und wann zum besten gab, Famulus bei einem Kü- ster, nachher Faktor in einer Buchdruckerei, dann wieder Schreiber bei einem Doctor der Rechte ge- wesen, aber es schien, daß es nirgends lange ge- dauert hatte. Er schloß sich zuletzt an eine Land- truppe Comödianten an, und wollte bei derselben die Stelle des Regisseurs vertreten, veruneinigte sich aber bald mit dem Director sowohl als mit den Mitgliedern der Gesellschaft, und verließ seinen Po- sten wieder, der ihm, welcher schon Jahre auf dem Halse hatte, und Bequemlichkeit liebte, ohnehin wegen des Herumziehens nicht sonderlich behagte.
Frau Elfenbein widersprach mir anfangs, als ich ihr meinen Einfall, den Magister für immer zu mir zu nehmen, bekannt machte, ich versicherte ihr aber, daß sie keinen Schaden davon haben sollte; Confuselius selbst wußte sich ihre Huld zu erwer- ben, und so gab sie ihm auf meine Rechnung Tisch und Bett, welches letzte in meiner Stube aufge- schlagen wurde.
Um ganz zu wissen, wie ich ihn am besten zu meinem Spielwerk machen sollte, ließ ich mir nach und nach seine Geschichte erzählen, wobei ich denn auch das meiste von dem, was sich vor meiner Ge- burt zugetragen, wie ichs dem Leser im ersten Theil mitgetheilt, weit ausführlicher erfuhr, als ich es
durch
2 r Theil. R
und wann zum beſten gab, Famulus bei einem Kuͤ- ſter, nachher Faktor in einer Buchdruckerei, dann wieder Schreiber bei einem Doctor der Rechte ge- weſen, aber es ſchien, daß es nirgends lange ge- dauert hatte. Er ſchloß ſich zuletzt an eine Land- truppe Comoͤdianten an, und wollte bei derſelben die Stelle des Regiſſeurs vertreten, veruneinigte ſich aber bald mit dem Director ſowohl als mit den Mitgliedern der Geſellſchaft, und verließ ſeinen Po- ſten wieder, der ihm, welcher ſchon Jahre auf dem Halſe hatte, und Bequemlichkeit liebte, ohnehin wegen des Herumziehens nicht ſonderlich behagte.
Frau Elfenbein widerſprach mir anfangs, als ich ihr meinen Einfall, den Magiſter fuͤr immer zu mir zu nehmen, bekannt machte, ich verſicherte ihr aber, daß ſie keinen Schaden davon haben ſollte; Confuſelius ſelbſt wußte ſich ihre Huld zu erwer- ben, und ſo gab ſie ihm auf meine Rechnung Tiſch und Bett, welches letzte in meiner Stube aufge- ſchlagen wurde.
Um ganz zu wiſſen, wie ich ihn am beſten zu meinem Spielwerk machen ſollte, ließ ich mir nach und nach ſeine Geſchichte erzaͤhlen, wobei ich denn auch das meiſte von dem, was ſich vor meiner Ge- burt zugetragen, wie ichs dem Leſer im erſten Theil mitgetheilt, weit ausfuͤhrlicher erfuhr, als ich es
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und wann zum beſten gab, Famulus bei einem Kuͤ-
ſter, nachher Faktor in einer Buchdruckerei, dann
wieder Schreiber bei einem Doctor der Rechte ge-
weſen, aber es ſchien, daß es nirgends lange ge-
dauert hatte. Er ſchloß ſich zuletzt an eine Land-
truppe Comoͤdianten an, und wollte bei derſelben
die Stelle des Regiſſeurs vertreten, veruneinigte
ſich aber bald mit dem Director ſowohl als mit den
Mitgliedern der Geſellſchaft, und verließ ſeinen Po-
ſten wieder, der ihm, welcher ſchon Jahre auf dem
Halſe hatte, und Bequemlichkeit liebte, ohnehin
wegen des Herumziehens nicht ſonderlich behagte.
Frau Elfenbein widerſprach mir anfangs, als
ich ihr meinen Einfall, den Magiſter fuͤr immer
zu mir zu nehmen, bekannt machte, ich verſicherte
ihr aber, daß ſie keinen Schaden davon haben ſollte;
Confuſelius ſelbſt wußte ſich ihre Huld zu erwer-
ben, und ſo gab ſie ihm auf meine Rechnung Tiſch
und Bett, welches letzte in meiner Stube aufge-
ſchlagen wurde.
Um ganz zu wiſſen, wie ich ihn am beſten zu
meinem Spielwerk machen ſollte, ließ ich mir nach
und nach ſeine Geſchichte erzaͤhlen, wobei ich denn
auch das meiſte von dem, was ſich vor meiner Ge-
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/261>, abgerufen am 22.11.2024.
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