war sie, doch aber nicht für mich, ich ging gerade aus, die Steine und Dornen auf dieser Reise zum Bruch mit Dorchen, drückten und stachen nur sie, ich selbst empfand nichts davon.
Zur Antwort auf dieses kurze Villet ward so- gleich ein langer Brief beschlossen, er konnte nicht sogleich mit gehörigem Bedacht geschrieben werden, also ließ ich durch die Köchinn der Madam Star- kinn sagen, die Antwort würde noch heute erfolgen, und würklich ging ich sogleich darüber her. Jch würde dieses Schreiben meinen Lesern fast Wort für Wort liefern können, wenn ich ruhmredig wäre, und mit meinen Gaben, vorzutragen, wahrscheinlich zu machen, unwiderruflich entschlossen zu thun, prahlen wollte; aber ich bin hierzu viel zu beschei- den, ja ich würde nicht einmal des Jnhalts geden- ken, wenn es nicht geschehen müßte, damit meine Leser wissen mögen, wie ich mit Dorotheen Mülle- rinn aus einander kam; doch ich will mich möglichst kurz dabei fassen.
Jch sagte in dieser meiner Antwort, daß mich ihr kaltes und trotziges Billet nicht verwundert hätte, da ich von ihrer wahren Gesinnung gegen mich schon unterrichtet gewesen sei, welches ich dem Freund, der ehrlich genug gewesen wäre, mir die Augen zu öffnen, nicht genug verdanken könnte.
Viel
2 r Theil. Z
war ſie, doch aber nicht fuͤr mich, ich ging gerade aus, die Steine und Dornen auf dieſer Reiſe zum Bruch mit Dorchen, druͤckten und ſtachen nur ſie, ich ſelbſt empfand nichts davon.
Zur Antwort auf dieſes kurze Villet ward ſo- gleich ein langer Brief beſchloſſen, er konnte nicht ſogleich mit gehoͤrigem Bedacht geſchrieben werden, alſo ließ ich durch die Koͤchinn der Madam Star- kinn ſagen, die Antwort wuͤrde noch heute erfolgen, und wuͤrklich ging ich ſogleich daruͤber her. Jch wuͤrde dieſes Schreiben meinen Leſern faſt Wort fuͤr Wort liefern koͤnnen, wenn ich ruhmredig waͤre, und mit meinen Gaben, vorzutragen, wahrſcheinlich zu machen, unwiderruflich entſchloſſen zu thun, prahlen wollte; aber ich bin hierzu viel zu beſchei- den, ja ich wuͤrde nicht einmal des Jnhalts geden- ken, wenn es nicht geſchehen muͤßte, damit meine Leſer wiſſen moͤgen, wie ich mit Dorotheen Muͤlle- rinn aus einander kam; doch ich will mich moͤglichſt kurz dabei faſſen.
Jch ſagte in dieſer meiner Antwort, daß mich ihr kaltes und trotziges Billet nicht verwundert haͤtte, da ich von ihrer wahren Geſinnung gegen mich ſchon unterrichtet geweſen ſei, welches ich dem Freund, der ehrlich genug geweſen waͤre, mir die Augen zu oͤffnen, nicht genug verdanken koͤnnte.
Viel
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war ſie, doch aber nicht fuͤr mich, ich ging gerade
aus, die Steine und Dornen auf dieſer Reiſe zum
Bruch mit Dorchen, druͤckten und ſtachen nur ſie,
ich ſelbſt empfand nichts davon.
Zur Antwort auf dieſes kurze Villet ward ſo-
gleich ein langer Brief beſchloſſen, er konnte nicht
ſogleich mit gehoͤrigem Bedacht geſchrieben werden,
alſo ließ ich durch die Koͤchinn der Madam Star-
kinn ſagen, die Antwort wuͤrde noch heute erfolgen,
und wuͤrklich ging ich ſogleich daruͤber her. Jch
wuͤrde dieſes Schreiben meinen Leſern faſt Wort fuͤr
Wort liefern koͤnnen, wenn ich ruhmredig waͤre,
und mit meinen Gaben, vorzutragen, wahrſcheinlich
zu machen, unwiderruflich entſchloſſen zu thun,
prahlen wollte; aber ich bin hierzu viel zu beſchei-
den, ja ich wuͤrde nicht einmal des Jnhalts geden-
ken, wenn es nicht geſchehen muͤßte, damit meine
Leſer wiſſen moͤgen, wie ich mit Dorotheen Muͤlle-
rinn aus einander kam; doch ich will mich moͤglichſt
kurz dabei faſſen.
Jch ſagte in dieſer meiner Antwort, daß mich
ihr kaltes und trotziges Billet nicht verwundert
haͤtte, da ich von ihrer wahren Geſinnung gegen
mich ſchon unterrichtet geweſen ſei, welches ich dem
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/357>, abgerufen am 22.11.2024.
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