Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite
eilte ich den Biß anzubringen, und zwar so stark,
daß Felß aufschrie. Er schob meinen Kopf zurück
und sein Bein weg; mein Vater fuhr auf und er-
blaßte. Das ist ein muthwilliger Knabe, sagte
Felß, indem er den Strumpf herunterzog. Alle
meine Zähne waren eingedrückt, und Felß fand, daß
es weh that. Johann Jacob nahm mich, der wie-
der aufgestanden war, etwas unsanft beim Arm
und führte mich zur Thür hinaus; zu Hause, sagte
er, sollst du deine Strafe haben, hier will ich mit
dir Bösewicht keinen Lerm machen, und so eilte er
wieder ins Zimmer, um Felßen fast fußfällig um
Vergebung zu bitten, und seine Dienste bei dem
beschädigten Bein anzubieten. Es wird nichts zu
bedeuten haben, sagte Felß, ich habe da einen Spi-
ritus, der bei Quetschungen vortrefflich ist; aber
warum mags wohl der Kleine gethan haben? Jo-
hann Jacob wußte nicht, oder wollte nicht sagen,
warum, ob ihn gleich die Erfahrung lehrte, daß es
aus Neigung zu beschädigen geschah, er wollte so-
gar meine ihm bekannte Lust zu beißen nicht geste-
hen, also sagte er, ich weis nichts, als Sie um
Verzeihung zu bitten, und will den bösen Jun-
gen zu Hause tüchtig strafen, will ihn gewiß
nicht schonen. Verzeihen Sie nur, Herr Felß,
und rechnen es mir nicht zu! Gern versprach dies
Felß,
eilte ich den Biß anzubringen, und zwar ſo ſtark,
daß Felß aufſchrie. Er ſchob meinen Kopf zuruͤck
und ſein Bein weg; mein Vater fuhr auf und er-
blaßte. Das iſt ein muthwilliger Knabe, ſagte
Felß, indem er den Strumpf herunterzog. Alle
meine Zaͤhne waren eingedruͤckt, und Felß fand, daß
es weh that. Johann Jacob nahm mich, der wie-
der aufgeſtanden war, etwas unſanft beim Arm
und fuͤhrte mich zur Thuͤr hinaus; zu Hauſe, ſagte
er, ſollſt du deine Strafe haben, hier will ich mit
dir Boͤſewicht keinen Lerm machen, und ſo eilte er
wieder ins Zimmer, um Felßen faſt fußfaͤllig um
Vergebung zu bitten, und ſeine Dienſte bei dem
beſchaͤdigten Bein anzubieten. Es wird nichts zu
bedeuten haben, ſagte Felß, ich habe da einen Spi-
ritus, der bei Quetſchungen vortrefflich iſt; aber
warum mags wohl der Kleine gethan haben? Jo-
hann Jacob wußte nicht, oder wollte nicht ſagen,
warum, ob ihn gleich die Erfahrung lehrte, daß es
aus Neigung zu beſchaͤdigen geſchah, er wollte ſo-
gar meine ihm bekannte Luſt zu beißen nicht geſte-
hen, alſo ſagte er, ich weis nichts, als Sie um
Verzeihung zu bitten, und will den boͤſen Jun-
gen zu Hauſe tuͤchtig ſtrafen, will ihn gewiß
nicht ſchonen. Verzeihen Sie nur, Herr Felß,
und rechnen es mir nicht zu! Gern verſprach dies
Felß,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#SUS">
          <p><pb facs="#f0044" n="40"/>
eilte ich den Biß anzubringen, und zwar &#x017F;o &#x017F;tark,<lb/>
daß Felß auf&#x017F;chrie. Er &#x017F;chob meinen Kopf zuru&#x0364;ck<lb/>
und &#x017F;ein Bein weg; mein Vater fuhr auf und er-<lb/>
blaßte. Das i&#x017F;t ein muthwilliger Knabe, &#x017F;agte<lb/>
Felß, indem er den Strumpf herunterzog. Alle<lb/>
meine Za&#x0364;hne waren eingedru&#x0364;ckt, und Felß fand, daß<lb/>
es weh that. Johann Jacob nahm mich, der wie-<lb/>
der aufge&#x017F;tanden war, etwas un&#x017F;anft beim Arm<lb/>
und fu&#x0364;hrte mich zur Thu&#x0364;r hinaus; zu Hau&#x017F;e, &#x017F;agte<lb/>
er, &#x017F;oll&#x017F;t du deine Strafe haben, hier will ich mit<lb/>
dir Bo&#x0364;&#x017F;ewicht keinen Lerm machen, und &#x017F;o eilte er<lb/>
wieder ins Zimmer, um Felßen fa&#x017F;t fußfa&#x0364;llig um<lb/>
Vergebung zu bitten, und &#x017F;eine Dien&#x017F;te bei dem<lb/>
be&#x017F;cha&#x0364;digten Bein anzubieten. Es wird nichts zu<lb/>
bedeuten haben, &#x017F;agte Felß, ich habe da einen Spi-<lb/>
ritus, der bei Quet&#x017F;chungen vortrefflich i&#x017F;t; aber<lb/>
warum mags wohl der Kleine gethan haben? Jo-<lb/>
hann Jacob wußte nicht, oder wollte nicht &#x017F;agen,<lb/>
warum, ob ihn gleich die Erfahrung lehrte, daß es<lb/>
aus Neigung zu be&#x017F;cha&#x0364;digen ge&#x017F;chah, er wollte &#x017F;o-<lb/>
gar meine ihm bekannte Lu&#x017F;t zu beißen nicht ge&#x017F;te-<lb/>
hen, al&#x017F;o &#x017F;agte er, ich weis nichts, als Sie um<lb/>
Verzeihung zu bitten, und will den bo&#x0364;&#x017F;en Jun-<lb/>
gen zu Hau&#x017F;e tu&#x0364;chtig &#x017F;trafen, will ihn gewiß<lb/>
nicht &#x017F;chonen. Verzeihen Sie nur, Herr Felß,<lb/>
und rechnen es mir nicht zu! Gern ver&#x017F;prach dies<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Felß,</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[40/0044] eilte ich den Biß anzubringen, und zwar ſo ſtark, daß Felß aufſchrie. Er ſchob meinen Kopf zuruͤck und ſein Bein weg; mein Vater fuhr auf und er- blaßte. Das iſt ein muthwilliger Knabe, ſagte Felß, indem er den Strumpf herunterzog. Alle meine Zaͤhne waren eingedruͤckt, und Felß fand, daß es weh that. Johann Jacob nahm mich, der wie- der aufgeſtanden war, etwas unſanft beim Arm und fuͤhrte mich zur Thuͤr hinaus; zu Hauſe, ſagte er, ſollſt du deine Strafe haben, hier will ich mit dir Boͤſewicht keinen Lerm machen, und ſo eilte er wieder ins Zimmer, um Felßen faſt fußfaͤllig um Vergebung zu bitten, und ſeine Dienſte bei dem beſchaͤdigten Bein anzubieten. Es wird nichts zu bedeuten haben, ſagte Felß, ich habe da einen Spi- ritus, der bei Quetſchungen vortrefflich iſt; aber warum mags wohl der Kleine gethan haben? Jo- hann Jacob wußte nicht, oder wollte nicht ſagen, warum, ob ihn gleich die Erfahrung lehrte, daß es aus Neigung zu beſchaͤdigen geſchah, er wollte ſo- gar meine ihm bekannte Luſt zu beißen nicht geſte- hen, alſo ſagte er, ich weis nichts, als Sie um Verzeihung zu bitten, und will den boͤſen Jun- gen zu Hauſe tuͤchtig ſtrafen, will ihn gewiß nicht ſchonen. Verzeihen Sie nur, Herr Felß, und rechnen es mir nicht zu! Gern verſprach dies Felß,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/44
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/44>, abgerufen am 28.04.2024.