Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Freuden der Bäder erreichten endlich, so
wie alles in der Welt, für dies Jahr auch ihr Ende
und die Frau Kriegsräthinn, welche das Glück ge-
habt hatte, nicht nach ihrem eigentlichen Stande
entdeckt zu werden, mußte die Heimreise antreten,
um wieder Frau Wirthinu zu sein. Sie verließ
P. mit Verdruß, doch da sie überlegte, daß sie doch
den Vorschmack eines künftigen höhern Standes ge-
nossen, daß sie von ihrer Badereise keinen Schaden
gehabt hatte, vielmehr mit einer bessern Börse
versehn nach Hause käm, als sie mitgebracht hatte,
da sie auch die gewisse Versicherung hatte, daß
Treff, welcher die Begebenheit mit Felßen nicht
mehr achtete, sondern sie für veraltert hielt, we-
nigstens in zwei Monaten wieder in ihrem Hause
Wohnung aufschlagen würde, so verschmerzte sie
die vergangene Glückseligkeit noch so ziemlich.

Jndessen ward ihr doch bei ihrer Ankunft
wunderlich zu Muthe, indem sie nun wieder Gast-
wirthinn sein mußte; sie würde Schnitzern nicht
eher Ruhe gelassen haben, bis er den Gasthof ver-
kauft oder verpachtet und im zweiten Hause priva-
tisirt hätte, wenn sie den erneuten Gewinn, wel-
cher nach Treffs Ankunft auf den ehemaligen Fuß
eintreten sollte, nicht für unentbehrlich zu ihren
künftigen Absichten gehalten hätte.

Diese
A a 3

Die Freuden der Baͤder erreichten endlich, ſo
wie alles in der Welt, fuͤr dies Jahr auch ihr Ende
und die Frau Kriegsraͤthinn, welche das Gluͤck ge-
habt hatte, nicht nach ihrem eigentlichen Stande
entdeckt zu werden, mußte die Heimreiſe antreten,
um wieder Frau Wirthinu zu ſein. Sie verließ
P. mit Verdruß, doch da ſie uͤberlegte, daß ſie doch
den Vorſchmack eines kuͤnftigen hoͤhern Standes ge-
noſſen, daß ſie von ihrer Badereiſe keinen Schaden
gehabt hatte, vielmehr mit einer beſſern Boͤrſe
verſehn nach Hauſe kaͤm, als ſie mitgebracht hatte,
da ſie auch die gewiſſe Verſicherung hatte, daß
Treff, welcher die Begebenheit mit Felßen nicht
mehr achtete, ſondern ſie fuͤr veraltert hielt, we-
nigſtens in zwei Monaten wieder in ihrem Hauſe
Wohnung aufſchlagen wuͤrde, ſo verſchmerzte ſie
die vergangene Gluͤckſeligkeit noch ſo ziemlich.

Jndeſſen ward ihr doch bei ihrer Ankunft
wunderlich zu Muthe, indem ſie nun wieder Gaſt-
wirthinn ſein mußte; ſie wuͤrde Schnitzern nicht
eher Ruhe gelaſſen haben, bis er den Gaſthof ver-
kauft oder verpachtet und im zweiten Hauſe priva-
tiſirt haͤtte, wenn ſie den erneuten Gewinn, wel-
cher nach Treffs Ankunft auf den ehemaligen Fuß
eintreten ſollte, nicht fuͤr unentbehrlich zu ihren
kuͤnftigen Abſichten gehalten haͤtte.

Dieſe
A a 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0379" n="373"/>
        <p>Die Freuden der Ba&#x0364;der erreichten endlich, &#x017F;o<lb/>
wie alles in der Welt, fu&#x0364;r dies Jahr auch ihr Ende<lb/>
und die Frau Kriegsra&#x0364;thinn, welche das Glu&#x0364;ck ge-<lb/>
habt hatte, nicht nach ihrem eigentlichen Stande<lb/>
entdeckt zu werden, mußte die Heimrei&#x017F;e antreten,<lb/>
um wieder Frau Wirthinu zu &#x017F;ein. Sie verließ<lb/>
P. mit Verdruß, doch da &#x017F;ie u&#x0364;berlegte, daß &#x017F;ie doch<lb/>
den Vor&#x017F;chmack eines ku&#x0364;nftigen ho&#x0364;hern Standes ge-<lb/>
no&#x017F;&#x017F;en, daß &#x017F;ie von ihrer Baderei&#x017F;e keinen Schaden<lb/>
gehabt hatte, vielmehr mit einer be&#x017F;&#x017F;ern Bo&#x0364;r&#x017F;e<lb/>
ver&#x017F;ehn nach Hau&#x017F;e ka&#x0364;m, als &#x017F;ie mitgebracht hatte,<lb/>
da &#x017F;ie auch die gewi&#x017F;&#x017F;e Ver&#x017F;icherung hatte, daß<lb/>
Treff, welcher die Begebenheit mit Felßen nicht<lb/>
mehr achtete, &#x017F;ondern &#x017F;ie fu&#x0364;r veraltert hielt, we-<lb/>
nig&#x017F;tens in zwei Monaten wieder in ihrem Hau&#x017F;e<lb/>
Wohnung auf&#x017F;chlagen wu&#x0364;rde, &#x017F;o ver&#x017F;chmerzte &#x017F;ie<lb/>
die vergangene Glu&#x0364;ck&#x017F;eligkeit noch &#x017F;o ziemlich.</p><lb/>
        <p>Jnde&#x017F;&#x017F;en ward ihr doch bei ihrer Ankunft<lb/>
wunderlich zu Muthe, indem &#x017F;ie nun wieder Ga&#x017F;t-<lb/>
wirthinn &#x017F;ein mußte; &#x017F;ie wu&#x0364;rde Schnitzern nicht<lb/>
eher Ruhe gela&#x017F;&#x017F;en haben, bis er den Ga&#x017F;thof ver-<lb/>
kauft oder verpachtet und im zweiten Hau&#x017F;e priva-<lb/>
ti&#x017F;irt ha&#x0364;tte, wenn &#x017F;ie den erneuten Gewinn, wel-<lb/>
cher nach Treffs Ankunft auf den ehemaligen Fuß<lb/>
eintreten &#x017F;ollte, nicht fu&#x0364;r unentbehrlich zu ihren<lb/>
ku&#x0364;nftigen Ab&#x017F;ichten gehalten ha&#x0364;tte.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">A a 3</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Die&#x017F;e</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[373/0379] Die Freuden der Baͤder erreichten endlich, ſo wie alles in der Welt, fuͤr dies Jahr auch ihr Ende und die Frau Kriegsraͤthinn, welche das Gluͤck ge- habt hatte, nicht nach ihrem eigentlichen Stande entdeckt zu werden, mußte die Heimreiſe antreten, um wieder Frau Wirthinu zu ſein. Sie verließ P. mit Verdruß, doch da ſie uͤberlegte, daß ſie doch den Vorſchmack eines kuͤnftigen hoͤhern Standes ge- noſſen, daß ſie von ihrer Badereiſe keinen Schaden gehabt hatte, vielmehr mit einer beſſern Boͤrſe verſehn nach Hauſe kaͤm, als ſie mitgebracht hatte, da ſie auch die gewiſſe Verſicherung hatte, daß Treff, welcher die Begebenheit mit Felßen nicht mehr achtete, ſondern ſie fuͤr veraltert hielt, we- nigſtens in zwei Monaten wieder in ihrem Hauſe Wohnung aufſchlagen wuͤrde, ſo verſchmerzte ſie die vergangene Gluͤckſeligkeit noch ſo ziemlich. Jndeſſen ward ihr doch bei ihrer Ankunft wunderlich zu Muthe, indem ſie nun wieder Gaſt- wirthinn ſein mußte; ſie wuͤrde Schnitzern nicht eher Ruhe gelaſſen haben, bis er den Gaſthof ver- kauft oder verpachtet und im zweiten Hauſe priva- tiſirt haͤtte, wenn ſie den erneuten Gewinn, wel- cher nach Treffs Ankunft auf den ehemaligen Fuß eintreten ſollte, nicht fuͤr unentbehrlich zu ihren kuͤnftigen Abſichten gehalten haͤtte. Dieſe A a 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/379
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/379>, abgerufen am 29.11.2024.