Waiblinger, Wilhelm: Phaëthon. Bd. 2. Stuttgart, 1823.O Atalanta! ... Geliebte! rief ich halb wahn- Da sank auch sie auf ihre Kniee und betete Dann blickte sie mich an -- die ganze Fülle Sie konnte nicht mehr, sank an meine Brust; Wir erwachten aus der Betäubung, hoben uns O Atalanta! … Geliebte! rief ich halb wahn- Da ſank auch ſie auf ihre Kniee und betete Dann blickte ſie mich an — die ganze Fuͤlle Sie konnte nicht mehr, ſank an meine Bruſt; Wir erwachten aus der Betaͤubung, hoben uns <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0075" n="75"/> <p>O Atalanta! … Geliebte! rief ich halb wahn-<lb/> ſinnig und ſtuͤrzte mich ihr zu Fuͤßen: vergieb mir,<lb/> Heilige! den Schmerz meiner Seele!</p><lb/> <p>Da ſank auch ſie auf ihre Kniee und betete<lb/> mit gefalteten Haͤnden: du Gott, unſer liebender<lb/> Vater, wir fuͤhlen deine Naͤhe!</p><lb/> <p>Dann blickte ſie mich an — die ganze Fuͤlle<lb/> des Himmels quoll in ihrem Auge ...... und<lb/> ſprach: Mein Herz iſt rein und keuſch, o Gott!<lb/> wie das Blau deines Himmels, wie die Blumen<lb/> auf deiner Erde! <hi rendition="#g">Juͤngling, bleib’ auch du<lb/> rein, dann finden wir uns wieder in<lb/> Gott!</hi></p><lb/> <p>Sie konnte nicht mehr, ſank an meine Bruſt;<lb/> wir lagen ſtumm an einander in Einem gluͤhenden<lb/> Kuſſe, tranken unſterbliche Wonne aus unſern Lip-<lb/> pen. Unſere Seelen ſtiegen aus der Huͤlle, wie<lb/> der reine koͤrperloſe Duft aus der Blume. Wir<lb/> ſahen nichts mehr, hoͤrten nichts mehr, die Sinne<lb/> ſchwanden uns: unſere Entzuͤckung war zu groß.</p><lb/> <p>Wir erwachten aus der Betaͤubung, hoben uns<lb/> auf.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [75/0075]
O Atalanta! … Geliebte! rief ich halb wahn-
ſinnig und ſtuͤrzte mich ihr zu Fuͤßen: vergieb mir,
Heilige! den Schmerz meiner Seele!
Da ſank auch ſie auf ihre Kniee und betete
mit gefalteten Haͤnden: du Gott, unſer liebender
Vater, wir fuͤhlen deine Naͤhe!
Dann blickte ſie mich an — die ganze Fuͤlle
des Himmels quoll in ihrem Auge ...... und
ſprach: Mein Herz iſt rein und keuſch, o Gott!
wie das Blau deines Himmels, wie die Blumen
auf deiner Erde! Juͤngling, bleib’ auch du
rein, dann finden wir uns wieder in
Gott!
Sie konnte nicht mehr, ſank an meine Bruſt;
wir lagen ſtumm an einander in Einem gluͤhenden
Kuſſe, tranken unſterbliche Wonne aus unſern Lip-
pen. Unſere Seelen ſtiegen aus der Huͤlle, wie
der reine koͤrperloſe Duft aus der Blume. Wir
ſahen nichts mehr, hoͤrten nichts mehr, die Sinne
ſchwanden uns: unſere Entzuͤckung war zu groß.
Wir erwachten aus der Betaͤubung, hoben uns
auf.
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