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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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Sie hatte hierüber nur allzusehr nachgedacht,
sich mit schweren Ahnungen gequält, und sich-
um zu wissen, woran sie wäre, endlich überwun-
den, meinen Arzt zu fragen, wie es mit mir stün-
de? Diesem Mann war die V[e]rbindung, in der
wir standen, nicht unbekannt, es glaubte das lie-
bende Mädchen trösten zu [mü]ssen, und sagte ihr,
daß es nicht die geringste Gefahr hätte, und ich
fast völlig wieder hergestellt sei. Der Arzt brachte
mir diese Nachricht selbst, setzte [a]ber hinzu, daß
er nicht wisse, wohin er das plötzliche Erröthen
der Mamsell Müllerinn bei seinem guten Trost
rechnen sollte, wenn es nicht etwa ein Beweis
sei, daß sie, auf ein anders Mädchen eifersüchtig,
mich in Verdacht hätte, ich wolle für sie noch
nicht gesund seiu. Das kann sein, versetzte ich,
die Mädchen setzen sich bald so was in die Köpfe,
und sie sollten doch alle bedenken, daß die Liebe
bei einem Studenten am wenigsten mit der Treue
vereinbart ist. Der Arzt sah mich bedenklich an,
und meinte dann, es würde ihm leid sein, wenn
Dorothea Müllerinn, die er mehr dem Rufe nach,
als durch eigne gemachte Bekanntschaft, für ein
sittsames und gesetztes Mädchen hielt, in eine
leichte Verbindung gewilligt haben sollte, weil sie
es vielleicht nicht sobald als manche andre ver-

schmerzen

Sie hatte hieruͤber nur allzuſehr nachgedacht,
ſich mit ſchweren Ahnungen gequaͤlt, und ſich-
um zu wiſſen, woran ſie waͤre, endlich uͤberwun-
den, meinen Arzt zu fragen, wie es mit mir ſtuͤn-
de? Dieſem Mann war die V[e]rbindung, in der
wir ſtanden, nicht unbekannt, es glaubte das lie-
bende Maͤdchen troͤſten zu [muͤ]ſſen, und ſagte ihr,
daß es nicht die geringſte Gefahr haͤtte, und ich
faſt voͤllig wieder hergeſtellt ſei. Der Arzt brachte
mir dieſe Nachricht ſelbſt, ſetzte [a]ber hinzu, daß
er nicht wiſſe, wohin er das ploͤtzliche Erroͤthen
der Mamſell Muͤllerinn bei ſeinem guten Troſt
rechnen ſollte, wenn es nicht etwa ein Beweis
ſei, daß ſie, auf ein anders Maͤdchen eiferſuͤchtig,
mich in Verdacht haͤtte, ich wolle fuͤr ſie noch
nicht geſund ſeiu. Das kann ſein, verſetzte ich,
die Maͤdchen ſetzen ſich bald ſo was in die Koͤpfe,
und ſie ſollten doch alle bedenken, daß die Liebe
bei einem Studenten am wenigſten mit der Treue
vereinbart iſt. Der Arzt ſah mich bedenklich an,
und meinte dann, es wuͤrde ihm leid ſein, wenn
Dorothea Muͤllerinn, die er mehr dem Rufe nach,
als durch eigne gemachte Bekanntſchaft, fuͤr ein
ſittſames und geſetztes Maͤdchen hielt, in eine
leichte Verbindung gewilligt haben ſollte, weil ſie
es vielleicht nicht ſobald als manche andre ver-

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[351/0355] Sie hatte hieruͤber nur allzuſehr nachgedacht, ſich mit ſchweren Ahnungen gequaͤlt, und ſich- um zu wiſſen, woran ſie waͤre, endlich uͤberwun- den, meinen Arzt zu fragen, wie es mit mir ſtuͤn- de? Dieſem Mann war die Verbindung, in der wir ſtanden, nicht unbekannt, es glaubte das lie- bende Maͤdchen troͤſten zu muͤſſen, und ſagte ihr, daß es nicht die geringſte Gefahr haͤtte, und ich faſt voͤllig wieder hergeſtellt ſei. Der Arzt brachte mir dieſe Nachricht ſelbſt, ſetzte aber hinzu, daß er nicht wiſſe, wohin er das ploͤtzliche Erroͤthen der Mamſell Muͤllerinn bei ſeinem guten Troſt rechnen ſollte, wenn es nicht etwa ein Beweis ſei, daß ſie, auf ein anders Maͤdchen eiferſuͤchtig, mich in Verdacht haͤtte, ich wolle fuͤr ſie noch nicht geſund ſeiu. Das kann ſein, verſetzte ich, die Maͤdchen ſetzen ſich bald ſo was in die Koͤpfe, und ſie ſollten doch alle bedenken, daß die Liebe bei einem Studenten am wenigſten mit der Treue vereinbart iſt. Der Arzt ſah mich bedenklich an, und meinte dann, es wuͤrde ihm leid ſein, wenn Dorothea Muͤllerinn, die er mehr dem Rufe nach, als durch eigne gemachte Bekanntſchaft, fuͤr ein ſittſames und geſetztes Maͤdchen hielt, in eine leichte Verbindung gewilligt haben ſollte, weil ſie es vielleicht nicht ſobald als manche andre ver- ſchmerzen

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/355>, abgerufen am 22.11.2024.