Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite
wie rasend auf ihn zu, ergriff ihn bei den Haaren,
packte ihn an der Gurgel, indem sie schrie Verrä-
ther, Mörder, Teufel! Albrecht entgieng kaum
mit dem Leben, andre mußten ihn befreien helfen;
sobald es geschehen war, eilte er fort, ahndend
was vorgefallen sein konnte. Johann Jacob war zu
Stein worden, er glaubte seine Frau wäre für nun
und immer rasend worden, sich zu nahen hatte er
das Herz nicht, er wand die Hände und fragte von
weiten was seinem allerliebsten Weibchen wieder-
fahren wäre?

Der heftiger gewordene Schmerz erlaubte ihr
nicht zu antworten, sie schrie im selbigen laut;
sobald sie aber einige Linderung hatte, rief sie ih-
rem Manne zu: "fort! und dem Spitzbuben, dem
Schwindler, dem Ehrenräuber nach, und komm
mir nicht anders vor die Augen als mit seinem
Blut an deinen Händen! Es fand sich ein neuer
Schmerz, und zugleich trat der Arzt ein, welcher
sahe, daß man die Hebamme nicht schnell genug
rufen könnte. Johann Jacob rang mit dem Todte,
er konnte durchaus nichts errathen, folglich
auch nichts beschließen, doch Suschen schrie noch
einmal:" fort! thu was ich dir sage! und er zitter-
te in sein Stübchen, um dort zu erwarten, was
dieses angegangenen Trauerspiels letzter Act sein
würde,
wie raſend auf ihn zu, ergriff ihn bei den Haaren,
packte ihn an der Gurgel, indem ſie ſchrie Verraͤ-
ther, Moͤrder, Teufel! Albrecht entgieng kaum
mit dem Leben, andre mußten ihn befreien helfen;
ſobald es geſchehen war, eilte er fort, ahndend
was vorgefallen ſein konnte. Johann Jacob war zu
Stein worden, er glaubte ſeine Frau waͤre fuͤr nun
und immer raſend worden, ſich zu nahen hatte er
das Herz nicht, er wand die Haͤnde und fragte von
weiten was ſeinem allerliebſten Weibchen wieder-
fahren waͤre?

Der heftiger gewordene Schmerz erlaubte ihr
nicht zu antworten, ſie ſchrie im ſelbigen laut;
ſobald ſie aber einige Linderung hatte, rief ſie ih-
rem Manne zu: „fort! und dem Spitzbuben, dem
Schwindler, dem Ehrenraͤuber nach, und komm
mir nicht anders vor die Augen als mit ſeinem
Blut an deinen Haͤnden! Es fand ſich ein neuer
Schmerz, und zugleich trat der Arzt ein, welcher
ſahe, daß man die Hebamme nicht ſchnell genug
rufen koͤnnte. Johann Jacob rang mit dem Todte,
er konnte durchaus nichts errathen, folglich
auch nichts beſchließen, doch Suschen ſchrie noch
einmal:“ fort! thu was ich dir ſage! und er zitter-
te in ſein Stuͤbchen, um dort zu erwarten, was
dieſes angegangenen Trauerſpiels letzter Act ſein
wuͤrde,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#POST">
          <p><pb facs="#f0336" n="330"/>
wie ra&#x017F;end auf ihn zu, ergriff ihn bei den Haaren,<lb/>
packte ihn an der Gurgel, indem &#x017F;ie &#x017F;chrie Verra&#x0364;-<lb/>
ther, Mo&#x0364;rder, Teufel! Albrecht entgieng kaum<lb/>
mit dem Leben, andre mußten ihn befreien helfen;<lb/>
&#x017F;obald es ge&#x017F;chehen war, eilte er fort, ahndend<lb/>
was vorgefallen &#x017F;ein konnte. Johann Jacob war zu<lb/>
Stein worden, er glaubte &#x017F;eine Frau wa&#x0364;re fu&#x0364;r nun<lb/>
und immer ra&#x017F;end worden, &#x017F;ich zu nahen hatte er<lb/>
das Herz nicht, er wand die Ha&#x0364;nde und fragte von<lb/>
weiten was &#x017F;einem allerlieb&#x017F;ten Weibchen wieder-<lb/>
fahren wa&#x0364;re?</p><lb/>
          <p>Der heftiger gewordene Schmerz erlaubte ihr<lb/>
nicht zu antworten, &#x017F;ie &#x017F;chrie im &#x017F;elbigen laut;<lb/>
&#x017F;obald &#x017F;ie aber einige Linderung hatte, rief &#x017F;ie ih-<lb/>
rem Manne zu: &#x201E;fort! und dem Spitzbuben, dem<lb/>
Schwindler, dem Ehrenra&#x0364;uber nach, und komm<lb/>
mir nicht anders vor die Augen als mit &#x017F;einem<lb/>
Blut an deinen Ha&#x0364;nden! Es fand &#x017F;ich ein neuer<lb/>
Schmerz, und zugleich trat der Arzt ein, welcher<lb/>
&#x017F;ahe, daß man die Hebamme nicht &#x017F;chnell genug<lb/>
rufen ko&#x0364;nnte. Johann Jacob rang mit dem Todte,<lb/>
er konnte durchaus nichts errathen, folglich<lb/>
auch nichts be&#x017F;chließen, doch Suschen &#x017F;chrie noch<lb/>
einmal:&#x201C; fort! thu was ich dir &#x017F;age! und er zitter-<lb/>
te in &#x017F;ein Stu&#x0364;bchen, um dort zu erwarten, was<lb/>
die&#x017F;es angegangenen Trauer&#x017F;piels letzter Act &#x017F;ein<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wu&#x0364;rde,</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[330/0336] wie raſend auf ihn zu, ergriff ihn bei den Haaren, packte ihn an der Gurgel, indem ſie ſchrie Verraͤ- ther, Moͤrder, Teufel! Albrecht entgieng kaum mit dem Leben, andre mußten ihn befreien helfen; ſobald es geſchehen war, eilte er fort, ahndend was vorgefallen ſein konnte. Johann Jacob war zu Stein worden, er glaubte ſeine Frau waͤre fuͤr nun und immer raſend worden, ſich zu nahen hatte er das Herz nicht, er wand die Haͤnde und fragte von weiten was ſeinem allerliebſten Weibchen wieder- fahren waͤre? Der heftiger gewordene Schmerz erlaubte ihr nicht zu antworten, ſie ſchrie im ſelbigen laut; ſobald ſie aber einige Linderung hatte, rief ſie ih- rem Manne zu: „fort! und dem Spitzbuben, dem Schwindler, dem Ehrenraͤuber nach, und komm mir nicht anders vor die Augen als mit ſeinem Blut an deinen Haͤnden! Es fand ſich ein neuer Schmerz, und zugleich trat der Arzt ein, welcher ſahe, daß man die Hebamme nicht ſchnell genug rufen koͤnnte. Johann Jacob rang mit dem Todte, er konnte durchaus nichts errathen, folglich auch nichts beſchließen, doch Suschen ſchrie noch einmal:“ fort! thu was ich dir ſage! und er zitter- te in ſein Stuͤbchen, um dort zu erwarten, was dieſes angegangenen Trauerſpiels letzter Act ſein wuͤrde,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/336
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/336>, abgerufen am 22.11.2024.