben ſeiner Perſönlichkeit be¬<lb/> weiſt, daß er auch <hi rendition="#g">in ſeiner künſtleriſchen Handlung</hi><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [213/0229]
Mittelpunkt in dem Darſteller dieſes Helden: ſeine Mit¬
darſteller und ſonſt Mitwirkenden verhalten ſich im Kunſt¬
werke zu ihm ſo, wie die mithandelnden Perſonen — die¬
jenigen alſo, an denen der Held als an den Gegenſtänden
und Gegenſätzen ſeines Weſens ſeine Handlung kund gab,
— ſo wie die allgemeine menſchliche und natürliche Um¬
gebung, ſich im Leben zu dem Helden verhielten, nur mit
dem Unterſchiede, daß vom darſtellenden Helden mit Be¬
wußtſein geſtaltet und geordnet wird, was dem wirklichen
Helden ſich unwillkürlich darſtellte. Der Darſteller
wird in ſeinem Drange nach künſtleriſcher Reproduction
der Handlung ſomit Dichter. Er ordnet nach künſtleri¬
ſchem Maße ſeine eigene Handlung, ſo wie alle lebendigen
gegenſtändlichen Beziehungen zu ſeiner Handlung. Genau
aber nur in dem Grade erreicht er ſeine eigene Abſicht, als
er ſie zu einer gemeinſamen erhoben hat, als jeder Einzelne
in dieſer gemeinſamen Abſicht aufzugehen verlangt, — ge¬
nau alſo in dem Maße, in welchem er vor Allen ſeine be¬
ſondere perſönliche Abſicht ſelbſt auch in der gemeinſamen
aufzugeben vermag, und ſo gewiſſermaßen im Kunſtwerke
die Handlung des gefeierten Helden nicht nur darſtellt,
ſondern moraliſch ſie durch ſich ſelbſt wiederholt, indem
er nämlich durch dieſes Aufgeben ſeiner Perſönlichkeit be¬
weiſt, daß er auch in ſeiner künſtleriſchen Handlung
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