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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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hinnehmen muste. Und wie wir schon vernommen,
hatte sie trefliche Gründe, dazu zu schweigen. Sie
selbst hätte bei ihrem Plan, sich auf irgend eine
Art von dem Herrn Gemahl zu befreien, freilich
nicht hoffen sollen, von Peters Erbschaft Nutzen
zu ziehen; aber da sie sich vorgenommen hatte, den
Schein der Unschuld vor allen Dingen bei der
Sache zu beobachten, so meinte sie, es könne ihr
dadurch nichts entgehn, wenigstens müste doch mir
ein Antheil an Peters Erbschaft bleiben, und sie
wollte sorgen, daß es nicht der kleinste wäre.

Sie ärgerte sich zwar über die groben Reden,
welche ihr der Herr Schwager jetzt angehangen
hatte, so sehr, daß sie kurz darauf wirklich einen
starken und fast zu frühen Anfall des Milchsiebers
bekam, als außerdem erfolgt wäre, aber sie ließ
sich nichts merken, sondern sagte ganz gelassen, was
den Officiersstand ihres Vaters beträfe, so wollte
sie es schon noch beweisen; übrigens hätte sie sich
vorgenommen, daß ich studiren und einst ein Mann
werden sollte, der so braven und angesehenen Leu-
ten als mein Vater und Onele wären, Ehre ma-
chen sollte. Peter muste mit dieser Antwort zufrie-
den sein; zwar meinte er, dieß alles könnte ge-
schehen, wenn auch Brandweinbrenner und Bar-
birer bei mir Pathen-Stelle verrichteten, und

setzte

hinnehmen muſte. Und wie wir ſchon vernommen,
hatte ſie trefliche Gruͤnde, dazu zu ſchweigen. Sie
ſelbſt haͤtte bei ihrem Plan, ſich auf irgend eine
Art von dem Herrn Gemahl zu befreien, freilich
nicht hoffen ſollen, von Peters Erbſchaft Nutzen
zu ziehen; aber da ſie ſich vorgenommen hatte, den
Schein der Unſchuld vor allen Dingen bei der
Sache zu beobachten, ſo meinte ſie, es koͤnne ihr
dadurch nichts entgehn, wenigſtens muͤſte doch mir
ein Antheil an Peters Erbſchaft bleiben, und ſie
wollte ſorgen, daß es nicht der kleinſte waͤre.

Sie aͤrgerte ſich zwar uͤber die groben Reden,
welche ihr der Herr Schwager jetzt angehangen
hatte, ſo ſehr, daß ſie kurz darauf wirklich einen
ſtarken und faſt zu fruͤhen Anfall des Milchſiebers
bekam, als außerdem erfolgt waͤre, aber ſie ließ
ſich nichts merken, ſondern ſagte ganz gelaſſen, was
den Officiersſtand ihres Vaters betraͤfe, ſo wollte
ſie es ſchon noch beweiſen; uͤbrigens haͤtte ſie ſich
vorgenommen, daß ich ſtudiren und einſt ein Mann
werden ſollte, der ſo braven und angeſehenen Leu-
ten als mein Vater und Onele waͤren, Ehre ma-
chen ſollte. Peter muſte mit dieſer Antwort zufrie-
den ſein; zwar meinte er, dieß alles koͤnnte ge-
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birer bei mir Pathen-Stelle verrichteten, und

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[9/0013] hinnehmen muſte. Und wie wir ſchon vernommen, hatte ſie trefliche Gruͤnde, dazu zu ſchweigen. Sie ſelbſt haͤtte bei ihrem Plan, ſich auf irgend eine Art von dem Herrn Gemahl zu befreien, freilich nicht hoffen ſollen, von Peters Erbſchaft Nutzen zu ziehen; aber da ſie ſich vorgenommen hatte, den Schein der Unſchuld vor allen Dingen bei der Sache zu beobachten, ſo meinte ſie, es koͤnne ihr dadurch nichts entgehn, wenigſtens muͤſte doch mir ein Antheil an Peters Erbſchaft bleiben, und ſie wollte ſorgen, daß es nicht der kleinſte waͤre. Sie aͤrgerte ſich zwar uͤber die groben Reden, welche ihr der Herr Schwager jetzt angehangen hatte, ſo ſehr, daß ſie kurz darauf wirklich einen ſtarken und faſt zu fruͤhen Anfall des Milchſiebers bekam, als außerdem erfolgt waͤre, aber ſie ließ ſich nichts merken, ſondern ſagte ganz gelaſſen, was den Officiersſtand ihres Vaters betraͤfe, ſo wollte ſie es ſchon noch beweiſen; uͤbrigens haͤtte ſie ſich vorgenommen, daß ich ſtudiren und einſt ein Mann werden ſollte, der ſo braven und angeſehenen Leu- ten als mein Vater und Onele waͤren, Ehre ma- chen ſollte. Peter muſte mit dieſer Antwort zufrie- den ſein; zwar meinte er, dieß alles koͤnnte ge- ſchehen, wenn auch Brandweinbrenner und Bar- birer bei mir Pathen-Stelle verrichteten, und ſetzte

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/13>, abgerufen am 28.04.2024.