an die Schlafstube meiner Mutter. Wir fanden die Thüren von innen verriegelt, also halfen die Dietriche, mit denen wir uns versehen hatten, nichts, ja wir wären beinahe ganz um die Ausfüh- rung unsers Plans gekommen, weil sowohl Treff als meine Mutter fragten, wer da wäre, als wir die Dietriche applicirten und damit Geräusch mach- ten. Wir antworteten, wie sich leicht denken läßt, nichts, schlichen leise hinweg, fanden uns und rath- schlagten, was nun zu machen sei? Zum Glück war mein Stiefvater, weil sein Kopf schwer von Wein war, sogleich wieder eingeschlafen, und meine Mutter hielt sich vielleicht aus Furcht still; wir schöpften also wieder Muth. Mir fielen andere Wege, in beide Schlafstuben zu kommen, ein, diese schlugen wir ein, und fanden keine inwendig verrie- gelten Thüren, auch kam es uns zu gute, daß es die vordern waren.
Jetzt warf jede Parthie sich über die im Bette liegende Person her, der Mund des Barons ward von Friedrichen und Klausen, der von meiner Mut- ter von mir und Pommern verstopft, hierauf wur- den sie geknöbelt, und mußten nun so unbeholfen da liegen, es wurden bei den Blendlaternen, die wir bei uns hatten, die auf den Tischen stehenden Lichter angezündet, und Nachsuchung gethan. Jn
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an die Schlafſtube meiner Mutter. Wir fanden die Thuͤren von innen verriegelt, alſo halfen die Dietriche, mit denen wir uns verſehen hatten, nichts, ja wir waͤren beinahe ganz um die Ausfuͤh- rung unſers Plans gekommen, weil ſowohl Treff als meine Mutter fragten, wer da waͤre, als wir die Dietriche applicirten und damit Geraͤuſch mach- ten. Wir antworteten, wie ſich leicht denken laͤßt, nichts, ſchlichen leiſe hinweg, fanden uns und rath- ſchlagten, was nun zu machen ſei? Zum Gluͤck war mein Stiefvater, weil ſein Kopf ſchwer von Wein war, ſogleich wieder eingeſchlafen, und meine Mutter hielt ſich vielleicht aus Furcht ſtill; wir ſchoͤpften alſo wieder Muth. Mir fielen andere Wege, in beide Schlafſtuben zu kommen, ein, dieſe ſchlugen wir ein, und fanden keine inwendig verrie- gelten Thuͤren, auch kam es uns zu gute, daß es die vordern waren.
Jetzt warf jede Parthie ſich uͤber die im Bette liegende Perſon her, der Mund des Barons ward von Friedrichen und Klauſen, der von meiner Mut- ter von mir und Pommern verſtopft, hierauf wur- den ſie geknoͤbelt, und mußten nun ſo unbeholfen da liegen, es wurden bei den Blendlaternen, die wir bei uns hatten, die auf den Tiſchen ſtehenden Lichter angezuͤndet, und Nachſuchung gethan. Jn
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an die Schlafſtube meiner Mutter. Wir fanden
die Thuͤren von innen verriegelt, alſo halfen die
Dietriche, mit denen wir uns verſehen hatten,
nichts, ja wir waͤren beinahe ganz um die Ausfuͤh-
rung unſers Plans gekommen, weil ſowohl Treff
als meine Mutter fragten, wer da waͤre, als wir
die Dietriche applicirten und damit Geraͤuſch mach-
ten. Wir antworteten, wie ſich leicht denken laͤßt,
nichts, ſchlichen leiſe hinweg, fanden uns und rath-
ſchlagten, was nun zu machen ſei? Zum Gluͤck
war mein Stiefvater, weil ſein Kopf ſchwer von
Wein war, ſogleich wieder eingeſchlafen, und meine
Mutter hielt ſich vielleicht aus Furcht ſtill; wir
ſchoͤpften alſo wieder Muth. Mir fielen andere
Wege, in beide Schlafſtuben zu kommen, ein, dieſe
ſchlugen wir ein, und fanden keine inwendig verrie-
gelten Thuͤren, auch kam es uns zu gute, daß es
die vordern waren.
Jetzt warf jede Parthie ſich uͤber die im Bette
liegende Perſon her, der Mund des Barons ward
von Friedrichen und Klauſen, der von meiner Mut-
ter von mir und Pommern verſtopft, hierauf wur-
den ſie geknoͤbelt, und mußten nun ſo unbeholfen
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/299>, abgerufen am 22.11.2024.
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