Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

Da wir ihn an demselben in Ruhe gebracht
hatten, suchte Klaus mit Bequemlichkeit seine
Schlüssel, und wir räumten Kisten und Kasten in
Stube und Kabinet aus. Zwei große Säcke nah-
men, einer das baare Geld, der andere was an Kost-
barkeiten vorhanden war, ein. Unter den letztern
befand sich ein completer Damenschmuck und zwei
Ringe von sehr g[r]oßem Werth, auf den Knapp
15000 Thaler geborgt hatte. Mit dieser Beute eilte
man in meine Wohnung, wo man das Geräusch
beim Ankommen für nichts achtete, weil das in
meinem Logis gewöhnlich war; ich hatte meinen
eigenen Hausschlüssel, wie spät und mit welcher
Gesellschaft ich also auch zurückkam, so bekümmerte
sich doch kein Mensch darum, sondern alles blieb
ruhig liegen; also waren wir auch diesmal sicher.

Jetzt ward die Vermummung weggeworfen,
und die Beute betrachtet; unser Reichthum war
groß, er bestand wenigsteus in 36000 Thaler.
Nehmer, welcher ohne Verzug die Stadt räumen
wollte, begnügte sich mit 4000 Thaler in Gold, wo-
mit er sich bepackte, nahm von mir einen Wechsel
auf andere 4000 Thaler, und noch eine schriftliche
Versicherung, daß, wenn durch den Verkauf der
Kostbarkeiten, an denen er Antheil hätte, mehr her-
auskommen sollte, er einen billigen Nachtrag er-

halten

Da wir ihn an demſelben in Ruhe gebracht
hatten, ſuchte Klaus mit Bequemlichkeit ſeine
Schluͤſſel, und wir raͤumten Kiſten und Kaſten in
Stube und Kabinet aus. Zwei große Saͤcke nah-
men, einer das baare Geld, der andere was an Koſt-
barkeiten vorhanden war, ein. Unter den letztern
befand ſich ein completer Damenſchmuck und zwei
Ringe von ſehr g[r]oßem Werth, auf den Knapp
15000 Thaler geborgt hatte. Mit dieſer Beute eilte
man in meine Wohnung, wo man das Geraͤuſch
beim Ankommen fuͤr nichts achtete, weil das in
meinem Logis gewoͤhnlich war; ich hatte meinen
eigenen Hausſchluͤſſel, wie ſpaͤt und mit welcher
Geſellſchaft ich alſo auch zuruͤckkam, ſo bekuͤmmerte
ſich doch kein Menſch darum, ſondern alles blieb
ruhig liegen; alſo waren wir auch diesmal ſicher.

Jetzt ward die Vermummung weggeworfen,
und die Beute betrachtet; unſer Reichthum war
groß, er beſtand wenigſteus in 36000 Thaler.
Nehmer, welcher ohne Verzug die Stadt raͤumen
wollte, begnuͤgte ſich mit 4000 Thaler in Gold, wo-
mit er ſich bepackte, nahm von mir einen Wechſel
auf andere 4000 Thaler, und noch eine ſchriftliche
Verſicherung, daß, wenn durch den Verkauf der
Koſtbarkeiten, an denen er Antheil haͤtte, mehr her-
auskommen ſollte, er einen billigen Nachtrag er-

halten
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0346" n="342"/>
        <p>Da wir ihn an dem&#x017F;elben in Ruhe gebracht<lb/>
hatten, &#x017F;uchte Klaus mit Bequemlichkeit &#x017F;eine<lb/>
Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el, und wir ra&#x0364;umten Ki&#x017F;ten und Ka&#x017F;ten in<lb/>
Stube und Kabinet aus. Zwei große Sa&#x0364;cke nah-<lb/>
men, einer das baare Geld, der andere was an Ko&#x017F;t-<lb/>
barkeiten vorhanden war, ein. Unter den letztern<lb/>
befand &#x017F;ich ein completer Damen&#x017F;chmuck und zwei<lb/>
Ringe von &#x017F;ehr g<supplied>r</supplied>oßem Werth, auf den Knapp<lb/>
15000 Thaler geborgt hatte. Mit die&#x017F;er Beute eilte<lb/>
man in meine Wohnung, wo man das Gera&#x0364;u&#x017F;ch<lb/>
beim Ankommen fu&#x0364;r nichts achtete, weil das in<lb/>
meinem Logis gewo&#x0364;hnlich war; ich hatte meinen<lb/>
eigenen Haus&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el, wie &#x017F;pa&#x0364;t und mit welcher<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft ich al&#x017F;o auch zuru&#x0364;ckkam, &#x017F;o beku&#x0364;mmerte<lb/>
&#x017F;ich doch kein Men&#x017F;ch darum, &#x017F;ondern alles blieb<lb/>
ruhig liegen; al&#x017F;o waren wir auch diesmal &#x017F;icher.</p><lb/>
        <p>Jetzt ward die Vermummung weggeworfen,<lb/>
und die Beute betrachtet; un&#x017F;er Reichthum war<lb/>
groß, er be&#x017F;tand wenig&#x017F;teus in 36000 Thaler.<lb/>
Nehmer, welcher ohne Verzug die Stadt ra&#x0364;umen<lb/>
wollte, begnu&#x0364;gte &#x017F;ich mit 4000 Thaler in Gold, wo-<lb/>
mit er &#x017F;ich bepackte, nahm von mir einen Wech&#x017F;el<lb/>
auf andere 4000 Thaler, und noch eine &#x017F;chriftliche<lb/>
Ver&#x017F;icherung, daß, wenn durch den Verkauf der<lb/>
Ko&#x017F;tbarkeiten, an denen er Antheil ha&#x0364;tte, mehr her-<lb/>
auskommen &#x017F;ollte, er einen billigen Nachtrag er-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">halten</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[342/0346] Da wir ihn an demſelben in Ruhe gebracht hatten, ſuchte Klaus mit Bequemlichkeit ſeine Schluͤſſel, und wir raͤumten Kiſten und Kaſten in Stube und Kabinet aus. Zwei große Saͤcke nah- men, einer das baare Geld, der andere was an Koſt- barkeiten vorhanden war, ein. Unter den letztern befand ſich ein completer Damenſchmuck und zwei Ringe von ſehr großem Werth, auf den Knapp 15000 Thaler geborgt hatte. Mit dieſer Beute eilte man in meine Wohnung, wo man das Geraͤuſch beim Ankommen fuͤr nichts achtete, weil das in meinem Logis gewoͤhnlich war; ich hatte meinen eigenen Hausſchluͤſſel, wie ſpaͤt und mit welcher Geſellſchaft ich alſo auch zuruͤckkam, ſo bekuͤmmerte ſich doch kein Menſch darum, ſondern alles blieb ruhig liegen; alſo waren wir auch diesmal ſicher. Jetzt ward die Vermummung weggeworfen, und die Beute betrachtet; unſer Reichthum war groß, er beſtand wenigſteus in 36000 Thaler. Nehmer, welcher ohne Verzug die Stadt raͤumen wollte, begnuͤgte ſich mit 4000 Thaler in Gold, wo- mit er ſich bepackte, nahm von mir einen Wechſel auf andere 4000 Thaler, und noch eine ſchriftliche Verſicherung, daß, wenn durch den Verkauf der Koſtbarkeiten, an denen er Antheil haͤtte, mehr her- auskommen ſollte, er einen billigen Nachtrag er- halten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/346
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/346>, abgerufen am 28.05.2024.