Er hatte etwas (was es war, ist mir nicht er- innerlich) geschrieben, und war glücklich genug gewe- sen, es für ein sehr geringes Honorarium bei einem Buchhändler unterzubringen, der nicht viel dabei verlieren konnte, weil er selbst etliche Pressen hatte, und es auf den Ausschuß seines Papiers druckte. Consuselius prahlte, als er sein Werk angebracht hatte, in der Tabagie nicht wenig damit. Er sagte zwar, die Herren Buchhändler bezahlten ge- lehrte Arbeiten gemeiniglich schlecht genug nach ih- rem Werthe, und er hätte daher nicht mehr, als drei Speciesthaler, für den Bogen bekommen; aber er rechnete destomehr auf die folgenden Aufla- gen, deren gewiß mehrere nöthig sein würden. Sein Verleger hatte indessen ein so entschiednes Unglück mit dem Werke, daß er es gänzlich in die Maculatur werfen mußte; und er wollte hernach so wenig, als ein andrer, wieder etwas vom Herrn Magister Gottlob Heinrich Confuselius in Verlag nehmen.
Dieser Unfall schlug jedoch die Standhaftig- keit des Herrn Magisters noch nicht zu Boden, sondern er schrieb fort. Um das Papier dazu anzu- schaffen, kaufte er zuweilen eine Scarteke beim Antiquar für ein Paar Groschen, brachte sie mei- nem Vater, und versicherte ihn, es stecke viel
Ver-
Er hatte etwas (was es war, iſt mir nicht er- innerlich) geſchrieben, und war gluͤcklich genug gewe- ſen, es fuͤr ein ſehr geringes Honorarium bei einem Buchhaͤndler unterzubringen, der nicht viel dabei verlieren konnte, weil er ſelbſt etliche Preſſen hatte, und es auf den Ausſchuß ſeines Papiers druckte. Conſuſelius prahlte, als er ſein Werk angebracht hatte, in der Tabagie nicht wenig damit. Er ſagte zwar, die Herren Buchhaͤndler bezahlten ge- lehrte Arbeiten gemeiniglich ſchlecht genug nach ih- rem Werthe, und er haͤtte daher nicht mehr, als drei Speciesthaler, fuͤr den Bogen bekommen; aber er rechnete deſtomehr auf die folgenden Aufla- gen, deren gewiß mehrere noͤthig ſein wuͤrden. Sein Verleger hatte indeſſen ein ſo entſchiednes Ungluͤck mit dem Werke, daß er es gaͤnzlich in die Maculatur werfen mußte; und er wollte hernach ſo wenig, als ein andrer, wieder etwas vom Herrn Magiſter Gottlob Heinrich Confuſelius in Verlag nehmen.
Dieſer Unfall ſchlug jedoch die Standhaftig- keit des Herrn Magiſters noch nicht zu Boden, ſondern er ſchrieb fort. Um das Papier dazu anzu- ſchaffen, kaufte er zuweilen eine Scarteke beim Antiquar fuͤr ein Paar Groſchen, brachte ſie mei- nem Vater, und verſicherte ihn, es ſtecke viel
Ver-
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Er hatte etwas (was es war, iſt mir nicht er-
innerlich) geſchrieben, und war gluͤcklich genug gewe-
ſen, es fuͤr ein ſehr geringes Honorarium bei einem
Buchhaͤndler unterzubringen, der nicht viel dabei
verlieren konnte, weil er ſelbſt etliche Preſſen hatte,
und es auf den Ausſchuß ſeines Papiers druckte.
Conſuſelius prahlte, als er ſein Werk angebracht
hatte, in der Tabagie nicht wenig damit. Er
ſagte zwar, die Herren Buchhaͤndler bezahlten ge-
lehrte Arbeiten gemeiniglich ſchlecht genug nach ih-
rem Werthe, und er haͤtte daher nicht mehr, als
drei Speciesthaler, fuͤr den Bogen bekommen;
aber er rechnete deſtomehr auf die folgenden Aufla-
gen, deren gewiß mehrere noͤthig ſein wuͤrden.
Sein Verleger hatte indeſſen ein ſo entſchiednes
Ungluͤck mit dem Werke, daß er es gaͤnzlich in die
Maculatur werfen mußte; und er wollte hernach ſo
wenig, als ein andrer, wieder etwas vom Herrn
Magiſter Gottlob Heinrich Confuſelius in Verlag
nehmen.
Dieſer Unfall ſchlug jedoch die Standhaftig-
keit des Herrn Magiſters noch nicht zu Boden,
ſondern er ſchrieb fort. Um das Papier dazu anzu-
ſchaffen, kaufte er zuweilen eine Scarteke beim
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/20>, abgerufen am 03.12.2024.
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