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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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um ganz unkenntlich zu sein, ein dickes Kissen
unter eine weite schwarze Weste, die Klaus auf dem
Trödel kaufte, und machte so, den Mantel darüber
geschlagen, eine monströse Figur aus. Der Pro-
fessor lag ganz ruhig in seinem Bette, und zählte
vielleicht schon, was er bei der neuen Speculation
gewinnen würde, als sein treuer Nehmer sich ihm
zuerst nahte und ihm ein Pechpflaster über den
Mund warf, ehe er noch die Frage vollenden konn-
te, was er wollte? Klaus war ihm mit dem Kreuze
gefolgt, er setzte es hin, ich trat nun mit dem Lich-
te, mit welchem ich draußen hinter der Thüre ste-
hen geblieben war, ein, und setzte es so, daß wir
zu unserm Geschäft sehen konnten. Alle drei be-
mächtigten wir uns des Mannes im Bette, dem
Klaus, so wie Nehmer das Pflaster angebracht
hatte, die Hände hielt, wir trugen ihn heraus, und
befestigten ihn um den Leib, den Hals und die Bei-
ne, mit Stricken daran, beide Arme kamen einer
nach dem andern zuletzt an die Reihe des Anbin-
dens. -- Ueber dem Kopf war das Kreuz mit der
Jnschrift versehen: Matthias Ehrenfried
Knapp, Kreuzträger
-- Diese Jnscription,
so wie die Erfindung ihn ans Kreuz zu binden, war
ganz von mir.

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um ganz unkenntlich zu ſein, ein dickes Kiſſen
unter eine weite ſchwarze Weſte, die Klaus auf dem
Troͤdel kaufte, und machte ſo, den Mantel daruͤber
geſchlagen, eine monſtroͤſe Figur aus. Der Pro-
feſſor lag ganz ruhig in ſeinem Bette, und zaͤhlte
vielleicht ſchon, was er bei der neuen Speculation
gewinnen wuͤrde, als ſein treuer Nehmer ſich ihm
zuerſt nahte und ihm ein Pechpflaſter uͤber den
Mund warf, ehe er noch die Frage vollenden konn-
te, was er wollte? Klaus war ihm mit dem Kreuze
gefolgt, er ſetzte es hin, ich trat nun mit dem Lich-
te, mit welchem ich draußen hinter der Thuͤre ſte-
hen geblieben war, ein, und ſetzte es ſo, daß wir
zu unſerm Geſchaͤft ſehen konnten. Alle drei be-
maͤchtigten wir uns des Mannes im Bette, dem
Klaus, ſo wie Nehmer das Pflaſter angebracht
hatte, die Haͤnde hielt, wir trugen ihn heraus, und
befeſtigten ihn um den Leib, den Hals und die Bei-
ne, mit Stricken daran, beide Arme kamen einer
nach dem andern zuletzt an die Reihe des Anbin-
dens. — Ueber dem Kopf war das Kreuz mit der
Jnſchrift verſehen: Matthias Ehrenfried
Knapp, Kreuztraͤger
— Dieſe Jnſcription,
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ganz von mir.

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[341/0345] um ganz unkenntlich zu ſein, ein dickes Kiſſen unter eine weite ſchwarze Weſte, die Klaus auf dem Troͤdel kaufte, und machte ſo, den Mantel daruͤber geſchlagen, eine monſtroͤſe Figur aus. Der Pro- feſſor lag ganz ruhig in ſeinem Bette, und zaͤhlte vielleicht ſchon, was er bei der neuen Speculation gewinnen wuͤrde, als ſein treuer Nehmer ſich ihm zuerſt nahte und ihm ein Pechpflaſter uͤber den Mund warf, ehe er noch die Frage vollenden konn- te, was er wollte? Klaus war ihm mit dem Kreuze gefolgt, er ſetzte es hin, ich trat nun mit dem Lich- te, mit welchem ich draußen hinter der Thuͤre ſte- hen geblieben war, ein, und ſetzte es ſo, daß wir zu unſerm Geſchaͤft ſehen konnten. Alle drei be- maͤchtigten wir uns des Mannes im Bette, dem Klaus, ſo wie Nehmer das Pflaſter angebracht hatte, die Haͤnde hielt, wir trugen ihn heraus, und befeſtigten ihn um den Leib, den Hals und die Bei- ne, mit Stricken daran, beide Arme kamen einer nach dem andern zuletzt an die Reihe des Anbin- dens. — Ueber dem Kopf war das Kreuz mit der Jnſchrift verſehen: Matthias Ehrenfried Knapp, Kreuztraͤger — Dieſe Jnſcription, ſo wie die Erfindung ihn ans Kreuz zu binden, war ganz von mir. Da Y 3

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/345>, abgerufen am 10.11.2024.