sind, aber nicht alle Moden mitmachen dürfen, wo sie haushälterisch und immer mit einer Arbeit oder sonst einer nöthigen Verrichtung beschäftigt sein müssen. Jhre Eltern lassen sie zwar oft unschuldige Ergötzungen genießen, aber in den galanten Zir- keln dürfen sie nicht herumschwärmen. Sie müssen vor jedermann Achtung haben, und ich wollte ihnen nicht rathen, hinter den Leuten her, oder gar ihnen ins Gesicht zu lachen; auch dürfen sie nicht vornehm thun und kostspielige Ansprüche machen, indem die Eltern meinen, dies könne in der Zukunft zur Plage der Ehemänner werden, und zu allerhand Vergehungen Anlaß geben.
Die Söhne dieser Häuser werden jeder zu dem Stand, den er sich selbst erwählt, mit aller älter- lichen Sorfalt gebildet, es wird ihnen alle Gele- genheit, Kenntnisse zu sammeln, verschafft, sie dür- fen ebenfalls die Freuden genießen, die der gute Naturmensch nur genießen kann, aber sie sind ge- wöhnt, alles, was nur einer Ausschweifung ähn- lich sieht, zu meiden, daher sieht man sie nie mit andern Jünglingen da, wo Gesundheit, Zeit und Sittlichkeit ertödtet wird, und sie können, wenn das Ohngefähr sie mit solchen zusammen bringt, nicht mitsprechen, sind fremd unter ihnen.
Diese
ſind, aber nicht alle Moden mitmachen duͤrfen, wo ſie haushaͤlteriſch und immer mit einer Arbeit oder ſonſt einer noͤthigen Verrichtung beſchaͤftigt ſein muͤſſen. Jhre Eltern laſſen ſie zwar oft unſchuldige Ergoͤtzungen genießen, aber in den galanten Zir- keln duͤrfen ſie nicht herumſchwaͤrmen. Sie muͤſſen vor jedermann Achtung haben, und ich wollte ihnen nicht rathen, hinter den Leuten her, oder gar ihnen ins Geſicht zu lachen; auch duͤrfen ſie nicht vornehm thun und koſtſpielige Anſpruͤche machen, indem die Eltern meinen, dies koͤnne in der Zukunft zur Plage der Ehemaͤnner werden, und zu allerhand Vergehungen Anlaß geben.
Die Soͤhne dieſer Haͤuſer werden jeder zu dem Stand, den er ſich ſelbſt erwaͤhlt, mit aller aͤlter- lichen Sorfalt gebildet, es wird ihnen alle Gele- genheit, Kenntniſſe zu ſammeln, verſchafft, ſie duͤr- fen ebenfalls die Freuden genießen, die der gute Naturmenſch nur genießen kann, aber ſie ſind ge- woͤhnt, alles, was nur einer Ausſchweifung aͤhn- lich ſieht, zu meiden, daher ſieht man ſie nie mit andern Juͤnglingen da, wo Geſundheit, Zeit und Sittlichkeit ertoͤdtet wird, und ſie koͤnnen, wenn das Ohngefaͤhr ſie mit ſolchen zuſammen bringt, nicht mitſprechen, ſind fremd unter ihnen.
Dieſe
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ſind, aber nicht alle Moden mitmachen duͤrfen, wo
ſie haushaͤlteriſch und immer mit einer Arbeit oder
ſonſt einer noͤthigen Verrichtung beſchaͤftigt ſein
muͤſſen. Jhre Eltern laſſen ſie zwar oft unſchuldige
Ergoͤtzungen genießen, aber in den galanten Zir-
keln duͤrfen ſie nicht herumſchwaͤrmen. Sie muͤſſen
vor jedermann Achtung haben, und ich wollte ihnen
nicht rathen, hinter den Leuten her, oder gar ihnen
ins Geſicht zu lachen; auch duͤrfen ſie nicht vornehm
thun und koſtſpielige Anſpruͤche machen, indem die
Eltern meinen, dies koͤnne in der Zukunft zur
Plage der Ehemaͤnner werden, und zu allerhand
Vergehungen Anlaß geben.
Die Soͤhne dieſer Haͤuſer werden jeder zu dem
Stand, den er ſich ſelbſt erwaͤhlt, mit aller aͤlter-
lichen Sorfalt gebildet, es wird ihnen alle Gele-
genheit, Kenntniſſe zu ſammeln, verſchafft, ſie duͤr-
fen ebenfalls die Freuden genießen, die der gute
Naturmenſch nur genießen kann, aber ſie ſind ge-
woͤhnt, alles, was nur einer Ausſchweifung aͤhn-
lich ſieht, zu meiden, daher ſieht man ſie nie mit
andern Juͤnglingen da, wo Geſundheit, Zeit und
Sittlichkeit ertoͤdtet wird, und ſie koͤnnen, wenn
das Ohngefaͤhr ſie mit ſolchen zuſammen bringt,
nicht mitſprechen, ſind fremd unter ihnen.
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/110>, abgerufen am 24.11.2024.
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