Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.
was zu meiner Zucht beitragen; demnach fuhr er mich über Unarten, die ich zu einer ihm ungelegenen Zeit vor ihm ausübte, tüchtig an, schimpfte mich, und drohte mich bei den Beinen aufzuhängen, u. s. w. Mich rührte das wenig, ich wußte, daß es nicht geschehen würde, und verließ mich auch hier auf den Schutz meiner Mutter, wiewohl Treff der einzige war, der mich hart anlassen durfte, ja sie sagte wohl gar bei einer solchen Gelegenheit: du mußt dem Herrn Baron hübsch folgen! Sie war mit diesem, als ich ohngefehr vier Jahre zurückgelegt hatte, aufs neue im besten Ver- nehmen, ja sie lebte mehr als jemals in vertrauter Freundschaft mit ihm. So ohngefehr zwischen meinem ersten und dritten Jahre war er mit seiner Gemahlinn wieder bei uns gewesen; allein während des Aufenthalts dieses hochadelichen Paares bei uns fielen eine Menge Verdrüßlichkeiten vor, die nicht nur die gnädige Frau und meine Mutter ganz entzweiten, sondern auch die Veruneinigung der Eheleute selbst veranlaste. Die Soupees spirituels giengen anfangs, wie ehemals, in ununterbrochener Ordnung fort; aber Mamsell Fanchon, die, wie wir wissen, sowohl der Freifrau von Treff, als meiner Mutter Rache ge- schworen hatte, glaubte solche nicht besser ausüben zu 2 r Theil. D
was zu meiner Zucht beitragen; demnach fuhr er mich uͤber Unarten, die ich zu einer ihm ungelegenen Zeit vor ihm ausuͤbte, tuͤchtig an, ſchimpfte mich, und drohte mich bei den Beinen aufzuhaͤngen, u. ſ. w. Mich ruͤhrte das wenig, ich wußte, daß es nicht geſchehen wuͤrde, und verließ mich auch hier auf den Schutz meiner Mutter, wiewohl Treff der einzige war, der mich hart anlaſſen durfte, ja ſie ſagte wohl gar bei einer ſolchen Gelegenheit: du mußt dem Herrn Baron huͤbſch folgen! Sie war mit dieſem, als ich ohngefehr vier Jahre zuruͤckgelegt hatte, aufs neue im beſten Ver- nehmen, ja ſie lebte mehr als jemals in vertrauter Freundſchaft mit ihm. So ohngefehr zwiſchen meinem erſten und dritten Jahre war er mit ſeiner Gemahlinn wieder bei uns geweſen; allein waͤhrend des Aufenthalts dieſes hochadelichen Paares bei uns fielen eine Menge Verdruͤßlichkeiten vor, die nicht nur die gnaͤdige Frau und meine Mutter ganz entzweiten, ſondern auch die Veruneinigung der Eheleute ſelbſt veranlaſte. Die Soupees ſpirituels giengen anfangs, wie ehemals, in ununterbrochener Ordnung fort; aber Mamſell Fanchon, die, wie wir wiſſen, ſowohl der Freifrau von Treff, als meiner Mutter Rache ge- ſchworen hatte, glaubte ſolche nicht beſſer ausuͤben zu 2 r Theil. D
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was zu meiner Zucht beitragen; demnach fuhr er mich
uͤber Unarten, die ich zu einer ihm ungelegenen Zeit
vor ihm ausuͤbte, tuͤchtig an, ſchimpfte mich, und
drohte mich bei den Beinen aufzuhaͤngen, u. ſ. w.
Mich ruͤhrte das wenig, ich wußte, daß es nicht
geſchehen wuͤrde, und verließ mich auch hier auf den
Schutz meiner Mutter, wiewohl Treff der einzige
war, der mich hart anlaſſen durfte, ja ſie ſagte
wohl gar bei einer ſolchen Gelegenheit: du mußt
dem Herrn Baron huͤbſch folgen!
Sie war mit dieſem, als ich ohngefehr vier
Jahre zuruͤckgelegt hatte, aufs neue im beſten Ver-
nehmen, ja ſie lebte mehr als jemals in vertrauter
Freundſchaft mit ihm. So ohngefehr zwiſchen
meinem erſten und dritten Jahre war er mit ſeiner
Gemahlinn wieder bei uns geweſen; allein waͤhrend
des Aufenthalts dieſes hochadelichen Paares bei
uns fielen eine Menge Verdruͤßlichkeiten vor, die
nicht nur die gnaͤdige Frau und meine Mutter
ganz entzweiten, ſondern auch die Veruneinigung
der Eheleute ſelbſt veranlaſte.
Die Soupees ſpirituels giengen anfangs, wie
ehemals, in ununterbrochener Ordnung fort; aber
Mamſell Fanchon, die, wie wir wiſſen, ſowohl der
Freifrau von Treff, als meiner Mutter Rache ge-
ſchworen hatte, glaubte ſolche nicht beſſer ausuͤben
zu
2 r Theil. D
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