mitteln möchte, daß man sie nun ferner ungehudelt ließ, fügte sie etliche Louisd'or bei.
So gieng auch würklich alles gut, und meine Mutter war innigst vergnügt, einen Stoff zu künf- tigen Chikanen für Albrechten und Sophien zu ken- nen, und mich, ihren Liebling, nun allein zu ha- ben; mir aber that es einigermaßen leid, daß ich an Madelon einen Gegenstand des Muthwillens verlohren hatte.
Jch wuchs zusehends in demselben, mein Herr Hofmeister konnte es fast nicht mehr ertragen, auch war der Zeitpunkt, bis zu dem er die Anstrengung sei- ner Kräfte in der bisherigen Uebung erhalten woll- te, schon bestimmt. Er buhlte in der nächsten Stadt an unserm Guthe um die Schreiberstelle bei einem Amtmann, und bewies durch die weitläuf- tigste Schilderung seines Elends in unserm Hause, daß es kein ehrliches Menschenkind anshalten könn- te, weshalb er lieber in einem geringern Posten, als die Stelle eines Hofmeisters wäre, und mit weni- ger Gehalt sein Brod treu und ruhig verdienen wollte. Die Probe, welche er von seiner Hand- schrift gab, gefiel, und alles ward richtig.
Als es bis dahin war, verließ er sich auf das, was er in seiner ehrenvollen Bestallung in unserm Hause gesammelt hatte, wollte in dieser Hinsicht
nicht
mitteln moͤchte, daß man ſie nun ferner ungehudelt ließ, fuͤgte ſie etliche Louisd’or bei.
So gieng auch wuͤrklich alles gut, und meine Mutter war innigſt vergnuͤgt, einen Stoff zu kuͤnf- tigen Chikanen fuͤr Albrechten und Sophien zu ken- nen, und mich, ihren Liebling, nun allein zu ha- ben; mir aber that es einigermaßen leid, daß ich an Madelon einen Gegenſtand des Muthwillens verlohren hatte.
Jch wuchs zuſehends in demſelben, mein Herr Hofmeiſter konnte es faſt nicht mehr ertragen, auch war der Zeitpunkt, bis zu dem er die Anſtrengung ſei- ner Kraͤfte in der bisherigen Uebung erhalten woll- te, ſchon beſtimmt. Er buhlte in der naͤchſten Stadt an unſerm Guthe um die Schreiberſtelle bei einem Amtmann, und bewies durch die weitlaͤuf- tigſte Schilderung ſeines Elends in unſerm Hauſe, daß es kein ehrliches Menſchenkind anshalten koͤnn- te, weshalb er lieber in einem geringern Poſten, als die Stelle eines Hofmeiſters waͤre, und mit weni- ger Gehalt ſein Brod treu und ruhig verdienen wollte. Die Probe, welche er von ſeiner Hand- ſchrift gab, gefiel, und alles ward richtig.
Als es bis dahin war, verließ er ſich auf das, was er in ſeiner ehrenvollen Beſtallung in unſerm Hauſe geſammelt hatte, wollte in dieſer Hinſicht
nicht
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mitteln moͤchte, daß man ſie nun ferner ungehudelt
ließ, fuͤgte ſie etliche Louisd’or bei.
So gieng auch wuͤrklich alles gut, und meine
Mutter war innigſt vergnuͤgt, einen Stoff zu kuͤnf-
tigen Chikanen fuͤr Albrechten und Sophien zu ken-
nen, und mich, ihren Liebling, nun allein zu ha-
ben; mir aber that es einigermaßen leid, daß ich
an Madelon einen Gegenſtand des Muthwillens
verlohren hatte.
Jch wuchs zuſehends in demſelben, mein Herr
Hofmeiſter konnte es faſt nicht mehr ertragen, auch
war der Zeitpunkt, bis zu dem er die Anſtrengung ſei-
ner Kraͤfte in der bisherigen Uebung erhalten woll-
te, ſchon beſtimmt. Er buhlte in der naͤchſten
Stadt an unſerm Guthe um die Schreiberſtelle bei
einem Amtmann, und bewies durch die weitlaͤuf-
tigſte Schilderung ſeines Elends in unſerm Hauſe,
daß es kein ehrliches Menſchenkind anshalten koͤnn-
te, weshalb er lieber in einem geringern Poſten, als
die Stelle eines Hofmeiſters waͤre, und mit weni-
ger Gehalt ſein Brod treu und ruhig verdienen
wollte. Die Probe, welche er von ſeiner Hand-
ſchrift gab, gefiel, und alles ward richtig.
Als es bis dahin war, verließ er ſich auf das,
was er in ſeiner ehrenvollen Beſtallung in unſerm
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/141>, abgerufen am 21.11.2024.
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