Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite
dir auch ein Kläpschen giebt, bekommst du doch
von mir schöne Sachen dafür.

Nun giengs also mit dem Vater fort, und Herr
Felß freute sich in der That über mich, denn ich
that anfangs sehr artig, auch mißfiel mir der freund-
liche Mann eben nicht. Er legte seine Arbeiten
weg, gab mir Bilder und Zeichnungen, um mir
die Zeit damit zu vertreiben, setzte sich dann mit
meinem Vater etwas entfernt von dem Tisch, vor
welchem ich stand, um mich nach Gefallen mit den
Bildern spielen zu lassen. Sie sprachen lange ganz
ruhig und unbekümmert um mich, ehe mir mein
Auftrag von der Mutter wieder einfiel; da es aber
geschah, trat auch zugleich der Gedanke an die ver-
sprochen Spielsachen ein; und zugleich erwachte
meine Wuth zu beißen. Felß saß so, daß ich ihn
in Profil hätte mahlen können; das rechte Bein
mit ei er tüchtigen Wade fiel mir sogleich in die
Augen, ich stand auf, nahm alles, was vor mir lag,
in die Hand, gieng hinter seinen Stuhl, ließ die
Bilder fallen, und legte mich dann, um sie wieder
aufzunehmen, auf die Erde. Was machst du denn,
Junge, sagte Johann Jacob, und Felß sah sich um;
ich lese die Bilder wieder auf, sie sind mir aus der
Hand gefallen, versetzte ich, und beide sprachen
fort und ließen mich machen was ich wollte. Nun
eilte
C 4
dir auch ein Klaͤpschen giebt, bekommſt du doch
von mir ſchoͤne Sachen dafuͤr.

Nun giengs alſo mit dem Vater fort, und Herr
Felß freute ſich in der That uͤber mich, denn ich
that anfangs ſehr artig, auch mißfiel mir der freund-
liche Mann eben nicht. Er legte ſeine Arbeiten
weg, gab mir Bilder und Zeichnungen, um mir
die Zeit damit zu vertreiben, ſetzte ſich dann mit
meinem Vater etwas entfernt von dem Tiſch, vor
welchem ich ſtand, um mich nach Gefallen mit den
Bildern ſpielen zu laſſen. Sie ſprachen lange ganz
ruhig und unbekuͤmmert um mich, ehe mir mein
Auftrag von der Mutter wieder einfiel; da es aber
geſchah, trat auch zugleich der Gedanke an die ver-
ſprochen Spielſachen ein; und zugleich erwachte
meine Wuth zu beißen. Felß ſaß ſo, daß ich ihn
in Profil haͤtte mahlen koͤnnen; das rechte Bein
mit ei er tuͤchtigen Wade fiel mir ſogleich in die
Augen, ich ſtand auf, nahm alles, was vor mir lag,
in die Hand, gieng hinter ſeinen Stuhl, ließ die
Bilder fallen, und legte mich dann, um ſie wieder
aufzunehmen, auf die Erde. Was machſt du denn,
Junge, ſagte Johann Jacob, und Felß ſah ſich um;
ich leſe die Bilder wieder auf, ſie ſind mir aus der
Hand gefallen, verſetzte ich, und beide ſprachen
fort und ließen mich machen was ich wollte. Nun
eilte
C 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#SUS">
          <p><pb facs="#f0043" n="39"/>
dir auch ein Kla&#x0364;pschen giebt, bekomm&#x017F;t du doch<lb/>
von mir &#x017F;cho&#x0364;ne Sachen dafu&#x0364;r.</p><lb/>
          <p>Nun giengs al&#x017F;o mit dem Vater fort, und Herr<lb/>
Felß freute &#x017F;ich in der That u&#x0364;ber mich, denn ich<lb/>
that anfangs &#x017F;ehr artig, auch mißfiel mir der freund-<lb/>
liche Mann eben nicht. Er legte &#x017F;eine Arbeiten<lb/>
weg, gab mir Bilder und Zeichnungen, um mir<lb/>
die Zeit damit zu vertreiben, &#x017F;etzte &#x017F;ich dann mit<lb/>
meinem Vater etwas entfernt von dem Ti&#x017F;ch, vor<lb/>
welchem ich &#x017F;tand, um mich nach Gefallen mit den<lb/>
Bildern &#x017F;pielen zu la&#x017F;&#x017F;en. Sie &#x017F;prachen lange ganz<lb/>
ruhig und unbeku&#x0364;mmert um mich, ehe mir mein<lb/>
Auftrag von der Mutter wieder einfiel; da es aber<lb/>
ge&#x017F;chah, trat auch zugleich der Gedanke an die ver-<lb/>
&#x017F;prochen Spiel&#x017F;achen ein; und zugleich erwachte<lb/>
meine Wuth zu beißen. Felß &#x017F;&#x017F;o, daß ich ihn<lb/>
in Profil ha&#x0364;tte mahlen ko&#x0364;nnen; das rechte Bein<lb/>
mit ei er tu&#x0364;chtigen Wade fiel mir &#x017F;ogleich in die<lb/>
Augen, ich &#x017F;tand auf, nahm alles, was vor mir lag,<lb/>
in die Hand, gieng hinter &#x017F;einen Stuhl, ließ die<lb/>
Bilder fallen, und legte mich dann, um &#x017F;ie wieder<lb/>
aufzunehmen, auf die Erde. Was mach&#x017F;t du denn,<lb/>
Junge, &#x017F;agte Johann Jacob, und Felß &#x017F;ah &#x017F;ich um;<lb/>
ich le&#x017F;e die Bilder wieder auf, &#x017F;ie &#x017F;ind mir aus der<lb/>
Hand gefallen, ver&#x017F;etzte ich, und beide &#x017F;prachen<lb/>
fort und ließen mich machen was ich wollte. Nun<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C 4</fw><fw place="bottom" type="catch">eilte</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[39/0043] dir auch ein Klaͤpschen giebt, bekommſt du doch von mir ſchoͤne Sachen dafuͤr. Nun giengs alſo mit dem Vater fort, und Herr Felß freute ſich in der That uͤber mich, denn ich that anfangs ſehr artig, auch mißfiel mir der freund- liche Mann eben nicht. Er legte ſeine Arbeiten weg, gab mir Bilder und Zeichnungen, um mir die Zeit damit zu vertreiben, ſetzte ſich dann mit meinem Vater etwas entfernt von dem Tiſch, vor welchem ich ſtand, um mich nach Gefallen mit den Bildern ſpielen zu laſſen. Sie ſprachen lange ganz ruhig und unbekuͤmmert um mich, ehe mir mein Auftrag von der Mutter wieder einfiel; da es aber geſchah, trat auch zugleich der Gedanke an die ver- ſprochen Spielſachen ein; und zugleich erwachte meine Wuth zu beißen. Felß ſaß ſo, daß ich ihn in Profil haͤtte mahlen koͤnnen; das rechte Bein mit ei er tuͤchtigen Wade fiel mir ſogleich in die Augen, ich ſtand auf, nahm alles, was vor mir lag, in die Hand, gieng hinter ſeinen Stuhl, ließ die Bilder fallen, und legte mich dann, um ſie wieder aufzunehmen, auf die Erde. Was machſt du denn, Junge, ſagte Johann Jacob, und Felß ſah ſich um; ich leſe die Bilder wieder auf, ſie ſind mir aus der Hand gefallen, verſetzte ich, und beide ſprachen fort und ließen mich machen was ich wollte. Nun eilte C 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/43
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/43>, abgerufen am 29.04.2024.