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Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823.

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Plötzlich starb Cäcilie. Von Atalanta's Tod
an war sie nicht mehr gesund. Catons Schmerz
war unermeßlich. Der wahnsinnige Phaethon
schmückt' ihre Leiche auch mit Blumen.

Noch ein Jahr blieb Caton auf dem Schlosse.
Dann gab er den unglücklichen Freund einem wak-
kern Tischler in sein Haus, der im Dorfe wohnte.

Caton verschwand an einem Morgen vom
Schlosse. Die drey Särge seiner Geliebten hatte
er mit sich genommen. Er hatte das Schloß ver-
kauft. Man glaubte, er sey nach Griechenland ge-
gangen.

Phaethons Zustand ward immer elender. Er
spielte nicht mehr Klavier, schrieb kein Wort mehr,
den ganzen Tag lief er in seinem Zimmer auf
und ab.

Jm Sommer klagt' er immer über Unruhe und
Beklemmung. Er wandelte dann gewöhnlich bey
Nacht im Haus umher.

Der Tischler nahm ihn oft mit sich auf's Feld.
Er mußt' ihn aber hüten.

Ein alter Freund Phaethons schrieb nach viel-
en Jahren einmal an einen andern Freund:

Ploͤtzlich ſtarb Caͤcilie. Von Atalanta’s Tod
an war ſie nicht mehr geſund. Catons Schmerz
war unermeßlich. Der wahnſinnige Phaethon
ſchmuͤckt’ ihre Leiche auch mit Blumen.

Noch ein Jahr blieb Caton auf dem Schloſſe.
Dann gab er den ungluͤcklichen Freund einem wak-
kern Tiſchler in ſein Haus, der im Dorfe wohnte.

Caton verſchwand an einem Morgen vom
Schloſſe. Die drey Saͤrge ſeiner Geliebten hatte
er mit ſich genommen. Er hatte das Schloß ver-
kauft. Man glaubte, er ſey nach Griechenland ge-
gangen.

Phaethons Zuſtand ward immer elender. Er
ſpielte nicht mehr Klavier, ſchrieb kein Wort mehr,
den ganzen Tag lief er in ſeinem Zimmer auf
und ab.

Jm Sommer klagt’ er immer uͤber Unruhe und
Beklemmung. Er wandelte dann gewoͤhnlich bey
Nacht im Haus umher.

Der Tiſchler nahm ihn oft mit ſich auf’s Feld.
Er mußt’ ihn aber huͤten.

Ein alter Freund Phaethons ſchrieb nach viel-
en Jahren einmal an einen andern Freund:

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[157/0157] Ploͤtzlich ſtarb Caͤcilie. Von Atalanta’s Tod an war ſie nicht mehr geſund. Catons Schmerz war unermeßlich. Der wahnſinnige Phaethon ſchmuͤckt’ ihre Leiche auch mit Blumen. Noch ein Jahr blieb Caton auf dem Schloſſe. Dann gab er den ungluͤcklichen Freund einem wak- kern Tiſchler in ſein Haus, der im Dorfe wohnte. Caton verſchwand an einem Morgen vom Schloſſe. Die drey Saͤrge ſeiner Geliebten hatte er mit ſich genommen. Er hatte das Schloß ver- kauft. Man glaubte, er ſey nach Griechenland ge- gangen. Phaethons Zuſtand ward immer elender. Er ſpielte nicht mehr Klavier, ſchrieb kein Wort mehr, den ganzen Tag lief er in ſeinem Zimmer auf und ab. Jm Sommer klagt’ er immer uͤber Unruhe und Beklemmung. Er wandelte dann gewoͤhnlich bey Nacht im Haus umher. Der Tiſchler nahm ihn oft mit ſich auf’s Feld. Er mußt’ ihn aber huͤten. Ein alter Freund Phaethons ſchrieb nach viel- en Jahren einmal an einen andern Freund:

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Zitationshilfe: Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/waiblinger_phaeton02_1823/157>, abgerufen am 21.11.2024.