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Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823.

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Er legte sie wieder auf das Kissen, so sanft,
so zärtlich! und kniete neben sie hin!

Jch trat der Abgeschiedenen nahe. Mich über-
wallte die unaussprechliche Schöne. Wie Milch
war ihr ganzes Angesicht. Und diese Lippen! wie
noch warm von den Küssen, die Phaethon auf die
Weichen gedrückt hatte!

Caton schien gefaßt. Cäcilie war untröstlich.
Atalanta's Tod, Phaethons Wahnsinn hatten zu
sehr auf sie gewirkt. Man mußte sie ohnmächtig
wegtragen.

Phaethon wollte das Zimmer durchaus nicht
verlassen. Er sprach kein vernünftiges Wort mehr.

Die ganze Nacht soll er im Zimmer auf und
abgegangen seyn, ohne ein Wort zu sprechen.

Am nächsten Morgen dankte mir Caton freund-
lich für meine Begleitung. Wir giengen auf das
Zimmer, wo die Todte lag. Phaethon war nicht
da. Wir erschracken.

Aber bald that sich die Thüre auf und Phae-
thon trat herein mit allerley Blumen, Jaßminen,
Lavendel, Ringelblumen, Tulpen, Rosen, Lilien,

10 *

Er legte ſie wieder auf das Kiſſen, ſo ſanft,
ſo zaͤrtlich! und kniete neben ſie hin!

Jch trat der Abgeſchiedenen nahe. Mich uͤber-
wallte die unausſprechliche Schoͤne. Wie Milch
war ihr ganzes Angeſicht. Und dieſe Lippen! wie
noch warm von den Kuͤſſen, die Phaethon auf die
Weichen gedruͤckt hatte!

Caton ſchien gefaßt. Caͤcilie war untroͤſtlich.
Atalanta’s Tod, Phaethons Wahnſinn hatten zu
ſehr auf ſie gewirkt. Man mußte ſie ohnmaͤchtig
wegtragen.

Phaethon wollte das Zimmer durchaus nicht
verlaſſen. Er ſprach kein vernuͤnftiges Wort mehr.

Die ganze Nacht ſoll er im Zimmer auf und
abgegangen ſeyn, ohne ein Wort zu ſprechen.

Am naͤchſten Morgen dankte mir Caton freund-
lich fuͤr meine Begleitung. Wir giengen auf das
Zimmer, wo die Todte lag. Phaethon war nicht
da. Wir erſchracken.

Aber bald that ſich die Thuͤre auf und Phae-
thon trat herein mit allerley Blumen, Jaßminen,
Lavendel, Ringelblumen, Tulpen, Roſen, Lilien,

10 *
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[147/0147] Er legte ſie wieder auf das Kiſſen, ſo ſanft, ſo zaͤrtlich! und kniete neben ſie hin! Jch trat der Abgeſchiedenen nahe. Mich uͤber- wallte die unausſprechliche Schoͤne. Wie Milch war ihr ganzes Angeſicht. Und dieſe Lippen! wie noch warm von den Kuͤſſen, die Phaethon auf die Weichen gedruͤckt hatte! Caton ſchien gefaßt. Caͤcilie war untroͤſtlich. Atalanta’s Tod, Phaethons Wahnſinn hatten zu ſehr auf ſie gewirkt. Man mußte ſie ohnmaͤchtig wegtragen. Phaethon wollte das Zimmer durchaus nicht verlaſſen. Er ſprach kein vernuͤnftiges Wort mehr. Die ganze Nacht ſoll er im Zimmer auf und abgegangen ſeyn, ohne ein Wort zu ſprechen. Am naͤchſten Morgen dankte mir Caton freund- lich fuͤr meine Begleitung. Wir giengen auf das Zimmer, wo die Todte lag. Phaethon war nicht da. Wir erſchracken. Aber bald that ſich die Thuͤre auf und Phae- thon trat herein mit allerley Blumen, Jaßminen, Lavendel, Ringelblumen, Tulpen, Roſen, Lilien, 10 *

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Zitationshilfe: Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/waiblinger_phaeton02_1823/147>, abgerufen am 22.11.2024.