Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823.Nur einmal lief er davon und gieng in das Wenn er Caton oder Cäcilie beleidigt hatte, Er spielte viel auf dem Klavier, aber lauter Des Nachts stand er meistens auf und wandelte Alles, was er bekommen konnte von Papier, Nur einmal lief er davon und gieng in das Wenn er Caton oder Caͤcilie beleidigt hatte, Er ſpielte viel auf dem Klavier, aber lauter Des Nachts ſtand er meiſtens auf und wandelte Alles, was er bekommen konnte von Papier, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0152" n="152"/> <p>Nur einmal lief er davon und gieng in das<lb/> Dorf, wo er einſt gewohnt. Er wußte noch Jo-<lb/> hannes Haus, oͤffnete die Thuͤre. Der Gute ſaß<lb/> am Fenſter, ſah die ſchreckliche Geſtalt zur Thuͤre<lb/> hereinkommen, kannte ſie nicht, erſchrack. Phae-<lb/> thon legte ſich uͤber einen Tiſch herein, blickt’ ihm<lb/> ſtarr ins Geſicht, ſagte mit fuͤrchterlicher Stimme,<lb/> durch den Bart murmelnd: Phaethon! und lief<lb/> wieder zur Thuͤre hinaus. Er gieng aber wieder<lb/> dem Schloſſe zu. Von da an beſucht’ ihn Johan-<lb/> nes faſt alle Tage. Der Wahnſinnige ſchien ſich<lb/> aber an nichts zu erinnern.</p><lb/> <p>Wenn er Caton oder Caͤcilie beleidigt hatte,<lb/> kam er immer wieder zu ihnen, bat ſie in lauter<lb/> Worten ohne Sinn um Vergebung.</p><lb/> <p>Er ſpielte viel auf dem Klavier, aber lauter<lb/> verwirrte Fantaſieen. Schrecklich war’s, den Wahn-<lb/> ſinnigen ſpielen zu hoͤren.</p><lb/> <p>Des Nachts ſtand er meiſtens auf und wandelte<lb/> durch den Garten oder durch die Gaͤnge des Schloſſes.<lb/> Wenn er ein Kind ſah, winkt’ er ihm freundlich,<lb/> wollt’ es zu ſich locken, aber die Kinder flohen ihn.</p><lb/> <p>Alles, was er bekommen konnte von Papier,<lb/> uͤberſchrieb er in dieſer Zeit. Hier ſind einige Blaͤt-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [152/0152]
Nur einmal lief er davon und gieng in das
Dorf, wo er einſt gewohnt. Er wußte noch Jo-
hannes Haus, oͤffnete die Thuͤre. Der Gute ſaß
am Fenſter, ſah die ſchreckliche Geſtalt zur Thuͤre
hereinkommen, kannte ſie nicht, erſchrack. Phae-
thon legte ſich uͤber einen Tiſch herein, blickt’ ihm
ſtarr ins Geſicht, ſagte mit fuͤrchterlicher Stimme,
durch den Bart murmelnd: Phaethon! und lief
wieder zur Thuͤre hinaus. Er gieng aber wieder
dem Schloſſe zu. Von da an beſucht’ ihn Johan-
nes faſt alle Tage. Der Wahnſinnige ſchien ſich
aber an nichts zu erinnern.
Wenn er Caton oder Caͤcilie beleidigt hatte,
kam er immer wieder zu ihnen, bat ſie in lauter
Worten ohne Sinn um Vergebung.
Er ſpielte viel auf dem Klavier, aber lauter
verwirrte Fantaſieen. Schrecklich war’s, den Wahn-
ſinnigen ſpielen zu hoͤren.
Des Nachts ſtand er meiſtens auf und wandelte
durch den Garten oder durch die Gaͤnge des Schloſſes.
Wenn er ein Kind ſah, winkt’ er ihm freundlich,
wollt’ es zu ſich locken, aber die Kinder flohen ihn.
Alles, was er bekommen konnte von Papier,
uͤberſchrieb er in dieſer Zeit. Hier ſind einige Blaͤt-
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