Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.
meine Mutter hatte nun zu thun, den Baron und mich zu besänftigen. Als sie damit fertig war, wur- den wir sämmtliche Partheien wieder ruhig, und es war nicht mehr an des Magisters Verabschie- dung zu denken. Jch habe immer geglaubt, daß sowohl Treff als meine Mutter dem Mann deswe- gen verziehen, weil er ihnen den Obristlieutenant vom Halse geschafft hatte, und daß der Magister, nachdem er den Sturm überstanden hatte, die Grobheit des Barons lieber vergessen wollte, als sich mit ihm oder meiner Mutter noch einmal zu veruneinigen, und dabei zu risquiren, daß er den Laufpaß bekäme. Von den eingeladenen Gästen kamen nur die, welche meiner Mutter Bekannte und von ihr gebe- then waren, des Obristlieutenants Freunde blieben, von ihm unterrichtet, zurück. Die Sache ward den Anwesenden, so gut es sich schicken wollte, beige- bracht, daß die Heirath rückgängig worden wäre; Madam hatte sehr wichtige Gründe zu dieser schnel- len Aenderung ihres Entschlusses gehabt. Jeder- mann dachte davon was er wollte, und man schick- te sich darein, daß man, ohne eine Verlobung zu feiern, die angestellten Lustbarkeiten genoß. Baron Treff machte bei diesem Fest nicht den Wirth, auch nicht den Gast, sondern den Gebie- ther;
meine Mutter hatte nun zu thun, den Baron und mich zu beſaͤnftigen. Als ſie damit fertig war, wur- den wir ſaͤmmtliche Partheien wieder ruhig, und es war nicht mehr an des Magiſters Verabſchie- dung zu denken. Jch habe immer geglaubt, daß ſowohl Treff als meine Mutter dem Mann deswe- gen verziehen, weil er ihnen den Obriſtlieutenant vom Halſe geſchafft hatte, und daß der Magiſter, nachdem er den Sturm uͤberſtanden hatte, die Grobheit des Barons lieber vergeſſen wollte, als ſich mit ihm oder meiner Mutter noch einmal zu veruneinigen, und dabei zu risquiren, daß er den Laufpaß bekaͤme. Von den eingeladenen Gaͤſten kamen nur die, welche meiner Mutter Bekannte und von ihr gebe- then waren, des Obriſtlieutenants Freunde blieben, von ihm unterrichtet, zuruͤck. Die Sache ward den Anweſenden, ſo gut es ſich ſchicken wollte, beige- bracht, daß die Heirath ruͤckgaͤngig worden waͤre; Madam hatte ſehr wichtige Gruͤnde zu dieſer ſchnel- len Aenderung ihres Entſchluſſes gehabt. Jeder- mann dachte davon was er wollte, und man ſchick- te ſich darein, daß man, ohne eine Verlobung zu feiern, die angeſtellten Luſtbarkeiten genoß. Baron Treff machte bei dieſem Feſt nicht den Wirth, auch nicht den Gaſt, ſondern den Gebie- ther;
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meine Mutter hatte nun zu thun, den Baron und
mich zu beſaͤnftigen. Als ſie damit fertig war, wur-
den wir ſaͤmmtliche Partheien wieder ruhig, und
es war nicht mehr an des Magiſters Verabſchie-
dung zu denken. Jch habe immer geglaubt, daß
ſowohl Treff als meine Mutter dem Mann deswe-
gen verziehen, weil er ihnen den Obriſtlieutenant
vom Halſe geſchafft hatte, und daß der Magiſter,
nachdem er den Sturm uͤberſtanden hatte, die
Grobheit des Barons lieber vergeſſen wollte, als
ſich mit ihm oder meiner Mutter noch einmal zu
veruneinigen, und dabei zu risquiren, daß er den
Laufpaß bekaͤme.
Von den eingeladenen Gaͤſten kamen nur die,
welche meiner Mutter Bekannte und von ihr gebe-
then waren, des Obriſtlieutenants Freunde blieben,
von ihm unterrichtet, zuruͤck. Die Sache ward den
Anweſenden, ſo gut es ſich ſchicken wollte, beige-
bracht, daß die Heirath ruͤckgaͤngig worden waͤre;
Madam hatte ſehr wichtige Gruͤnde zu dieſer ſchnel-
len Aenderung ihres Entſchluſſes gehabt. Jeder-
mann dachte davon was er wollte, und man ſchick-
te ſich darein, daß man, ohne eine Verlobung zu
feiern, die angeſtellten Luſtbarkeiten genoß.
Baron Treff machte bei dieſem Feſt nicht den
Wirth, auch nicht den Gaſt, ſondern den Gebie-
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