Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.
dem, was man Bosheit oder Verbrechen nennt, im Hinterhalte, als bei den öffentlichen Streichen. Vater Johann Jacob, fürchtete sehr zeitig, daß es so werden würde, er ließ mich, weil er die Sache nicht ändern konnte, bald ganz laufen, und ich glaube, daß er anfieng, gelassen bei der Sache zu werden, als er den Baron Treff und mich einmal aufmerksam betrachtet und gefunden hatte, daß sich in meinen Zügen viel Aehnlichkeit mit dem ersten entdeckte. Wiefern ihn dieses Ohngefehr beruhigen konnte, begreife ich nicht, er soll es aber einem seiner Vertrauten gestanden haben, daß er seitdem nicht mehr den herznagenden Gram empfände, den er gehegt hätte, so lange er sich eingebildet, ich würde ihm ähnlich werden, und so das Zeugniß vor aller Welt auf dem Gesichte tragen, daß ich Johann Jacob Schnitzers leibhaftiger ausgearteter Sohn sei. Treff war hingegen viel gütiger gegen mich, und neckte sich oft mit mir, lernte mir auch aller- hand kleine Witzeleien und lustige Liederchen sin- gen; mein Talent, die Leute zu plagen, fand er allerliebst, und hetzte mich selbst sehr oft an, wie es sonst leichtfertige Buben mit Hunden zu thun pflegen. Ein andermal aber wollte der Ba- ron auch gegen mich Autorität ausüben, und et- was
dem, was man Bosheit oder Verbrechen nennt, im Hinterhalte, als bei den oͤffentlichen Streichen. Vater Johann Jacob, fuͤrchtete ſehr zeitig, daß es ſo werden wuͤrde, er ließ mich, weil er die Sache nicht aͤndern konnte, bald ganz laufen, und ich glaube, daß er anfieng, gelaſſen bei der Sache zu werden, als er den Baron Treff und mich einmal aufmerkſam betrachtet und gefunden hatte, daß ſich in meinen Zuͤgen viel Aehnlichkeit mit dem erſten entdeckte. Wiefern ihn dieſes Ohngefehr beruhigen konnte, begreife ich nicht, er ſoll es aber einem ſeiner Vertrauten geſtanden haben, daß er ſeitdem nicht mehr den herznagenden Gram empfaͤnde, den er gehegt haͤtte, ſo lange er ſich eingebildet, ich wuͤrde ihm aͤhnlich werden, und ſo das Zeugniß vor aller Welt auf dem Geſichte tragen, daß ich Johann Jacob Schnitzers leibhaftiger ausgearteter Sohn ſei. Treff war hingegen viel guͤtiger gegen mich, und neckte ſich oft mit mir, lernte mir auch aller- hand kleine Witzeleien und luſtige Liederchen ſin- gen; mein Talent, die Leute zu plagen, fand er allerliebſt, und hetzte mich ſelbſt ſehr oft an, wie es ſonſt leichtfertige Buben mit Hunden zu thun pflegen. Ein andermal aber wollte der Ba- ron auch gegen mich Autoritaͤt ausuͤben, und et- was
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dem, was man Bosheit oder Verbrechen nennt, im
Hinterhalte, als bei den oͤffentlichen Streichen.
Vater Johann Jacob, fuͤrchtete ſehr zeitig, daß
es ſo werden wuͤrde, er ließ mich, weil er die Sache
nicht aͤndern konnte, bald ganz laufen, und ich
glaube, daß er anfieng, gelaſſen bei der Sache zu
werden, als er den Baron Treff und mich einmal
aufmerkſam betrachtet und gefunden hatte, daß ſich
in meinen Zuͤgen viel Aehnlichkeit mit dem erſten
entdeckte. Wiefern ihn dieſes Ohngefehr beruhigen
konnte, begreife ich nicht, er ſoll es aber einem
ſeiner Vertrauten geſtanden haben, daß er ſeitdem
nicht mehr den herznagenden Gram empfaͤnde, den
er gehegt haͤtte, ſo lange er ſich eingebildet, ich
wuͤrde ihm aͤhnlich werden, und ſo das Zeugniß
vor aller Welt auf dem Geſichte tragen, daß ich
Johann Jacob Schnitzers leibhaftiger ausgearteter
Sohn ſei.
Treff war hingegen viel guͤtiger gegen mich,
und neckte ſich oft mit mir, lernte mir auch aller-
hand kleine Witzeleien und luſtige Liederchen ſin-
gen; mein Talent, die Leute zu plagen, fand er
allerliebſt, und hetzte mich ſelbſt ſehr oft an, wie
es ſonſt leichtfertige Buben mit Hunden zu
thun pflegen. Ein andermal aber wollte der Ba-
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