ben würde. Sie machte eine Rechnung der ihm ge- gebenen Summen, und nahm sich vor, ihm zu dro- hen, daß sie ihm weit und breit Schande machen wollte, wenn er sie nicht von Heller zu Pfennig, ja mit gehörigen Zinsen bezahlen würde. Demohner- achtet war ihr zuweilen bange, daß Herr von Flat- terfeld sich an nichts kehren, sich wenigstens lange zu dieser Bezahlung würde nöthigen lassen, und diese böse Ahndung gab ihr sehr üble Laune. Um dies Kapital, wenn es verlohren sein sollte, wieder zu ersetzen, nahm sie bei den Bedürfnissen des Hau- ses an Sparsamkeit zu, und brach auch sogar mir, wie ich im vorigen Abschnitt gesagt habe, ab, wenn ich mir Geld holte.
Herr von Flatterfeld war billiger, als sie ihm zugetraut hatte, er dachte unerinnert an Bezahlung für meine Mutter, sie bekam dieselbe eher, als er selbst ankam, und somit hatte er sich aller Unter- haltung mit ihr ledig gemacht. Sie hatte also nicht Gelegenheit, ihren starken Brief anzubringen, um aber doch ihrem Herzen einige Erleichterung zu ge- ben, schrieb sie dem Lieutenant bei Uebersendung der verlangten Quittung einen empfindlichen Brief voll Vorwürfe und Hohn, welches sich in demselben abwechselte.
Flatter-
ben wuͤrde. Sie machte eine Rechnung der ihm ge- gebenen Summen, und nahm ſich vor, ihm zu dro- hen, daß ſie ihm weit und breit Schande machen wollte, wenn er ſie nicht von Heller zu Pfennig, ja mit gehoͤrigen Zinſen bezahlen wuͤrde. Demohner- achtet war ihr zuweilen bange, daß Herr von Flat- terfeld ſich an nichts kehren, ſich wenigſtens lange zu dieſer Bezahlung wuͤrde noͤthigen laſſen, und dieſe boͤſe Ahndung gab ihr ſehr uͤble Laune. Um dies Kapital, wenn es verlohren ſein ſollte, wieder zu erſetzen, nahm ſie bei den Beduͤrfniſſen des Hau- ſes an Sparſamkeit zu, und brach auch ſogar mir, wie ich im vorigen Abſchnitt geſagt habe, ab, wenn ich mir Geld holte.
Herr von Flatterfeld war billiger, als ſie ihm zugetraut hatte, er dachte unerinnert an Bezahlung fuͤr meine Mutter, ſie bekam dieſelbe eher, als er ſelbſt ankam, und ſomit hatte er ſich aller Unter- haltung mit ihr ledig gemacht. Sie hatte alſo nicht Gelegenheit, ihren ſtarken Brief anzubringen, um aber doch ihrem Herzen einige Erleichterung zu ge- ben, ſchrieb ſie dem Lieutenant bei Ueberſendung der verlangten Quittung einen empfindlichen Brief voll Vorwuͤrfe und Hohn, welches ſich in demſelben abwechſelte.
Flatter-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0207"n="203"/>
ben wuͤrde. Sie machte eine Rechnung der ihm ge-<lb/>
gebenen Summen, und nahm ſich vor, ihm zu dro-<lb/>
hen, daß ſie ihm weit und breit Schande machen<lb/>
wollte, wenn er ſie nicht von Heller zu Pfennig, ja<lb/>
mit gehoͤrigen Zinſen bezahlen wuͤrde. Demohner-<lb/>
achtet war ihr zuweilen bange, daß Herr von Flat-<lb/>
terfeld ſich an nichts kehren, ſich wenigſtens lange<lb/>
zu dieſer Bezahlung wuͤrde noͤthigen laſſen, und<lb/>
dieſe boͤſe Ahndung gab ihr ſehr uͤble Laune. Um<lb/>
dies Kapital, wenn es verlohren ſein ſollte, wieder<lb/>
zu erſetzen, nahm ſie bei den Beduͤrfniſſen des Hau-<lb/>ſes an Sparſamkeit zu, und brach auch ſogar mir,<lb/>
wie ich im vorigen Abſchnitt geſagt habe, ab, wenn<lb/>
ich mir Geld holte.</p><lb/><p>Herr von Flatterfeld war billiger, als ſie ihm<lb/>
zugetraut hatte, er dachte unerinnert an Bezahlung<lb/>
fuͤr meine Mutter, ſie bekam dieſelbe eher, als er<lb/>ſelbſt ankam, und ſomit hatte er ſich aller Unter-<lb/>
haltung mit ihr ledig gemacht. Sie hatte alſo nicht<lb/>
Gelegenheit, ihren ſtarken Brief anzubringen, um<lb/>
aber doch ihrem Herzen einige Erleichterung zu ge-<lb/>
ben, ſchrieb ſie dem Lieutenant bei Ueberſendung<lb/>
der verlangten Quittung einen empfindlichen Brief<lb/>
voll Vorwuͤrfe und Hohn, welches ſich in demſelben<lb/>
abwechſelte.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Flatter-</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[203/0207]
ben wuͤrde. Sie machte eine Rechnung der ihm ge-
gebenen Summen, und nahm ſich vor, ihm zu dro-
hen, daß ſie ihm weit und breit Schande machen
wollte, wenn er ſie nicht von Heller zu Pfennig, ja
mit gehoͤrigen Zinſen bezahlen wuͤrde. Demohner-
achtet war ihr zuweilen bange, daß Herr von Flat-
terfeld ſich an nichts kehren, ſich wenigſtens lange
zu dieſer Bezahlung wuͤrde noͤthigen laſſen, und
dieſe boͤſe Ahndung gab ihr ſehr uͤble Laune. Um
dies Kapital, wenn es verlohren ſein ſollte, wieder
zu erſetzen, nahm ſie bei den Beduͤrfniſſen des Hau-
ſes an Sparſamkeit zu, und brach auch ſogar mir,
wie ich im vorigen Abſchnitt geſagt habe, ab, wenn
ich mir Geld holte.
Herr von Flatterfeld war billiger, als ſie ihm
zugetraut hatte, er dachte unerinnert an Bezahlung
fuͤr meine Mutter, ſie bekam dieſelbe eher, als er
ſelbſt ankam, und ſomit hatte er ſich aller Unter-
haltung mit ihr ledig gemacht. Sie hatte alſo nicht
Gelegenheit, ihren ſtarken Brief anzubringen, um
aber doch ihrem Herzen einige Erleichterung zu ge-
ben, ſchrieb ſie dem Lieutenant bei Ueberſendung
der verlangten Quittung einen empfindlichen Brief
voll Vorwuͤrfe und Hohn, welches ſich in demſelben
abwechſelte.
Flatter-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/207>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.