Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.
und ihn sogleich in die Nutzung dieses Antheils setzte. Nun ward er ohne allen Prunk (den er sich mit der nicht sehr schmeichelhaften Anmerkung ver- bat, daß ihm ein Bündniß mit Frau Suschen wenig Ehre machte) ihr Gemahl und unser Tyrann. Ohne alle Schonung verfuhr er mit der Frau Ba- roninn, sie wollte aber, da sie seine Gemahlinn war, nach ihrer weiblichen Autorität greifen, und hoffte sie zu erschnappen und zu erschreien, doch mein neuer Herr Pappa ließ sich das nicht ein- schrecken, er hatte ein Mittel recht zu behalten, wel- ches sie bisher noch nicht gekannt hatte; noch war sie nicht vier Wochen Frau Baroninn, so hatte ihr Rücken schon mehr als einmal Beweise dieser Ehre von dem Stock und der Peitsche des freiherrlichen Gemahls bekommen. Er beschloß jetzt nicht mehr zu spielen, weil er sich aber einen andern Zeitvertreib verschaffen wollte, gewöhnte er sich den Trunk an, sein Rausch war sehr unfreundlich, meine Mutter wurde fast immer gemißhandelt, wenn er trunken war. Das nehmliche wiederfuhr auch mir, der Baron hatte beschlossen, mich in die Zucht zu nehmen, ich woll- te mich derselben nicht unterwerfen, sondern wider- setzte mich, da ich aber doch bis jetzt noch der Schwächere
und ihn ſogleich in die Nutzung dieſes Antheils ſetzte. Nun ward er ohne allen Prunk (den er ſich mit der nicht ſehr ſchmeichelhaften Anmerkung ver- bat, daß ihm ein Buͤndniß mit Frau Suschen wenig Ehre machte) ihr Gemahl und unſer Tyrann. Ohne alle Schonung verfuhr er mit der Frau Ba- roninn, ſie wollte aber, da ſie ſeine Gemahlinn war, nach ihrer weiblichen Autoritaͤt greifen, und hoffte ſie zu erſchnappen und zu erſchreien, doch mein neuer Herr Pappa ließ ſich das nicht ein- ſchrecken, er hatte ein Mittel recht zu behalten, wel- ches ſie bisher noch nicht gekannt hatte; noch war ſie nicht vier Wochen Frau Baroninn, ſo hatte ihr Ruͤcken ſchon mehr als einmal Beweiſe dieſer Ehre von dem Stock und der Peitſche des freiherrlichen Gemahls bekommen. Er beſchloß jetzt nicht mehr zu ſpielen, weil er ſich aber einen andern Zeitvertreib verſchaffen wollte, gewoͤhnte er ſich den Trunk an, ſein Rauſch war ſehr unfreundlich, meine Mutter wurde faſt immer gemißhandelt, wenn er trunken war. Das nehmliche wiederfuhr auch mir, der Baron hatte beſchloſſen, mich in die Zucht zu nehmen, ich woll- te mich derſelben nicht unterwerfen, ſondern wider- ſetzte mich, da ich aber doch bis jetzt noch der Schwaͤchere
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und ihn ſogleich in die Nutzung dieſes Antheils
ſetzte.
Nun ward er ohne allen Prunk (den er ſich
mit der nicht ſehr ſchmeichelhaften Anmerkung ver-
bat, daß ihm ein Buͤndniß mit Frau Suschen
wenig Ehre machte) ihr Gemahl und unſer Tyrann.
Ohne alle Schonung verfuhr er mit der Frau Ba-
roninn, ſie wollte aber, da ſie ſeine Gemahlinn
war, nach ihrer weiblichen Autoritaͤt greifen, und
hoffte ſie zu erſchnappen und zu erſchreien, doch
mein neuer Herr Pappa ließ ſich das nicht ein-
ſchrecken, er hatte ein Mittel recht zu behalten, wel-
ches ſie bisher noch nicht gekannt hatte; noch war
ſie nicht vier Wochen Frau Baroninn, ſo hatte ihr
Ruͤcken ſchon mehr als einmal Beweiſe dieſer Ehre
von dem Stock und der Peitſche des freiherrlichen
Gemahls bekommen.
Er beſchloß jetzt nicht mehr zu ſpielen, weil
er ſich aber einen andern Zeitvertreib verſchaffen
wollte, gewoͤhnte er ſich den Trunk an, ſein Rauſch
war ſehr unfreundlich, meine Mutter wurde faſt
immer gemißhandelt, wenn er trunken war. Das
nehmliche wiederfuhr auch mir, der Baron hatte
beſchloſſen, mich in die Zucht zu nehmen, ich woll-
te mich derſelben nicht unterwerfen, ſondern wider-
ſetzte mich, da ich aber doch bis jetzt noch der
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