Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823.Narcissen, Nelken, Tremsen, Akazienzweigen und Er trat auf das Bett zu, legte seine Hülle zu- Wir wagten ihn nicht zu stören. Die Heilung Den ganzen Tag nahm er nichts zu sich. Mit Am andern Morgen sollte sie begraben werden. Narciſſen, Nelken, Tremſen, Akazienzweigen und Er trat auf das Bett zu, legte ſeine Huͤlle zu- Wir wagten ihn nicht zu ſtoͤren. Die Heilung Den ganzen Tag nahm er nichts zu ſich. Mit Am andern Morgen ſollte ſie begraben werden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0148" n="148"/> Narciſſen, Nelken, Tremſen, Akazienzweigen und<lb/> rothen und blauen Kornblumen. Er hatte ein lang-<lb/> es rothes Tuch um ſich geworfen, in dem er die<lb/> Blumen zum Theile trug. Uns ſchien er gar nicht<lb/> zu bemerken.</p><lb/> <p>Er trat auf das Bett zu, legte ſeine Huͤlle zu-<lb/> ruͤck, kuͤßte die bleichen ſchoͤnen Wangen der Ge-<lb/> liebten, und bedeckte ſie ganz mit Blumen. Dann<lb/> knieet’ er wieder vor ſie hin, ſchlang ſeine Arme<lb/> um ſie, und regte ſich nicht weiter.</p><lb/> <p>Wir wagten ihn nicht zu ſtoͤren. Die Heilung<lb/> ſchien unmoͤglich. Die Diener, welche die Nacht<lb/> durch wachen mußten, ſagten, er habe nur wenig<lb/> geſchlummert, viel im Schlaf geſprochen, ſie haͤt-<lb/> ten dem Bette durchaus nicht nahe kommen duͤrfen.</p><lb/> <p>Den ganzen Tag nahm er nichts zu ſich. Mit<lb/> uns ſprach er kein Wort. Die Nacht hindurch blieb<lb/> er wieder neben ihrem Bette ſitzen.</p><lb/> <p>Am andern Morgen ſollte ſie begraben werden.<lb/> Man wollt’ ihn mit Gewalt aus dem Zimmer brin-<lb/> gen. Er wehrte ſich verzweifelt, ſchlug einen der<lb/> Maͤnner zu Boden. Dann verhielt er ſich ruhiger.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [148/0148]
Narciſſen, Nelken, Tremſen, Akazienzweigen und
rothen und blauen Kornblumen. Er hatte ein lang-
es rothes Tuch um ſich geworfen, in dem er die
Blumen zum Theile trug. Uns ſchien er gar nicht
zu bemerken.
Er trat auf das Bett zu, legte ſeine Huͤlle zu-
ruͤck, kuͤßte die bleichen ſchoͤnen Wangen der Ge-
liebten, und bedeckte ſie ganz mit Blumen. Dann
knieet’ er wieder vor ſie hin, ſchlang ſeine Arme
um ſie, und regte ſich nicht weiter.
Wir wagten ihn nicht zu ſtoͤren. Die Heilung
ſchien unmoͤglich. Die Diener, welche die Nacht
durch wachen mußten, ſagten, er habe nur wenig
geſchlummert, viel im Schlaf geſprochen, ſie haͤt-
ten dem Bette durchaus nicht nahe kommen duͤrfen.
Den ganzen Tag nahm er nichts zu ſich. Mit
uns ſprach er kein Wort. Die Nacht hindurch blieb
er wieder neben ihrem Bette ſitzen.
Am andern Morgen ſollte ſie begraben werden.
Man wollt’ ihn mit Gewalt aus dem Zimmer brin-
gen. Er wehrte ſich verzweifelt, ſchlug einen der
Maͤnner zu Boden. Dann verhielt er ſich ruhiger.
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