Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.
diese Stube hätten sie für die zween bestimmten Abende einmal in Beschlag genommen. Confuselius wollte die Ursache wissen, warum man auch hier so beleidigend gegen ihn verführe; und dem guten Johann Jacob blutete schon das Herz darüber. Er seines Theils hätte nicht un- gern gesehen, daß es zur Versöhnung gekommen wäre. Allein der Magister selbst fieng an, auf die Frau Schnitzerinn zu sticheln, deren unverschulde- ter Verfolgung er ohne Zweifel auch diese Begeg- nung zu danken hätte; und dadurch machte er den ehrlichen Johann Jacob aufs neue unwillig; so un- willig, daß er sagte, lassen Sie meine Frau zu- frieden, und ärgern Sie mich nicht noch ein mal. Sie sind ein Mensch, der es mit allen Leuten ver- dirbt. Solcher harten Worte hatte sich Schnitzer Zeitlebens nicht bedient; sie ermunterten auch so fort seine Freunde zu noch härtern. Confuselius, der einer gegen sechse war, fand also für gut, zu gehn, beschloß aber, sich an der Stifterinn seiner neuen Verdrüßlichkeiten bei guter Zeit zu rächen. Sie- M 2
dieſe Stube haͤtten ſie fuͤr die zween beſtimmten Abende einmal in Beſchlag genommen. Confuſelius wollte die Urſache wiſſen, warum man auch hier ſo beleidigend gegen ihn verfuͤhre; und dem guten Johann Jacob blutete ſchon das Herz daruͤber. Er ſeines Theils haͤtte nicht un- gern geſehen, daß es zur Verſoͤhnung gekommen waͤre. Allein der Magiſter ſelbſt fieng an, auf die Frau Schnitzerinn zu ſticheln, deren unverſchulde- ter Verfolgung er ohne Zweifel auch dieſe Begeg- nung zu danken haͤtte; und dadurch machte er den ehrlichen Johann Jacob aufs neue unwillig; ſo un- willig, daß er ſagte, laſſen Sie meine Frau zu- frieden, und aͤrgern Sie mich nicht noch ein mal. Sie ſind ein Menſch, der es mit allen Leuten ver- dirbt. Solcher harten Worte hatte ſich Schnitzer Zeitlebens nicht bedient; ſie ermunterten auch ſo fort ſeine Freunde zu noch haͤrtern. Confuſelius, der einer gegen ſechſe war, fand alſo fuͤr gut, zu gehn, beſchloß aber, ſich an der Stifterinn ſeiner neuen Verdruͤßlichkeiten bei guter Zeit zu raͤchen. Sie- M 2
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dieſe Stube haͤtten ſie fuͤr die zween beſtimmten
Abende einmal in Beſchlag genommen.
Confuſelius wollte die Urſache wiſſen, warum
man auch hier ſo beleidigend gegen ihn verfuͤhre;
und dem guten Johann Jacob blutete ſchon das
Herz daruͤber. Er ſeines Theils haͤtte nicht un-
gern geſehen, daß es zur Verſoͤhnung gekommen
waͤre. Allein der Magiſter ſelbſt fieng an, auf die
Frau Schnitzerinn zu ſticheln, deren unverſchulde-
ter Verfolgung er ohne Zweifel auch dieſe Begeg-
nung zu danken haͤtte; und dadurch machte er den
ehrlichen Johann Jacob aufs neue unwillig; ſo un-
willig, daß er ſagte, laſſen Sie meine Frau zu-
frieden, und aͤrgern Sie mich nicht noch ein mal.
Sie ſind ein Menſch, der es mit allen Leuten ver-
dirbt.
Solcher harten Worte hatte ſich Schnitzer
Zeitlebens nicht bedient; ſie ermunterten auch ſo
fort ſeine Freunde zu noch haͤrtern. Confuſelius,
der einer gegen ſechſe war, fand alſo fuͤr gut, zu
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Zitationshilfe: | Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/185>, abgerufen am 16.02.2025. |