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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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ihr bei jeder Gelegenheit schmeichelte -- sie sah es,
wenn sie alle diese Tugenden bedachte, für ein wah-
res Glück an, daß Georg Pelz einen Sohn hatte,
der Studiosus war, und die Hofmeisterstelle bei mir
übernehmen konnte.

Die Freude hatte zehn Monate ununterbro-
chen fortgedauert, und noch hatte sich in dieser Zeit
Herr Pelz und ich, oder Herr Pelz und meine Mut-
ter nicht ein einzigesmal veruneinigt, doch endlich
schürte der Böse zu, und führte Begebenheiten her,
die mich um diesen würdigen Menschen brachten.

So gern oder ungern und doch immer ohne
Weigerung mir auch meine Mutter Geld gab, wie
oft ich es forderte, hatte sie doch aus Gründen, die
der Leser noch zu seiner Zeit kennen lernen soll, seit
einiger Zeit an sich halten gelernt. Sie gab mir
zwar allemal, zog aber immer von der verlangten
Summe etwas ab. Einigemal ward ich darüber
ungestüm, und erzwang zwar, was ich wollte, ward
aber deswegen bei Pelzen verklagt, dem die Mutter
hinter meinen Rücken gesagt hatte, er sollte mir
die Heftigkeit und den Eigensinn gegen sie abgewöh-
nen, und mich gute Wirthschaft lehren; wenn er das
nicht thun würde, könnte sie ihn nicht behalten. Pelz
sagte es mir wieder; es wäre doch, meinte er, nicht
gut, wenn wir getrennt würden, da wir so gut mit

einander

ihr bei jeder Gelegenheit ſchmeichelte — ſie ſah es,
wenn ſie alle dieſe Tugenden bedachte, fuͤr ein wah-
res Gluͤck an, daß Georg Pelz einen Sohn hatte,
der Studioſus war, und die Hofmeiſterſtelle bei mir
uͤbernehmen konnte.

Die Freude hatte zehn Monate ununterbro-
chen fortgedauert, und noch hatte ſich in dieſer Zeit
Herr Pelz und ich, oder Herr Pelz und meine Mut-
ter nicht ein einzigesmal veruneinigt, doch endlich
ſchuͤrte der Boͤſe zu, und fuͤhrte Begebenheiten her,
die mich um dieſen wuͤrdigen Menſchen brachten.

So gern oder ungern und doch immer ohne
Weigerung mir auch meine Mutter Geld gab, wie
oft ich es forderte, hatte ſie doch aus Gruͤnden, die
der Leſer noch zu ſeiner Zeit kennen lernen ſoll, ſeit
einiger Zeit an ſich halten gelernt. Sie gab mir
zwar allemal, zog aber immer von der verlangten
Summe etwas ab. Einigemal ward ich daruͤber
ungeſtuͤm, und erzwang zwar, was ich wollte, ward
aber deswegen bei Pelzen verklagt, dem die Mutter
hinter meinen Ruͤcken geſagt hatte, er ſollte mir
die Heftigkeit und den Eigenſinn gegen ſie abgewoͤh-
nen, und mich gute Wirthſchaft lehren; wenn er das
nicht thun wuͤrde, koͤnnte ſie ihn nicht behalten. Pelz
ſagte es mir wieder; es waͤre doch, meinte er, nicht
gut, wenn wir getrennt wuͤrden, da wir ſo gut mit

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[169/0173] ihr bei jeder Gelegenheit ſchmeichelte — ſie ſah es, wenn ſie alle dieſe Tugenden bedachte, fuͤr ein wah- res Gluͤck an, daß Georg Pelz einen Sohn hatte, der Studioſus war, und die Hofmeiſterſtelle bei mir uͤbernehmen konnte. Die Freude hatte zehn Monate ununterbro- chen fortgedauert, und noch hatte ſich in dieſer Zeit Herr Pelz und ich, oder Herr Pelz und meine Mut- ter nicht ein einzigesmal veruneinigt, doch endlich ſchuͤrte der Boͤſe zu, und fuͤhrte Begebenheiten her, die mich um dieſen wuͤrdigen Menſchen brachten. So gern oder ungern und doch immer ohne Weigerung mir auch meine Mutter Geld gab, wie oft ich es forderte, hatte ſie doch aus Gruͤnden, die der Leſer noch zu ſeiner Zeit kennen lernen ſoll, ſeit einiger Zeit an ſich halten gelernt. Sie gab mir zwar allemal, zog aber immer von der verlangten Summe etwas ab. Einigemal ward ich daruͤber ungeſtuͤm, und erzwang zwar, was ich wollte, ward aber deswegen bei Pelzen verklagt, dem die Mutter hinter meinen Ruͤcken geſagt hatte, er ſollte mir die Heftigkeit und den Eigenſinn gegen ſie abgewoͤh- nen, und mich gute Wirthſchaft lehren; wenn er das nicht thun wuͤrde, koͤnnte ſie ihn nicht behalten. Pelz ſagte es mir wieder; es waͤre doch, meinte er, nicht gut, wenn wir getrennt wuͤrden, da wir ſo gut mit einander

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/173>, abgerufen am 15.05.2024.