Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.
zu können, als wenn sie eine dieser beiden Damen auf die andere erbitterte. Sie stellte sich zu dem Ende wegen des Ausschließens von den intriquan- ten Gesellschaften völlig versöhnt, hatte oft etwas bei der Frau von Treff, so wie auch bei meiner Mutter zu zeigen, vorzuschlagen, und setzte sich sogar in Unkosten, um dieser oder jener zu etwas von gutem Geschmack wohlfeil zu verhelfen. Da- bei hatte sie immer neue und geheime Nachrichten fast aus allen Häusern zu erzählen. Sie wußte ohngefehr, welche Damen die gnädige Frau nicht leiden konnte, von diesen sprach sie alles mögliche üble, und bei meiner Mutter empfahl sie sich am meisten durch Verläumdungen auf Sophien Busch. So gelang es ihr bald, als vertraute Freundinn noch einmal im Gasthof eingeführt zu sein; man glaubte, sie habe einsehen lernen, daß sie sich mit ihren Mamsells in die Gesellschaften, wo jetzt vor- nehmere Damen erschienen, nicht schickte, war ihr um dieser eingebildeten Bescheidenheit willen noch gewogener, und sahe sie gern kommen, ja es konn- te nicht oft genug geschehen, es ward sogar nach ihr geschickt, sie mußte ganze Vormittage bei der Frau Baroninn zubringen, welche sich nun nicht im geringsten vor ihr genierte. Nachdem
zu koͤnnen, als wenn ſie eine dieſer beiden Damen auf die andere erbitterte. Sie ſtellte ſich zu dem Ende wegen des Ausſchließens von den intriquan- ten Geſellſchaften voͤllig verſoͤhnt, hatte oft etwas bei der Frau von Treff, ſo wie auch bei meiner Mutter zu zeigen, vorzuſchlagen, und ſetzte ſich ſogar in Unkoſten, um dieſer oder jener zu etwas von gutem Geſchmack wohlfeil zu verhelfen. Da- bei hatte ſie immer neue und geheime Nachrichten faſt aus allen Haͤuſern zu erzaͤhlen. Sie wußte ohngefehr, welche Damen die gnaͤdige Frau nicht leiden konnte, von dieſen ſprach ſie alles moͤgliche uͤble, und bei meiner Mutter empfahl ſie ſich am meiſten durch Verlaͤumdungen auf Sophien Buſch. So gelang es ihr bald, als vertraute Freundinn noch einmal im Gaſthof eingefuͤhrt zu ſein; man glaubte, ſie habe einſehen lernen, daß ſie ſich mit ihren Mamſells in die Geſellſchaften, wo jetzt vor- nehmere Damen erſchienen, nicht ſchickte, war ihr um dieſer eingebildeten Beſcheidenheit willen noch gewogener, und ſahe ſie gern kommen, ja es konn- te nicht oft genug geſchehen, es ward ſogar nach ihr geſchickt, ſie mußte ganze Vormittage bei der Frau Baroninn zubringen, welche ſich nun nicht im geringſten vor ihr genierte. Nachdem
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zu koͤnnen, als wenn ſie eine dieſer beiden Damen
auf die andere erbitterte. Sie ſtellte ſich zu dem
Ende wegen des Ausſchließens von den intriquan-
ten Geſellſchaften voͤllig verſoͤhnt, hatte oft etwas
bei der Frau von Treff, ſo wie auch bei meiner
Mutter zu zeigen, vorzuſchlagen, und ſetzte ſich
ſogar in Unkoſten, um dieſer oder jener zu etwas
von gutem Geſchmack wohlfeil zu verhelfen. Da-
bei hatte ſie immer neue und geheime Nachrichten
faſt aus allen Haͤuſern zu erzaͤhlen. Sie wußte
ohngefehr, welche Damen die gnaͤdige Frau nicht
leiden konnte, von dieſen ſprach ſie alles moͤgliche
uͤble, und bei meiner Mutter empfahl ſie ſich am
meiſten durch Verlaͤumdungen auf Sophien Buſch.
So gelang es ihr bald, als vertraute Freundinn
noch einmal im Gaſthof eingefuͤhrt zu ſein; man
glaubte, ſie habe einſehen lernen, daß ſie ſich mit
ihren Mamſells in die Geſellſchaften, wo jetzt vor-
nehmere Damen erſchienen, nicht ſchickte, war ihr
um dieſer eingebildeten Beſcheidenheit willen noch
gewogener, und ſahe ſie gern kommen, ja es konn-
te nicht oft genug geſchehen, es ward ſogar nach
ihr geſchickt, ſie mußte ganze Vormittage bei der
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