Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

Verlust der Gesundheit bestehen, für nothwendige
Folgen der Zeitsitten, und erröthen im geringsten
nicht darüber, nach und nach, denken sie, wenn die
gesetzten Jahre kommen, wird sich alles legen und
vergessen. Die Jugend mag also hingeschwärmt
werden, wie sie will, wenns nur mit Weltton und
Witz geschieht.

So gehts vom ersten Rang bis zum niedrig-
sten herunter, und ich beweise daher, daß nichts
seltener ist, als ächte Geistmenschen, daß ich viele
Bruder und Schwestern von jedem Stand habe,
wenn sie auch nicht alle in der Ausgelassenheit so
excelliren, wie ich Muttersöhnchen, Fritz Nickel
Schnitzer.

Hiermit gelobe ich förmlich, nie wieder so
weit von meinem eigentlichen Text abzuweichen,
und eile, den, bei welchem ich vorhin war, wie-
der zu ergreifen.

Meine Mutter hatte also ihre eigene Gesell-
schaft weiblichen und männlichen Geschlechts, die
sich bald verringerte, bald vermehrte, und drang
sich mit ihr allenthalben ein. Die Entreprenneurs
einiger Lustorte hatten nicht Ursache, es ihr Dank
zu wissen, denn da sie sich und die Jhrigen (nebst
mir, der immer sehr schön gekleidet mitgenommen
ward, und dann unbändig war,) nicht vertreiben

ließ

Verluſt der Geſundheit beſtehen, fuͤr nothwendige
Folgen der Zeitſitten, und erroͤthen im geringſten
nicht daruͤber, nach und nach, denken ſie, wenn die
geſetzten Jahre kommen, wird ſich alles legen und
vergeſſen. Die Jugend mag alſo hingeſchwaͤrmt
werden, wie ſie will, wenns nur mit Weltton und
Witz geſchieht.

So gehts vom erſten Rang bis zum niedrig-
ſten herunter, und ich beweiſe daher, daß nichts
ſeltener iſt, als aͤchte Geiſtmenſchen, daß ich viele
Bruder und Schweſtern von jedem Stand habe,
wenn ſie auch nicht alle in der Ausgelaſſenheit ſo
excelliren, wie ich Mutterſoͤhnchen, Fritz Nickel
Schnitzer.

Hiermit gelobe ich foͤrmlich, nie wieder ſo
weit von meinem eigentlichen Text abzuweichen,
und eile, den, bei welchem ich vorhin war, wie-
der zu ergreifen.

Meine Mutter hatte alſo ihre eigene Geſell-
ſchaft weiblichen und maͤnnlichen Geſchlechts, die
ſich bald verringerte, bald vermehrte, und drang
ſich mit ihr allenthalben ein. Die Entreprenneurs
einiger Luſtorte hatten nicht Urſache, es ihr Dank
zu wiſſen, denn da ſie ſich und die Jhrigen (nebſt
mir, der immer ſehr ſchoͤn gekleidet mitgenommen
ward, und dann unbaͤndig war,) nicht vertreiben

ließ
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0112" n="108"/>
Verlu&#x017F;t der Ge&#x017F;undheit be&#x017F;tehen, fu&#x0364;r nothwendige<lb/>
Folgen der Zeit&#x017F;itten, und erro&#x0364;then im gering&#x017F;ten<lb/>
nicht daru&#x0364;ber, nach und nach, denken &#x017F;ie, wenn die<lb/>
ge&#x017F;etzten Jahre kommen, wird &#x017F;ich alles legen und<lb/>
verge&#x017F;&#x017F;en. Die Jugend mag al&#x017F;o hinge&#x017F;chwa&#x0364;rmt<lb/>
werden, wie &#x017F;ie will, wenns nur mit Weltton und<lb/>
Witz ge&#x017F;chieht.</p><lb/>
        <p>So gehts vom er&#x017F;ten Rang bis zum niedrig-<lb/>
&#x017F;ten herunter, und ich bewei&#x017F;e daher, daß nichts<lb/>
&#x017F;eltener i&#x017F;t, als a&#x0364;chte Gei&#x017F;tmen&#x017F;chen, daß ich viele<lb/>
Bruder und Schwe&#x017F;tern von jedem Stand habe,<lb/>
wenn &#x017F;ie auch nicht alle in der Ausgela&#x017F;&#x017F;enheit &#x017F;o<lb/>
excelliren, wie ich Mutter&#x017F;o&#x0364;hnchen, Fritz Nickel<lb/>
Schnitzer.</p><lb/>
        <p>Hiermit gelobe ich fo&#x0364;rmlich, nie wieder &#x017F;o<lb/>
weit von meinem eigentlichen Text abzuweichen,<lb/>
und eile, den, bei welchem ich vorhin war, wie-<lb/>
der zu ergreifen.</p><lb/>
        <p>Meine Mutter hatte al&#x017F;o ihre eigene Ge&#x017F;ell-<lb/>
&#x017F;chaft weiblichen und ma&#x0364;nnlichen Ge&#x017F;chlechts, die<lb/>
&#x017F;ich bald verringerte, bald vermehrte, und drang<lb/>
&#x017F;ich mit ihr allenthalben ein. Die Entreprenneurs<lb/>
einiger Lu&#x017F;torte hatten nicht Ur&#x017F;ache, es ihr Dank<lb/>
zu wi&#x017F;&#x017F;en, denn da &#x017F;ie &#x017F;ich und die Jhrigen (neb&#x017F;t<lb/>
mir, der immer &#x017F;ehr &#x017F;cho&#x0364;n gekleidet mitgenommen<lb/>
ward, und dann unba&#x0364;ndig war,) nicht vertreiben<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ließ</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[108/0112] Verluſt der Geſundheit beſtehen, fuͤr nothwendige Folgen der Zeitſitten, und erroͤthen im geringſten nicht daruͤber, nach und nach, denken ſie, wenn die geſetzten Jahre kommen, wird ſich alles legen und vergeſſen. Die Jugend mag alſo hingeſchwaͤrmt werden, wie ſie will, wenns nur mit Weltton und Witz geſchieht. So gehts vom erſten Rang bis zum niedrig- ſten herunter, und ich beweiſe daher, daß nichts ſeltener iſt, als aͤchte Geiſtmenſchen, daß ich viele Bruder und Schweſtern von jedem Stand habe, wenn ſie auch nicht alle in der Ausgelaſſenheit ſo excelliren, wie ich Mutterſoͤhnchen, Fritz Nickel Schnitzer. Hiermit gelobe ich foͤrmlich, nie wieder ſo weit von meinem eigentlichen Text abzuweichen, und eile, den, bei welchem ich vorhin war, wie- der zu ergreifen. Meine Mutter hatte alſo ihre eigene Geſell- ſchaft weiblichen und maͤnnlichen Geſchlechts, die ſich bald verringerte, bald vermehrte, und drang ſich mit ihr allenthalben ein. Die Entreprenneurs einiger Luſtorte hatten nicht Urſache, es ihr Dank zu wiſſen, denn da ſie ſich und die Jhrigen (nebſt mir, der immer ſehr ſchoͤn gekleidet mitgenommen ward, und dann unbaͤndig war,) nicht vertreiben ließ

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/112
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/112>, abgerufen am 14.05.2024.