Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.
Menschen, dies war er sowohl als die Regierungs- täthinn, weihen, konnte auch versichert sein, daß beide, wenn sie sich einst um mich bekümmern soll- ten, gewiß das ihrige thun würden, mich zu den Tugenden, die sie selbst besäßen, anzuhalten. Han- delte nun meine Mutter nicht nach angenommenen Grundsätzen, wie konnte also Celestin sagen, die Thiermenschen hätten gar keine. So war also das Fest bei meiner Taufe abge- laufen; Johann Jacob hieng noch so mit unter an gewissen abergläubischen Meinungen, meinte also, es wäre kein gutes Anzeigen, daß Verdruß und Zank bei derselben vorgefallen wäre, der Him- mel möchte nur helfen, daß ich nicht ein Zänker würde, oder sonst in viel Widerwärtigkeiten ge- riethe. Peter meinte, man müßte mich nur sorg- fältig und brav erziehen, so würde ich kein Zän- ker werden, und zu einem übeln Schicksal wenig- stens nicht geflissentlichen Anlaß geben. Meine Mutter ärgerte sich über das dumme Geschnake des ersten und die unnöthigen Vermahnungen des letz- ten. Sie wußte gewiß, daß ich gut gerathen wür- de, und wollte selbst dafür stehen, daß ich einst als ein Mensch aufträte, der sich in allen Stücken zu nehmen wüßte, welches mir ja schon angebohren sei. B 3
Menſchen, dies war er ſowohl als die Regierungs- taͤthinn, weihen, konnte auch verſichert ſein, daß beide, wenn ſie ſich einſt um mich bekuͤmmern ſoll- ten, gewiß das ihrige thun wuͤrden, mich zu den Tugenden, die ſie ſelbſt beſaͤßen, anzuhalten. Han- delte nun meine Mutter nicht nach angenommenen Grundſaͤtzen, wie konnte alſo Celeſtin ſagen, die Thiermenſchen haͤtten gar keine. So war alſo das Feſt bei meiner Taufe abge- laufen; Johann Jacob hieng noch ſo mit unter an gewiſſen aberglaͤubiſchen Meinungen, meinte alſo, es waͤre kein gutes Anzeigen, daß Verdruß und Zank bei derſelben vorgefallen waͤre, der Him- mel moͤchte nur helfen, daß ich nicht ein Zaͤnker wuͤrde, oder ſonſt in viel Widerwaͤrtigkeiten ge- riethe. Peter meinte, man muͤßte mich nur ſorg- faͤltig und brav erziehen, ſo wuͤrde ich kein Zaͤn- ker werden, und zu einem uͤbeln Schickſal wenig- ſtens nicht gefliſſentlichen Anlaß geben. Meine Mutter aͤrgerte ſich uͤber das dumme Geſchnake des erſten und die unnoͤthigen Vermahnungen des letz- ten. Sie wußte gewiß, daß ich gut gerathen wuͤr- de, und wollte ſelbſt dafuͤr ſtehen, daß ich einſt als ein Menſch auftraͤte, der ſich in allen Stuͤcken zu nehmen wuͤßte, welches mir ja ſchon angebohren ſei. B 3
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Menſchen, dies war er ſowohl als die Regierungs-
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beide, wenn ſie ſich einſt um mich bekuͤmmern ſoll-
ten, gewiß das ihrige thun wuͤrden, mich zu den
Tugenden, die ſie ſelbſt beſaͤßen, anzuhalten. Han-
delte nun meine Mutter nicht nach angenommenen
Grundſaͤtzen, wie konnte alſo Celeſtin ſagen, die
Thiermenſchen haͤtten gar keine.
So war alſo das Feſt bei meiner Taufe abge-
laufen; Johann Jacob hieng noch ſo mit unter
an gewiſſen aberglaͤubiſchen Meinungen, meinte
alſo, es waͤre kein gutes Anzeigen, daß Verdruß
und Zank bei derſelben vorgefallen waͤre, der Him-
mel moͤchte nur helfen, daß ich nicht ein Zaͤnker
wuͤrde, oder ſonſt in viel Widerwaͤrtigkeiten ge-
riethe. Peter meinte, man muͤßte mich nur ſorg-
faͤltig und brav erziehen, ſo wuͤrde ich kein Zaͤn-
ker werden, und zu einem uͤbeln Schickſal wenig-
ſtens nicht gefliſſentlichen Anlaß geben. Meine
Mutter aͤrgerte ſich uͤber das dumme Geſchnake des
erſten und die unnoͤthigen Vermahnungen des letz-
ten. Sie wußte gewiß, daß ich gut gerathen wuͤr-
de, und wollte ſelbſt dafuͤr ſtehen, daß ich einſt als
ein Menſch auftraͤte, der ſich in allen Stuͤcken zu
nehmen wuͤßte, welches mir ja ſchon angebohren
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Zitationshilfe: | Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/25>, abgerufen am 16.07.2024. |