Wagner, Richard: Das Kunstwerk der Zukunft. Leipzig, 1850.wie es in seiner Unersättlichkeit sich selbst nur will -- sich Regt dieses Meer aus seiner eigenen Tiefe sich selbst wie es in ſeiner Unerſättlichkeit ſich ſelbſt nur will — ſich Regt dieſes Meer aus ſeiner eigenen Tiefe ſich ſelbſt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0088" n="72"/> wie es in ſeiner Unerſättlichkeit ſich ſelbſt nur will — ſich<lb/> ſelbſt auch nur erfaßt und begreift.</p><lb/> <p>Regt dieſes Meer aus ſeiner eigenen Tiefe ſich ſelbſt<lb/> auf, gebiert es den Grund ſeiner Bewegung aus der un¬<lb/> ergründlich Tiefe ſeines eigenen Elementes, ſo iſt auch<lb/> ſeine Bewegung eine endloſe, nie beruhigte, ewig unge¬<lb/> ſtillt zu ſich ſelbſt zurückkehrende, ewig wiederverlangend<lb/> von Neuem ſich erregende. Entbrennt die ungeheure Fülle<lb/> dieſes Sehnens aber an einem außerhalb ihm liegenden<lb/> Gegenſtande, — tritt aus der ſichern, feſtbeſtimmten Er¬<lb/> ſcheinungswelt dieſer maßgebende Gegenſtand zu ihm, —<lb/> zündet der ſonnenumſtrahlte, ſchlank und rüſtig ſich bewe¬<lb/> gende Menſch durch den Blitz ſeines glänzenden Auges die<lb/> Flamme dieſes Sehnens, — erregt er mit ſeinem ſchwellen¬<lb/> den Athem die elaſtiſche Maſſe des Meerkryſtalles, möge die<lb/> Gluth noch ſo hoch lodern, möge der Sturm noch ſo ge¬<lb/> waltig die Meeresfläche aufwühlen, — die Flamme leuchtet<lb/> endlich, nach dem Verdampfen wilder Gluthen, doch als<lb/> mildglänzendes Licht, — die Meeresfläche, nach dem Ver¬<lb/> ſchäumen rieſiger Wogen, kräuſelt ſich endlich doch nur<lb/> noch zum wonnigen Spiele der Wellen, und der Menſch,<lb/> froh der ſüßen Harmonie ſeines ganzen Weſens, überläßt<lb/> ſich im leichten Nachen dem vertrauten Elemente, ſteuert<lb/> ſicher nach der Weiſung jenes wohlbekannten, mild¬<lb/> glänzenden Lichtes. —</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [72/0088]
wie es in ſeiner Unerſättlichkeit ſich ſelbſt nur will — ſich
ſelbſt auch nur erfaßt und begreift.
Regt dieſes Meer aus ſeiner eigenen Tiefe ſich ſelbſt
auf, gebiert es den Grund ſeiner Bewegung aus der un¬
ergründlich Tiefe ſeines eigenen Elementes, ſo iſt auch
ſeine Bewegung eine endloſe, nie beruhigte, ewig unge¬
ſtillt zu ſich ſelbſt zurückkehrende, ewig wiederverlangend
von Neuem ſich erregende. Entbrennt die ungeheure Fülle
dieſes Sehnens aber an einem außerhalb ihm liegenden
Gegenſtande, — tritt aus der ſichern, feſtbeſtimmten Er¬
ſcheinungswelt dieſer maßgebende Gegenſtand zu ihm, —
zündet der ſonnenumſtrahlte, ſchlank und rüſtig ſich bewe¬
gende Menſch durch den Blitz ſeines glänzenden Auges die
Flamme dieſes Sehnens, — erregt er mit ſeinem ſchwellen¬
den Athem die elaſtiſche Maſſe des Meerkryſtalles, möge die
Gluth noch ſo hoch lodern, möge der Sturm noch ſo ge¬
waltig die Meeresfläche aufwühlen, — die Flamme leuchtet
endlich, nach dem Verdampfen wilder Gluthen, doch als
mildglänzendes Licht, — die Meeresfläche, nach dem Ver¬
ſchäumen rieſiger Wogen, kräuſelt ſich endlich doch nur
noch zum wonnigen Spiele der Wellen, und der Menſch,
froh der ſüßen Harmonie ſeines ganzen Weſens, überläßt
ſich im leichten Nachen dem vertrauten Elemente, ſteuert
ſicher nach der Weiſung jenes wohlbekannten, mild¬
glänzenden Lichtes. —
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