Nichte glücklich machen, und Theil würde nehmen kassen; was ihr um so wahrscheinlicher schien, da ich sie oft beschenkte, welches sie, die äusserst in- treßirt war, immer mehr zu meiner Beschütze- rinn machte. -- Die guten Leutchen hatten Todes- angst empfunden, als ich wegen der, meinen Lesern schon bekannten, heroischen That an meinen Eltern, so lange wegblieb, wo denn ein großes Ge- schrei wegen meiner Schulden entstanden, und es auf dem Punkt war, mich durch einen Steckbrief aufsuchen zu lassen. Jhre Freude war um so größer, da ich zurückkam, Richtigkeit machte, wie- der in guten Ruf kam, und für sie Geschenke mitbrachte. Dorchen war es aber nicht, welche durch diese gewonn[e]n werden konnte, sie schien es ungern zu sehen, wenn ich etwas für sie brach- te, ja sie bat mich, als sie mir es endlich einge- standen hatte, daß sie mich liebte, sie nicht mit so viel schönen Sachen zu überhäufen, weil sie jetzt wenig Staat machte, und es ihr bei jedem Geschenk vorkäme, als glaubte ich, sie liebte mich blos aus Eigennutz. So delikat dachte ihre Tante nicht, sie nahm mit Dank, was ich ihr gab, redete oft Dorchen zu, das nehmliche zu thun, und ward mir immer gewogner.
Als
Nichte gluͤcklich machen, und Theil wuͤrde nehmen kaſſen; was ihr um ſo wahrſcheinlicher ſchien, da ich ſie oft beſchenkte, welches ſie, die aͤuſſerſt in- treßirt war, immer mehr zu meiner Beſchuͤtze- rinn machte. — Die guten Leutchen hatten Todes- angſt empfunden, als ich wegen der, meinen Leſern ſchon bekannten, heroiſchen That an meinen Eltern, ſo lange wegblieb, wo denn ein großes Ge- ſchrei wegen meiner Schulden entſtanden, und es auf dem Punkt war, mich durch einen Steckbrief aufſuchen zu laſſen. Jhre Freude war um ſo groͤßer, da ich zuruͤckkam, Richtigkeit machte, wie- der in guten Ruf kam, und fuͤr ſie Geſchenke mitbrachte. Dorchen war es aber nicht, welche durch dieſe gewonn[e]n werden konnte, ſie ſchien es ungern zu ſehen, wenn ich etwas fuͤr ſie brach- te, ja ſie bat mich, als ſie mir es endlich einge- ſtanden hatte, daß ſie mich liebte, ſie nicht mit ſo viel ſchoͤnen Sachen zu uͤberhaͤufen, weil ſie jetzt wenig Staat machte, und es ihr bei jedem Geſchenk vorkaͤme, als glaubte ich, ſie liebte mich blos aus Eigennutz. So delikat dachte ihre Tante nicht, ſie nahm mit Dank, was ich ihr gab, redete oft Dorchen zu, das nehmliche zu thun, und ward mir immer gewogner.
Als
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Nichte gluͤcklich machen, und Theil wuͤrde nehmen
kaſſen; was ihr um ſo wahrſcheinlicher ſchien, da
ich ſie oft beſchenkte, welches ſie, die aͤuſſerſt in-
treßirt war, immer mehr zu meiner Beſchuͤtze-
rinn machte. — Die guten Leutchen hatten Todes-
angſt empfunden, als ich wegen der, meinen Leſern
ſchon bekannten, heroiſchen That an meinen
Eltern, ſo lange wegblieb, wo denn ein großes Ge-
ſchrei wegen meiner Schulden entſtanden, und es
auf dem Punkt war, mich durch einen Steckbrief
aufſuchen zu laſſen. Jhre Freude war um ſo
groͤßer, da ich zuruͤckkam, Richtigkeit machte, wie-
der in guten Ruf kam, und fuͤr ſie Geſchenke
mitbrachte. Dorchen war es aber nicht, welche
durch dieſe gewonnen werden konnte, ſie ſchien
es ungern zu ſehen, wenn ich etwas fuͤr ſie brach-
te, ja ſie bat mich, als ſie mir es endlich einge-
ſtanden hatte, daß ſie mich liebte, ſie nicht mit
ſo viel ſchoͤnen Sachen zu uͤberhaͤufen, weil ſie
jetzt wenig Staat machte, und es ihr bei jedem
Geſchenk vorkaͤme, als glaubte ich, ſie liebte
mich blos aus Eigennutz. So delikat dachte ihre
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/319>, abgerufen am 22.11.2024.
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