Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823.Wo weilst du, Vater? Badet mein weinend Auge Voll Sehnsucht sich im Purpurlicht Der glühenden Abendröthe, So denk' ich dein: ach! schwimmest du Drüben in den warmen Wellen? Schau' ich himmelan, Wann im nächtlichen Aether Die gold'nen Sterne schweben, Wie im dunkeln Laube Die schwellende Zitrone, So wein' ich hinauf und rufe: Bist du dort, Vater, Vater, den noch nie mein Auge sah? O schau' auf deine Tochter, Die um dich weinet, Schau nieder auf die Liebende! Nahest du? Jst das leise warme Wehen, Das die Wangen mir küsset, Jst es dein Geist, Jst es Vaterkuß? Kommst du zu lösen diß Herz, Zu stillen diß Sehnen, Wo weilſt du, Vater? Badet mein weinend Auge Voll Sehnſucht ſich im Purpurlicht Der gluͤhenden Abendroͤthe, So denk’ ich dein: ach! ſchwimmeſt du Druͤben in den warmen Wellen? Schau’ ich himmelan, Wann im naͤchtlichen Aether Die gold’nen Sterne ſchweben, Wie im dunkeln Laube Die ſchwellende Zitrone, So wein’ ich hinauf und rufe: Biſt du dort, Vater, Vater, den noch nie mein Auge ſah? O ſchau’ auf deine Tochter, Die um dich weinet, Schau nieder auf die Liebende! Naheſt du? Jſt das leiſe warme Wehen, Das die Wangen mir kuͤſſet, Jſt es dein Geiſt, Jſt es Vaterkuß? Kommſt du zu loͤſen diß Herz, Zu ſtillen diß Sehnen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0006" n="6"/> <lg type="poem"> <l/> <lg n="1"> <l>Wo weilſt du, Vater?</l><lb/> <l>Badet mein weinend Auge</l><lb/> <l>Voll Sehnſucht ſich im Purpurlicht</l><lb/> <l>Der gluͤhenden Abendroͤthe,</l><lb/> <l>So denk’ ich dein: ach! ſchwimmeſt du</l><lb/> <l>Druͤben in den warmen Wellen?</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Schau’ ich himmelan,</l><lb/> <l>Wann im naͤchtlichen Aether</l><lb/> <l>Die gold’nen Sterne ſchweben,</l><lb/> <l>Wie im dunkeln Laube</l><lb/> <l>Die ſchwellende Zitrone,</l><lb/> <l>So wein’ ich hinauf und rufe:</l><lb/> <l>Biſt du dort, Vater,</l><lb/> <l>Vater, den noch nie mein Auge ſah?</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>O ſchau’ auf deine Tochter,</l><lb/> <l>Die um dich weinet,</l><lb/> <l>Schau nieder auf die Liebende!</l><lb/> <l>Naheſt du?</l><lb/> <l>Jſt das leiſe warme Wehen,</l><lb/> <l>Das die Wangen mir kuͤſſet,</l><lb/> <l>Jſt es dein Geiſt,</l><lb/> <l>Jſt es Vaterkuß?</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Kommſt du zu loͤſen diß Herz,</l><lb/> <l>Zu ſtillen diß Sehnen,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [6/0006]
Wo weilſt du, Vater?
Badet mein weinend Auge
Voll Sehnſucht ſich im Purpurlicht
Der gluͤhenden Abendroͤthe,
So denk’ ich dein: ach! ſchwimmeſt du
Druͤben in den warmen Wellen?
Schau’ ich himmelan,
Wann im naͤchtlichen Aether
Die gold’nen Sterne ſchweben,
Wie im dunkeln Laube
Die ſchwellende Zitrone,
So wein’ ich hinauf und rufe:
Biſt du dort, Vater,
Vater, den noch nie mein Auge ſah?
O ſchau’ auf deine Tochter,
Die um dich weinet,
Schau nieder auf die Liebende!
Naheſt du?
Jſt das leiſe warme Wehen,
Das die Wangen mir kuͤſſet,
Jſt es dein Geiſt,
Jſt es Vaterkuß?
Kommſt du zu loͤſen diß Herz,
Zu ſtillen diß Sehnen,
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