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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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Ach du guter lieber Sohn! sagte sie, nun ich
wußte es wohl, daß mein Goldfritzel ein gutes kind-
liches Herz für seine Mutter habe; aber warte,
Kind, ich will dir Rache schaffen, ich will nicht
eher ruhn, bis ich diesen vermaledeiten Lotterbuben
unglücklich gemacht habe; ich eile vor die Gerich-
te." -- Doch ich muß einen Advocaten an-
nehmen; (zu Klausen) mein Freund ruf er einmal
einen, kennt er einen geschickten Mann? O ja,
sagte Klaus, ging und kam mit der Nachricht wie-
der, daß Herr Beinbrecher in einer Stunde zu
Dienste sein würde, ein Mann auf den sie bauen
könnte.

Die Frau Baroninn beruhigte sich nun ein
wenig und fragte nach der Verfassung meiner
Kasse, welche ihr von Klausen sehr mißlich be-
schrieben wurde, indessen ich im Bette that, als
wollte ich nicht, daß sie es ganz so wissen und
etwa große Ausgaben meinetwegen machen sollte.
Sie wurde um so williger zu geben, zog eine volle
Börse hervor und legte sie so auf den Tisch und
sagte, da nimm Engel, nimm alles, was erfordert
wird heraus. Das ist all gut, sagte Klaus und
winkte mir, aber verzeihn Sie mir Herr Schni-
tzer, daß ich lieber Jhrer gnädigen Frau Mama
alles gestehe -- wenn der junge Herr nur etwas
Schulden, die er hat, bezahlen könnte! Wenn die
Gläubiger hören werden, daß Jhre Gnaden hier
sind, werden sie sich melden. Wäre diese böse Ge-
schichte nicht drein gekommen, so reisten wir still-
schweigend ab, aber nun -- Meine Mutter fing
aufs
Ach du guter lieber Sohn! ſagte ſie, nun ich
wußte es wohl, daß mein Goldfritzel ein gutes kind-
liches Herz fuͤr ſeine Mutter habe; aber warte,
Kind, ich will dir Rache ſchaffen, ich will nicht
eher ruhn, bis ich dieſen vermaledeiten Lotterbuben
ungluͤcklich gemacht habe; ich eile vor die Gerich-
te.“ — Doch ich muß einen Advocaten an-
nehmen; (zu Klauſen) mein Freund ruf er einmal
einen, kennt er einen geſchickten Mann? O ja,
ſagte Klaus, ging und kam mit der Nachricht wie-
der, daß Herr Beinbrecher in einer Stunde zu
Dienſte ſein wuͤrde, ein Mann auf den ſie bauen
koͤnnte.

Die Frau Baroninn beruhigte ſich nun ein
wenig und fragte nach der Verfaſſung meiner
Kaſſe, welche ihr von Klauſen ſehr mißlich be-
ſchrieben wurde, indeſſen ich im Bette that, als
wollte ich nicht, daß ſie es ganz ſo wiſſen und
etwa große Ausgaben meinetwegen machen ſollte.
Sie wurde um ſo williger zu geben, zog eine volle
Boͤrſe hervor und legte ſie ſo auf den Tiſch und
ſagte, da nimm Engel, nimm alles, was erfordert
wird heraus. Das iſt all gut, ſagte Klaus und
winkte mir, aber verzeihn Sie mir Herr Schni-
tzer, daß ich lieber Jhrer gnaͤdigen Frau Mama
alles geſtehe — wenn der junge Herr nur etwas
Schulden, die er hat, bezahlen koͤnnte! Wenn die
Glaͤubiger hoͤren werden, daß Jhre Gnaden hier
ſind, werden ſie ſich melden. Waͤre dieſe boͤſe Ge-
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[370/0374] Ach du guter lieber Sohn! ſagte ſie, nun ich wußte es wohl, daß mein Goldfritzel ein gutes kind- liches Herz fuͤr ſeine Mutter habe; aber warte, Kind, ich will dir Rache ſchaffen, ich will nicht eher ruhn, bis ich dieſen vermaledeiten Lotterbuben ungluͤcklich gemacht habe; ich eile vor die Gerich- te.“ — Doch ich muß einen Advocaten an- nehmen; (zu Klauſen) mein Freund ruf er einmal einen, kennt er einen geſchickten Mann? O ja, ſagte Klaus, ging und kam mit der Nachricht wie- der, daß Herr Beinbrecher in einer Stunde zu Dienſte ſein wuͤrde, ein Mann auf den ſie bauen koͤnnte. Die Frau Baroninn beruhigte ſich nun ein wenig und fragte nach der Verfaſſung meiner Kaſſe, welche ihr von Klauſen ſehr mißlich be- ſchrieben wurde, indeſſen ich im Bette that, als wollte ich nicht, daß ſie es ganz ſo wiſſen und etwa große Ausgaben meinetwegen machen ſollte. Sie wurde um ſo williger zu geben, zog eine volle Boͤrſe hervor und legte ſie ſo auf den Tiſch und ſagte, da nimm Engel, nimm alles, was erfordert wird heraus. Das iſt all gut, ſagte Klaus und winkte mir, aber verzeihn Sie mir Herr Schni- tzer, daß ich lieber Jhrer gnaͤdigen Frau Mama alles geſtehe — wenn der junge Herr nur etwas Schulden, die er hat, bezahlen koͤnnte! Wenn die Glaͤubiger hoͤren werden, daß Jhre Gnaden hier ſind, werden ſie ſich melden. Waͤre dieſe boͤſe Ge- ſchichte nicht drein gekommen, ſo reiſten wir ſtill- ſchweigend ab, aber nun — Meine Mutter fing aufs

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/374>, abgerufen am 22.11.2024.