Menschen sind, und ich möchte nicht, daß ihr ihnen Gelegenheit gäbt, schlimme Urtheile von euch zu fällen.
Wir tranken unsern Kasser ohnfern einiger andern Gesellschaften, es waren Bekannte von Dorotheen darunter, diesen naheten wir uns und sprachen eine gute Weile mit ihnen. Jch schlug endlich Dorotheen einen Gang durch den Garten vor, während desselben unterhielt ich sie von der Heftigkeit meiner Liebe, ward immer zärt- licher, und rührte das liebende, sanft fühlende Mädchen bis zu Thränen, kein Ausdruck ward von ihr gespart, um mich zu überzeugen, daß sie ganz mein sei, jede ihrer Empfindungen war in Liebe aufgelöst, und so in süßen Taumel ge- wiegt, ließ sie sich immer fort führen, so daß sie unvermerkt an meinem Arm in ein anstoßendes Wäldchen gerathen war. Auch in demselben schlen- derte sie neben mir fort bis an ein kleines Lust- haus, welches Klaus auf einige Stunden gemie- thet hatte.
"Wir sind weit abgekommen, mein Fritz," sagte sie da; "nicht eben weit, meine Dorothea, versetzte ich, wir dürfen jetzt nur diesen Weg lin- ker Hand einschlagen, so kommen wir eher in die Stadt, als wenn wir nach dem Garten zurückkehr-
ten.
Menſchen ſind, und ich moͤchte nicht, daß ihr ihnen Gelegenheit gaͤbt, ſchlimme Urtheile von euch zu faͤllen.
Wir tranken unſern Kaſſer ohnfern einiger andern Geſellſchaften, es waren Bekannte von Dorotheen darunter, dieſen naheten wir uns und ſprachen eine gute Weile mit ihnen. Jch ſchlug endlich Dorotheen einen Gang durch den Garten vor, waͤhrend deſſelben unterhielt ich ſie von der Heftigkeit meiner Liebe, ward immer zaͤrt- licher, und ruͤhrte das liebende, ſanft fuͤhlende Maͤdchen bis zu Thraͤnen, kein Ausdruck ward von ihr geſpart, um mich zu uͤberzeugen, daß ſie ganz mein ſei, jede ihrer Empfindungen war in Liebe aufgeloͤſt, und ſo in ſuͤßen Taumel ge- wiegt, ließ ſie ſich immer fort fuͤhren, ſo daß ſie unvermerkt an meinem Arm in ein anſtoßendes Waͤldchen gerathen war. Auch in demſelben ſchlen- derte ſie neben mir fort bis an ein kleines Luſt- haus, welches Klaus auf einige Stunden gemie- thet hatte.
„Wir ſind weit abgekommen, mein Fritz,“ ſagte ſie da; „nicht eben weit, meine Dorothea, verſetzte ich, wir duͤrfen jetzt nur dieſen Weg lin- ker Hand einſchlagen, ſo kommen wir eher in die Stadt, als wenn wir nach dem Garten zuruͤckkehr-
ten.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0328"n="324"/>
Menſchen ſind, und ich moͤchte nicht, daß ihr<lb/>
ihnen Gelegenheit gaͤbt, ſchlimme Urtheile von euch<lb/>
zu faͤllen.</p><lb/><p>Wir tranken unſern Kaſſer ohnfern einiger<lb/>
andern Geſellſchaften, es waren Bekannte von<lb/>
Dorotheen darunter, dieſen naheten wir uns<lb/>
und ſprachen eine gute Weile mit ihnen. Jch<lb/>ſchlug endlich Dorotheen einen Gang durch den<lb/>
Garten vor, waͤhrend deſſelben unterhielt ich ſie<lb/>
von der Heftigkeit meiner Liebe, ward immer zaͤrt-<lb/>
licher, und ruͤhrte das liebende, ſanft fuͤhlende<lb/>
Maͤdchen bis zu Thraͤnen, kein Ausdruck ward<lb/>
von ihr geſpart, um mich zu uͤberzeugen, daß ſie<lb/>
ganz mein ſei, jede ihrer Empfindungen war<lb/>
in Liebe aufgeloͤſt, und ſo in ſuͤßen Taumel ge-<lb/>
wiegt, ließ ſie ſich immer fort fuͤhren, ſo daß ſie<lb/>
unvermerkt an meinem Arm in ein anſtoßendes<lb/>
Waͤldchen gerathen war. Auch in demſelben ſchlen-<lb/>
derte ſie neben mir fort bis an ein kleines Luſt-<lb/>
haus, welches Klaus auf einige Stunden gemie-<lb/>
thet hatte.</p><lb/><p>„Wir ſind weit abgekommen, mein Fritz,“<lb/>ſagte ſie da; „nicht eben weit, meine Dorothea,<lb/>
verſetzte ich, wir duͤrfen jetzt nur dieſen Weg lin-<lb/>
ker Hand einſchlagen, ſo kommen wir eher in die<lb/>
Stadt, als wenn wir nach dem Garten zuruͤckkehr-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ten.</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[324/0328]
Menſchen ſind, und ich moͤchte nicht, daß ihr
ihnen Gelegenheit gaͤbt, ſchlimme Urtheile von euch
zu faͤllen.
Wir tranken unſern Kaſſer ohnfern einiger
andern Geſellſchaften, es waren Bekannte von
Dorotheen darunter, dieſen naheten wir uns
und ſprachen eine gute Weile mit ihnen. Jch
ſchlug endlich Dorotheen einen Gang durch den
Garten vor, waͤhrend deſſelben unterhielt ich ſie
von der Heftigkeit meiner Liebe, ward immer zaͤrt-
licher, und ruͤhrte das liebende, ſanft fuͤhlende
Maͤdchen bis zu Thraͤnen, kein Ausdruck ward
von ihr geſpart, um mich zu uͤberzeugen, daß ſie
ganz mein ſei, jede ihrer Empfindungen war
in Liebe aufgeloͤſt, und ſo in ſuͤßen Taumel ge-
wiegt, ließ ſie ſich immer fort fuͤhren, ſo daß ſie
unvermerkt an meinem Arm in ein anſtoßendes
Waͤldchen gerathen war. Auch in demſelben ſchlen-
derte ſie neben mir fort bis an ein kleines Luſt-
haus, welches Klaus auf einige Stunden gemie-
thet hatte.
„Wir ſind weit abgekommen, mein Fritz,“
ſagte ſie da; „nicht eben weit, meine Dorothea,
verſetzte ich, wir duͤrfen jetzt nur dieſen Weg lin-
ker Hand einſchlagen, ſo kommen wir eher in die
Stadt, als wenn wir nach dem Garten zuruͤckkehr-
ten.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/328>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.